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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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eisern, aber Ida fragte sich, wie viel Kraft ihn das kostete. Vor ihr formte sich das Bild des jungen Mannes, den sie vor über einem Jahr zum letzten Mal gesehen hatte. Attraktiv, arrogant, mit einem Auftreten, als sei er der Herr der Welt. Außerdem ausgesprochen charmant gegenüber denen, die er zu manipulieren gedachte. Henrys ältester Sohn. Sie presste die Lippen zusammen.
    »Gott schenke seiner Seele Frieden.« Roger bekreuzigte sich. »Ich werde veranlassen, dass meine Kaplane eine Messe für ihn lesen.«
    William neigte den Kopf.
    »Ich danke Euch«, erwiderte er würdevoll. »Auch ich habe um seiner Seele willen Buße zu tun und Wiedergutmachungen zu leisten. Es gibt viel zu bereuen. Ich bin hier, um Euch zu fragen, ob Ihr Pferde habt, die Ihr mir für die Reise leihen könnt. Meine Schlachtrösser stehen im Stall des Königs, und das Maultier ist gemietet, und ich muss es zurückgeben.«
    »Nehmt Euch den kastanienbraunen Wallach aus dem Stall.« Roger hob eine Hand. »Er ist ausgeruht, schnell, hat einen weichen Gang und ein ausgeglichenes Temperament. Ein kräftiges Packpferd ist auch da, das rotbraune mit dem weißen Vorderbein.«
    Ida war inzwischen mit Rogers Eigenheiten vertraut, den kleinen Gesten, die ihn verrieten. Oberflächlich betrachtet gab er sich als höflicher Gastgeber, aber sie sah ihm an, dass er innerlich die Neuigkeiten verarbeitete und überlegte, wie er darauf reagieren sollte. Der kastanienbraune Wallach war sein Lieblingsreitpferd. Es William Marshal anzubieten, um es wahrscheinlich nie wiederzusehen, war ein Akt der Großzügigkeit, die mehr über Rogers Achtung vor dem Mann aussagte als bloße Worte.
    »Danke«, gab William schlicht zurück. »Ich werde Euch das nie vergessen.«
    Ein Diener erschien und meldete, dass das Bad bereit war. Ida brachte William in die Kammer und nutzte den Umstand, dass Roger sie nicht hören konnte, um zu fragen, wie der König die Nachricht vom Tod seines ältesten Sohnes aufgenommen hatte.
    »Er trauert, Mylady, lässt es sich aber in der Öffentlichkeit
nicht anmerken. Er hat einen erwachsenen Sohn verloren, das ist ein furchtbarer Schlag. Außerdem quält es ihn, dass der junge Lord starb, ohne dass sie sich versöhnt hatten.« Seine Miene wurde traurig und nachdenklich. »So viele Menschen sehnen sich vergeblich nach einer warmen Umarmung, nicht wahr? So viele falsche Worte werden gesprochen und dann auf dem vor uns liegenden Weg zu fast unüberwindlichen Hindernissen.«
    Ida schluckte. Sie war nicht in der Lage, ihm zu antworten, denn seine Worte hatten in ihrer eigenen Brust einen stechenden Schmerz ausgelöst. Leise entschuldigte sie sich damit, dass sie nach ihrem Sohn sehen musste, und überließ William seinem Bad.
    Hugh war wach und krähte vor Freude, als sie sich über die Wiege beugte. Sie nahm ihn hoch und drückte ihn an sich, obwohl seine Windel nass war. Und diese Umarmung galt nicht nur ihm, sondern auch dem verletzlichen kleinen Jungen, den sie in Henrys Obhut zurückgelassen hatte. Bei Henry, dessen Söhne Umarmungen und liebevolle Worte ihr Leben lang hatten entbehren müssen.

    »Was werdet Ihr nach Eurer Rückkehr tun?«, fragte Roger William, während sie gerösteten Truthahn, Weizenbrei und Salat aus dem Küchengarten mit einer scharfen Erdbeersauce verzehrten. Das Bad, saubere Kleider und etwas Zeit, um sich zu sammeln, hatten viel dazu beigetragen, Williams Zustand zu verbessern. Er wirkte nicht mehr ganz so verhärmt, und seine Schultern schienen von einem Teil ihrer Last befreit.
    William legte sein Messer weg.
    »Wenn ich die Reise überlebe, kehre ich zum König zurück und berichte ihm, dass ich den Umhang meines jungen Herrn am Grab Christi niedergelegt habe, das habe ich ihm geschworen.
Er hat mir einen Posten bei Hof versprochen, und dann werden wir weitersehen.« Nachdenklich griff er nach seinem Becher. »Es gibt viel wiedergutzumachen … und viel zu überdenken. Wenn man den Tod hautnah miterlebt, erscheint einem das eigene Leben plötzlich wesentlich kostbarer.«
    Roger nickte düster. Da er gerade vom Begräbnis seines Stiefvaters kam, befand er sich selbst in grüblerischer Stimmung und war sich der Tatsache bewusst, wie schnell die Zeit verging. Er war ungefähr so alt wie William Marshal – noch nicht in den mittleren Jahren, aber auch nicht mehr von dem strahlenden Optimismus der Jugend erfüllt. Er hatte seine Ziele und seinen Ehrgeiz. Beides war wie ein schnell dahinfließender Fluss, der ihn abwärts

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