Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
Vom Netzwerk:
die Stadt zukam. Sie und Roger waren zu der Beerdigung von Julianas Mann Walkelin, der einem Schlaganfall erlegen war, nach Greenwich gekommen. Jetzt wollten sie in ihr Londoner Haus in der Friday Street zurückkehren.
    »Feines Leinen aus Cambrai.« Juliana nickte zu dem Schiff hinüber und kniff die grauen Augen zusammen, um besser sehen zu können. »Wahrscheinlich auch noch Gewürze und Seife.«
    Ida warf ihrer Schwiegermutter einen verstohlenen Blick zu. Juliana wirkte vollkommen gelassen. Der Tod ihres zweiten
Mannes schien sie nicht sonderlich zu berühren. Zu seinen Lebzeiten hatte sie ihre Pflicht ihm gegenüber erfüllt und jetzt für ein angemessenes Begräbnis gesorgt, das allerdings weniger Wellen in ihrem Leben ausgelöst zu haben schien als der Wind auf dem Wasser der Themse. Aus kurzen Bemerkungen und Julianas Verhalten hatte Ida geschlossen, dass ihre Schwiegermutter ihrem ersten Mann, Rogers Vater, nur Abneigung und Verachtung entgegengebracht und den zweiten, mit dem sie wenig gemein hatte, mit resignierter Gleichgültigkeit behandelt hatte. Sie beabsichtigte, dem königlichen Schatzmeister eine Strafe von hundert Mark zu bezahlen, um kein drittes Mal gegen ihren Willen heiraten zu müssen. Sie wollte sich auf ihren Witwensitz bei Dovercourt zurückziehen und ihr Leben nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten.
    »Woher weißt du, was es geladen hat?«, erkundigte sich Ida neugierig. Das Wasser teilte sich, silbrige Gischt aufwerfend, vor dem Bug des weißen Schiffes, was vor ihrem geistigen Auge das Bild einer Stickarbeit entstehen ließ.
    »Es ist die Saint Foy . Walkelin hat gelegentlich Geschäfte mit ihrem Kapitän getätigt.« Juliana sah Ida an. »Solche Schiffe befördern immer auch eine Ladung von Neuigkeiten, die genauso wertvoll sind wie Stoffe und die dazugehörigen Färbemittel.«
    »Dann hoffe ich auf gute Neuigkeiten.« Ida blickte nachdenklich zu Roger hinüber, der mit seinen Rittern sprach. Während des letzten Monats hatten sie sehr wenig von der Rebellion gehört, nur, dass der junge König sich nach wie vor in allem gegen seinen Vater stellte und weiterhin Schreine und Klöster ausraubte, um seine Söldner zu entlohnen. Sie hatten auch erfahren, dass er William Marshal gebeten hatte, zurückzukommen und wieder den Befehl über seine Militärgarde zu übernehmen – als wären der vorausgegangene Skandal und
die anschließende Verbannung völlig belanglos gewesen. Ida konnte beim besten Willen nicht verstehen, warum William erneut bereitwillig in die Dienste eines solchen Herrn trat.
    »Er tut, was er tun muss«, hatte Roger erklärt, als sie eines Abends am Feuer über die Angelegenheit gesprochen hatten. »Er hat seinem Herrn einen Treueeid geschworen, und da sein Herr nun einmal der junge König ist, gebietet ihm seine Ehre, seinem Ruf Folge zu leisten. Wir alle haben uns schon einmal in einer solchen Situation befunden. Der Weg, den du gewählt hast, bestimmt deine zukünftigen Entscheidungen. Manch einer wird ob Williams ihrer Meinung nach übertriebener Integrität den Kopf schütteln, aber alle werden den Mut bewundern, den es erfordert, bedingungslos zu seinem Wort zu stehen.«
    Ida war erneut klar geworden, wie tief Rogers eigenes Ehrgefühl in seinem Charakter verwurzelt war. Die Worte, die er für William Marshal fand, kamen aus seinem Herzen. Sie brauchte ihn nicht zu fragen, ob er genauso gehandelt hätte, sie wusste, dass dies der Fall war, was sie einerseits mit Stolz, andererseits mit Sorge erfüllte.
    Juliana riss sie aus ihren Gedanken.
    »Es beruhigt mich, dass es diesmal zu keinen Aufständen in England gekommen ist. Da Gloucester und Leicester unter Arrest stehen, gibt es hier keine Anlaufstellen für die Rebellen mehr, und nach allem, was geschehen ist, brennen die Männer nicht mehr so sehr darauf, dem jungen König zu folgen.«
    »Rogers Halbbrüder unterstützen ihn.«
    Juliana schnaubte verächtlich.
    »Etwas anderes hätte ich von ihnen auch nicht erwartet.«
    »Roger sagt, der Justiciar bremst ihren Eifer, aus Familieninteresse.«
    »Das wird ihm auch nichts nützen.« Julianas Augen glitzerten
plötzlich hart wie Diamanten. »Mein Sohn wird der Earl of Norfolk. Es ist sein Geburtsrecht.«
    Roger beendete das Gespräch mit seinen Männern, trat zu seiner Mutter, um sich zu verabschieden, umarmte sie liebevoll und küsste sie auf die Wange. Nach dem Versprechen, sie bald wieder zu besuchen, half er Ida in die mit Läufern und Kissen ausgelegte Barke.

Weitere Kostenlose Bücher