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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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Oberlippe.
    »Vermutlich hast du Recht. Wenn Henry ihm Châteauroux angeboten hat, wird er ihm auch das Land der de Clares zusagen, denke ich. Auf jeden Fall wird er ein bedeutender Mann werden, vorausgesetzt, der König hält Wort. Nicht eingehaltene Versprechen sind nichts wert.«
    Ida senkte den Blick, und er spürte, wie etwas von ihrer Fröhlichkeit schwand. Henry hatte immer diese Wirkung auf sie, sein Name hing wie eine dunkle Wolke über ihrer beider Leben, und er bezweifelte, dass sich daran je etwas ändern würde.
    Roger seufzte.
    »Ich glaube, ich widme mich jetzt besser meinen Pflichten. Ich habe noch zu arbeiten.« Unwillkürlich blickte er in die Richtung, die William eingeschlagen hatte. Er wäre jetzt auch gerne nach Châteauroux geritten. Überall ringsum hatte der Frühling
Einzug gehalten, und frische Lebenskraft strömte nicht nur durch die Pflanzen und Gräser, sondern auch durch die Adern der Menschen.
    »Musst du das?« Ida warf ihm einen schmollenden und zugleich verführerischen Blick zu.
    »Ja.«
    »Jetzt sofort?« Sie spielte mit der Brosche am Ausschnitt ihres Gewandes und berührte dann ihren Hals. Er sah, dass ihre Wangen leicht gerötet waren und ihre Augen glänzten.
    Die Botschaft in ihren Worten und ihrem Blick löste in seiner Magengegend eine wohlige Wärme aus. Auf ihn wartete tatsächlich Arbeit – ein ganzer Berg –, aber als er Ida betrachtete, dachte er an ihre Schlafkammer, den sauberen Duft der Leinenlaken, das weiche Frühlingslicht auf ihrer Haut, ihr loses, dunkel schimmerndes Haar, ihren geschmeidigen empfänglichen Körper, und als ihm dann wieder der Stapel muffiger, langweiliger Dokumente einfiel, mit denen er sich in Westminster beschäftigen musste, war er auf einmal nur zu gern bereit, sich überreden zu lassen. Er konnte auch am Abend noch arbeiten und Henry die Kerzen bezahlen lassen.
    »Nein.« Er küsste ihren Hals und zog sie an sich. »Nicht jetzt sofort.«

    Als besondere Gunst war es William FitzRoy gestattet worden, einige Zeit im Gemach seines Vaters zu verbringen, statt mit den anderen Jungen ins Bett geschickt zu werden. Morgen sollte er zusammen mit einer Gruppe von Boten und Geistlichen nach England zurückkehren, während sein Vater auf Châteauroux vorrückte.
    William liebte das Leben am Hof, vor allem jetzt, wo ihm die Pflichten eines Pagen übertragen worden waren. Sie bestanden hauptsächlich im Überbringen von Botschaften und dem Servieren
bei Tisch. Er sog all die Rituale, die Gebärden und Gesten der Edelleute wie ein Schwamm in sich auf. Sein Vater legte nur selten höfisches Benehmen an den Tag, setzte sich oft noch nicht einmal hin, wenn er hastig seine Mahlzeit einnahm, trotzdem folgten ihm alle Blicke, wenn er die große Halle betrat, so stark war seine Ausstrahlung. William wünschte sich nichts mehr, als eines Tages so zu sein wie er. Er wäre gerne weiter in seinem Gefolge mitgereist, aber Henry hatte befunden, dass er vorerst genug neue Erfahrungen gesammelt hatte und lieber in das sichere England zurückkehren sollte, um dort seine Ausbildung fortzusetzen.
    William saß mit einem älteren Jungen bei einem Brettspiel, bemerkte aber plötzlich, dass sein Vater im Moment mit keinem seiner Männer sprach, brach das Spiel ab und lief zu ihm.
    Henry betrachtete ihn aus blutunterlaufenen grauen Augen. Er hielt einen Becher in der rechten Hand, die mit Kratzern von Falkenklauen übersät war, weil er es wieder versäumt hatte, seinen Handschuh zu tragen.
    »Bist du bereit für die Reise, mein Junge? Sind alle deine Sachen gepackt?«
    William nickte.
    »Ja, Sire.«
    Henry grunzte.
    »Ich würde dich gern weiter mitnehmen, aber das ist mir zu gefährlich. Besser, du wartest in England, bis ich zurückkomme, und befasst dich in der Zwischenzeit mit deinen Studien.«
    Wieder nickte William, obwohl er anderer Ansicht war. Er wäre der Armee gar zu gerne bis zu den Mauern von Châteauroux gefolgt.
    Er sah seinen Vater ernst an.
    »Darf ich Euch eine Frage stellen, bevor ich aufbreche?«
    Henry nickte nachsichtig.
    »Frag nur, was du willst.«
    William holte tief Atem.
    »Ist die Lady Jueta meine Mutter?« Sie hatte dies oft genug abgestritten, aber sie hatte dieselbe Haarfarbe wie er, und er hatte die Erfahrung gemacht, dass Erwachsene oft Lügen erzählten oder Unterlassungssünden begingen, obwohl sie Kindern immer wieder einschärften, dass das nicht richtig war.
    Ein verwunderter Ausdruck trat auf das Gesicht seines Vaters, gefolgt von

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