Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
Vom Netzwerk:
gesehen.«
    »Es geht ihr gut, Sire«, erwiderte Roger mit ausdrucksloser Höflichkeit. Je weniger Kontakt es zwischen Ida und Henry gab, desto besser, fand er. Sie hielt sich mit Königin Eleanor, deren Hausarrest einmal mehr aufgehoben worden war, damit sie an den Festlichkeiten teilnehmen konnte, und einigen anderen Frauen in Whitehall, der kleineren Halle, auf.
    »Wie ich hörte, habt Ihr eine weitere Tochter.« In Henrys Augen glomm ein provozierender Funke. »Mädchen sind nützlich, um sie zu verheiraten und dadurch Bündnisse zu schließen – wenn man zuvor für Söhne und Erben gesorgt hat.«
    »Gott hat es gut mit uns gemeint, Sire.« Roger gab sich nach außen hin unbeteiligt, obwohl der Ärger in ihm zu brodeln begann wie Blasen in kochendem Wasser. Hugh war vor kurzem vier geworden, und Roger war ungeheuer stolz auf seinen lebhaften und intelligenten Sohn. Marie, sein zweites Kind, begann mit zweieinhalb statt Babykittel richtige Kleider zu tragen, die so winzig waren, dass er jedes Mal lachen musste, wenn er sie auf einer Truhe liegen sah, während sie schlief. Marguerite war im August geboren worden – am selben Tag, an dem sie die Nachricht von Geoffreys Tod erhalten hatten. Ida hatte nach der Geburt geweint, doch Roger war sich bezüglich der Quelle dieser Tränen nicht sicher gewesen. Wahrscheinlich Freude und Erleichterung darüber, ein gesundes Kind zur Welt gebracht zu haben, aber er vermutete, dass die traurige Nachricht auch den alten Schmerz über den Verlust ihres Erstgeborenen wieder hatte aufflammen lassen.
    »Das dachte ich früher auch«, entgegnete Henry, »aber jetzt frage ich mich, ob uns unsere Söhne und Töchter nicht geschenkt werden, um uns zu bestrafen, und uns dann aus demselben Grund auch wieder genommen werden.« Er schnitt in
das Fleisch. Blutiger Saft rann auf die goldene Platte. »Ihr und Euer Vater wart bei seinem Tod zerstritten, Lord Bigod. Bedauert Ihr das?«
    »Ich bedauere, dass er so sterben musste, wie er starb, Sire«, gab Roger ruhig zurück. »Ich bedauere, dass wir nie einer Meinung waren, aber ich bedauere nicht, dass ich mich gegen ihn gestellt habe.«
    Henry spießte ein Stück Fleisch auf seine Messerspitze und beobachtete einen Moment lang, wie es dort zitterte, ehe er es in den Mund schob.
    »Ich habe Euch eine Weile beobachtet, Mylord«, sagte er dann. »Ihr lasst stets Vorsicht walten und verfügt über große Geduld. Das sind nützliche Eigenschaften. Ich kann die Männer, denen ich blind vertraue, an den Fingern einer Hand abzählen …« Als der König zögerte, zog sich Rogers Magen zusammen. Endlich war es so weit. Henry würde ihm als Weihnachtsgeschenk die Grafschaft und den dritten Penny zurückgeben. Er würde Framlingham wieder aufbauen dürfen.
    Er konnte nicht verhindern, dass seine Stimme belegt klang.
    »Sire, ich habe mich stets bemüht, ehrenhaft zu handeln.«
    Der König musterte ihn belustigt.
    »So? Ich hatte fast vergessen, welchen Umgang Ihr pflegt, Mylord Bigod.«
    Als Roger ihn verwirrt ansah, schwenkte Henry eine Hand. »William Marshal«, sagte er. »Noch ein ›Ehrenmann‹.«
    Obwohl der Ton des Königs spitz klang, wertete Roger seine Worte als Kompliment. Sie schürten sogar seine Zuversicht noch. Der Marschall war im Frühjahr aus dem Heiligen Land zurückgekehrt, und Henry hatte ihm einen Landsitz im Norden Englands und die Vormundschaft für eine junge Erbin, Heloise of Kendal, übertragen. William war momentan damit beschäftigt, sich um sein neues Land und das, das er verwaltete, zu
kümmern. Rogers Pferde besaß er nicht mehr, aber er hatte Roger besucht und wollte sie bezahlen. Roger hatte abgelehnt und darauf bestanden, dass die Tiere ein Geschenk gewesen waren, was William mit einigen höflichen Floskeln quittiert hatte.
    Roger hatte sich gefragt, ob der Marschall über Weihnachten an den Hof kommen würde, aber er hatte sich nicht blicken lassen. Er hatte auch überlegt, ob er die Kendal-Erbin heiraten würde, und vermutete, dass Henry ebenfalls darauf wartete, aber bislang war von derartigen Absichten noch nichts bekannt geworden. Wie dem auch sei, wenn Henry es für angemessen gehalten hatte, William zu belohnen, war es wahrscheinlich, dass auch andere Männer mit Geschenken rechnen konnten.
    »Das ist er allerdings, Sire«, stimmte er zu.
    Henry musterte ihn mit spöttischer Belustigung.
    »Das trifft sich gut, denn ich habe Bedarf an Ehrenmännern mit einem untrüglichen Urteilsvermögen.«
    Rogers

Weitere Kostenlose Bücher