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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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übergeben musste. In dem verzweifelten Versuch, die Kirche nicht zu beschmutzen, taumelte sie zur Tür, riss sie auf, fiel an der Mauer auf die Knie und erbrach sich heftig. Der Priester kauerte sich neben sie und rief laut um Hilfe. Ein Diener rannte los. Ida wurde von Schauern geschüttelt. Wie konnte man zur gleichen Zeit innerlich glühen und frieren? Ihre Gelenke und Knochen schmerzten immer stärker.
    Ihre Zofen kamen herbeigeeilt und führten sie in ihre Kammer, wo sie sie zu Bett brachten und zudeckten, während sie am ganzen Körper zitterte. Sie brachten ihr Kräutertee, um ihren Magen zu beruhigen, doch als sie ihn trank, musste sie sofort wieder würgen.
    Während des größten Teils der Nacht war sie schwer krank. Trockene Blitze verliehen dem Himmel eine eigenartige milchig violette Färbung und zeigten in ihrer Fieberfantasie das Dahinscheiden eines Königs an. Kurz vor dem Morgengrauen begann es zu regnen. Mit wunder Kehle und dem Gefühl, als habe ihr ein Maultier in den Magen getreten, schlief Ida ein. Sie träumte von Feuer, Schlachten und Gefahr, hörte ihren Erstgeborenen verängstigt nach ihr rufen, konnte ihn aber nicht finden, weil ein dichter Nebel alles einhüllte. Dann rief Roger ihren Namen, löste sich aus der Nebelwand und streckte ihr eine rettende Hand hin. Einen Moment lang war ihr, als hielte er einen Beutel mit Gold darin, aber als sie erneut hinsah, war sie leer. Sie heftete den Blick auf ihn und flüsterte: »Der Vater meiner Kinder ist tot«, doch Roger gab den Blick mit der Kälte eines
Richters zurück und erwiderte: »Nein, der Vater deiner Kinder ist am Leben.«
    Als sie nach Atem ringend erwachte, rannen Tränen über ihr Gesicht. Bertrice zog die Bettvorhänge zurück und spähte besorgt in das Dämmerlicht.
    »Habt Ihr gerufen, Mylady?«
    Ida setzte sich auf und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Sie war immer noch halb in dem Traum gefangen, dessen Farben ihr lebhafter vorkamen als die in der Kammer. In ihrem Kopf tobte ein pochender Schmerz, und sie fühlte sich ausgelaugt und schwach wie eine junge Katze, aber die Übelkeit war vergangen, und sie glühte nicht mehr vor Fieber.
    »Ja«, sagte sie. »Bring mir etwas Brot und abgekochtes Wasser. Und Rosenwasser zum Waschen.«
    »Fühlt Ihr Euch besser?«
    Ida nickte.
    »Ein wenig, aber ich werde trotzdem heute nicht reiten. Es ist besser, wenn ich in der Kutsche reise.«
    Bertrice starrte sie an.
    »Ihr wollt wirklich heute aufbrechen, Mylady?«
    »Wenn ich hierbleibe, komme ich schwerlich nach London, nicht wahr? Und mein Mann hat mich rufen lassen.« Sie spürte, wie die Tränen auf ihrem Gesicht trockneten. Ihr Hemd war zerknittert und stank nach Schweiß. Plötzlich wollte sie nur noch aus diesem Bett steigen, saubere Kleider anlegen und diese schreckliche Nacht hinter sich lassen.
    »Unter diesen Umständen würde er es sicher verstehen, wenn Ihr…«
    »Ich werde reisen«, erwiderte Ida störrisch. »Und jetzt beeil dich.«
    Während ihre Zofen sie wuschen und ihr frische Kleider brachten, verblasste Idas Traum allmählich, hinterließ aber einen
kaum merklichen, unauslöschlichen Eindruck in ihrem Gedächtnis. Sie aß ein kleines Stück Brot und zwang sich, an dem Wasser nur vorsichtig zu nippen, obwohl ihre Kehle ausgedörrt war. Es hatte aufgehört zu regnen, die Luft war frischer geworden. Gutes Reisewetter, dachte sie.
    Ehe sie Framlingham verließ, kehrte sie in die Kapelle zurück, um noch einmal zu beten, und nahm die älteren Kinder mit, damit sie Kerzen für Henrys Seele entzündeten. Sich konzentriert auf die Lippe beißend hielt Hugh sein Wachslicht gerade, während er seine Pflicht erfüllte. Ida fragte sich, ob ihr Erstgeborener dasselbe getan hatte. Für ihn hätte dies natürlich eine ganz andere Bedeutung gehabt als für Hugh, für den es nur eine feierliche, aber auch aufregende und männliche Verpflichtung war. Der Tod des Königs bedeutete für ihn das Zelebrieren einiger Rituale, für ihr anderes Kind jedoch den Verlust seines Vaters und all seiner Sicherheit.
    Ida verschlief den größten Teil des ersten Reisetages, diesmal traumlos, und als sie erwachte, fühlte sie sich leicht vor Hunger und Leere. Eine wichtige, maßgebliche Erscheinung war aus ihrem Leben getreten, und die Lücke, die sie hinterlassen hatte, musste mit anderen, positiven Dingen geschlossen werden. Aber es würde schwer werden, diese Dinge zu finden.

    Roger sah zu, wie die von drei kräftigen grauen Pferden

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