Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)
nicht wahr? Selbst wenn Euch der Brief des Königs dazu ermächtigt, den Bischof von Ely abzusetzen, muss dies öffentlich und auf eine Weise geschehen, die andere davon abhält, die Gelegenheit zu nutzen und sich selbst mehr Macht zu verschaffen.« Er brauchte Johns Namen nicht eigens zu erwähnen.
William lächelte leicht.
»Das ist in der Tat ein schwieriges Unterfangen, aber ich hoffe, dass wir dieses spezielle Schiff vor dem Kentern bewahren können, wenn die richtigen Männer es steuern.«
Roger hob zweifelnd die Brauen und trat zu einer auf einer Truhe stehenden Karaffe.
»Wein?«
»Warum nicht?« William zog sich den neben dem Bett stehenden Stuhl heran und setzte sich. »Wie ich sehe, habt Ihr Euch einen neuen Helm anfertigen lassen.« Er nickte zu Rogers neben der Karaffe liegenden Neuerwerbung hinüber.
Roger reichte ihm einen gefüllten Becher.
»Ich hoffe, ich muss ihn nicht oft tragen. Er soll meine Kammer schmücken, nicht meinen Kopf.«
William grinste breit.
»Seid vorsichtig. Als ich meinen Helm das letzte Mal in meiner Kammer liegen gelassen habe, hat mein Erbe ihn als Nachttopf benutzt.«
Da es in den letzten Stunden wenig Grund zur Heiterkeit gegeben hatte, lockerte Williams Bemerkung die Atmosphäre schlagartig.
»Da ist er von größerem Nutzen als auf dem Schlachtfeld, finde ich.« Roger kicherte. »Wie geht es Eurer Frau?«
»Gut, aber sie sehnt die Geburt herbei. Das Kind kann jeden Tag kommen.« Ein Anflug von Ärger huschte über Williams Gesicht. »Ohne die Probleme mit Longchamp wäre ich jetzt bei ihr in Caversham. Und was ist mit Eurer Familie, Mylord?«
Roger drehte seinen Becher in der Hand.
»Ich sehe sie nicht so oft, wie ich es gern täte, aber es geht allen gut. Mein ältester Sohn ist jetzt fast neun.« Er verzog das Gesicht, als er daran dachte, dass Hugh in der Hälfte dieser Zeitspanne schon fast ein Mann sein würde. Die Zeit verging erschreckend schnell.
»Und Framlingham?«, fragte William weiter. »Wie sieht es denn dort aus?«
Roger lächelte schief.
»Die Bauarbeiten werden noch eine Weile dauern. Ida bekommt mehr davon mit als ich und beklagt sich ständig über den Staub und den Lärm, aber wenn alles fertig ist, wird sie sehen, dass es sich gelohnt hat, die Unannehmlichkeiten zu ertragen. Jeder Turm auf der Mauer wird dem benachbarten Deckung geben, und man kann sie isolieren, sodass, wenn einer fällt, die anderen intakt bleiben. Und aufgrund der Anordnung kann der Burghof in eine Todesfalle für etwaige Angreifer verwandelt werden.«
Ein begeisterter Funke glomm in Williams Augen auf, und die Unterhaltung wandte sich militärischen Verteidigungsanlagen zu. William erzählte von den Burgen, die er im Heiligen Land gesehen hatte, und von den zwei Rundtürmen, die einige Steinmetze in Striguil errichteten. Dann tranken die Männer eine Weile schweigend ihren Wein, bis William wieder auf ihr früheres Thema zu sprechen kam.
»Wir wissen beide, dass der Kanzler abgesetzt werden wird, aber dabei muss man Vorsicht walten lassen. Selbst wenn Longchamps Macht beschnitten wird, hat er immer noch ein Anrecht
auf die Burgen, die der König ihm vor seiner Abreise zuerkannt hat. Und die sind von großer strategischer Bedeutung.« Er hielt inne und fuhr dann langsam fort: »Dover, Cambridge und Hereford. Für alle werden unparteiische Kastellane gebraucht, die sich nicht bestechen lassen.« Er sah Roger an. »Würdet Ihr den Posten eines dieser Kastellane übernehmen oder zumindest die Verantwortung für die Aufsicht über die Burg? Ihr habt dem Kanzler gegen Euren Willen gedient, aber dennoch gerecht gehandelt, und Ihr steht in dem Ruf absoluter Integrität.«
Prickelnde Erregung keimte in Roger auf, aber er wahrte eine unbeteiligte Miene.
»Kommt der Vorschlag von Euch allein, oder habt Ihr Euch mit den anderen besprochen?«
»Das Angebot erfolgt natürlich nach Absprache. Der Erzbischof von Rouen meint, Ihr wärt der ideale Mann für diesen Posten, und alle anderen stimmen ihm zu. Hereford käme in Frage, wenn Ihr bereit wärt, die Verwaltung zu übernehmen.«
Roger biss sich auf die Unterlippe und ließ sich mit der Antwort Zeit. Der Marschall war ein vertrauenswürdiger Freund, und sie hatten viel gemeinsam. Roger hatte hart arbeiten müssen, um es am Hof zu etwas zu bringen, weil ihm stets der Verrat seines Vaters im Weg gestanden hatte. Auch William hatte sich in königlichen Diensten bewährt und war durch seine eigenen Verdienste in die Position
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