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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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gelangt, die er heute innehatte. Trotzdem galt es, die Politik nicht außer Acht zu lassen. Zwar verbanden ihn und William Freundschaft und gemeinsame Interessen, aber Roger musste auch Richards Bindung an Longchamp berücksichtigen. Selbst wenn sich Richard gezwungen gesehen hatte, einen Brief aufzusetzen, in dem er seinen Kanzler seiner Macht beraubte und ihn durch den Erzbischof von
Rouen ersetzte, hieß das nicht, dass Longchamp für immer ausgeschaltet war.
    »Ich bin dazu bereit«, versetzte er endlich, »aber nur, wenn alles seinen gesetzmäßigen Gang geht. Wenn Longchamp auf die Bedingungen eingeht, die ihm gestellt werden, übernehme ich das Amt, aber allein im Namen König Richards.«
    »Das versteht sich von selbst.« William wirkte sichtlich erfreut. »Damit wäre ein großes Problem gelöst.« Er stellte seinen Becher ab und erhob sich. »Ich hoffe, Ihr wisst, dass ich Euch nie gebeten hätte, gegen Euer Ehrgefühl zu verstoßen, Mylord.«
    Er wünschte Roger eine gute Nacht und kehrte in seine Kammer zurück. Roger schenkte sich noch einen halben Becher Wein ein, lehnte sich gegen die Polster und überdachte die Ereignisse des Tages. Als sein Blick auf seinen neuen Helm fiel, lächelte er, weil ihm Williams Bemerkung über den Nachttopf einfiel, doch dann wurde er ernst, als er an das Angebot bezüglich Hereford dachte. Er hatte gemeint, was er gesagt hatte, er beabsichtigte, die Burg allein für Richard zu halten und sich dem Druck keiner der beiden Seiten zu beugen – und Druck hatte er zu erwarten, positiven wie negativen. Aber er war es gewohnt, sich zu behaupten, er hatte sich lange genug darin geübt. Die Übernahme Herefords würde ihm zu hohem Ansehen und weiteren Einkünften verhelfen. Und sie stellte eine neue Herausforderung dar.
    Doch als er zu Bett ging und die Augen schloss, zogen die Bilder seiner Kinder an ihm vorbei: Hugh bei seinem Unterricht, wie er mit seiner Feder kunstvolle Buchstaben malte. Marie mit ihrem aprikosenfarbenen Haar und der blauen Glasperlenkette, Marguerite mit einer winzigen Haube auf dem Kopf. Die Kleinsten, William und Ralph, blieben dagegen gesichtslose Babys. Hätte er auf sie zeigen sollen, er hätte sie nicht erkannt. Er zahlte einen hohen Preis für seinen Erfolg. Aber es war immer
ein Preis zu zahlen. Man konnte keine Straße benutzen, ohne Wegezoll zu entrichten.
    Seine Blase weckte ihn mitten in der Nacht. Roger entzündete verschlafen die Kerze und tastete nach dem Nachttopf. Er verspürte schon wieder starken Durst, doch er und William hatten die Weinkaraffe geleert. Seufzend schlang er seinen Umhang um sich, weckte seinen Kammerdiener Godfrey und wies ihn an, ihm mit Wasser versetzten Wein zu holen. Als der junge Mann schlaftrunken die Tür öffnete, sah er sich einem erschrockenen William de Braose gegenüber, der gerade vorüberging.
    Der hinter seinem Diener stehende Roger starrte ihn an. De Braose musterte ihn gleichfalls überrascht, bevor sich seine Lippen zu einem sardonischen Lächeln krümmten.
    »Welch ein Zufall, Mylord.« Er straffte sich und nahm eine gebieterische Haltung ein. Roger ließ sich davon nicht einschüchtern. Ein Ochse war zwar größer als ein Pflüger, aber er wusste, wer die Peitsche hielt.
    »Da bin ich mir gar nicht so sicher«, erwiderte er kalt. »Was tut Ihr hier, wo Ihr doch mit dem Kanzler in Windsor sein solltet?«
    De Braose fuhr sich mit der Zunge über die Schneidezähne.
    »Ich bin auf Geheiß des Kanzlers hier.«
    Rogers Nacken begann zu kribbeln.
    »Was heckt er jetzt schon wieder aus?«
    De Braose maß ihn mit einem langen, abschätzenden Blick.
    »Meine Botschaft ist alleine für die Ohren von Lord John bestimmt.«
    »Mitten in der Nacht?«
    Wieder lächelte de Braose.
    »Ihr kennt doch John. Solche Dinge bereiten ihm Vergnügen und lassen ihn zugänglicher werden. Wenn die Verhandlungen Früchte tragen, werdet Ihr früh genug erfahren, worum
es geht. Ich wünsche Euch eine gute Nacht.« Er verneigte sich und rauschte davon.
    Roger runzelte die Stirn. Warum sollte de Braose John in tiefster Nacht eine Botschaft von Longchamp überbringen? Was wurde im Schutz der Dunkelheit getuschelt, das nicht im hellen Tageslicht gesagt werden konnte?
    »Wenn du den Wein geholt hast«, wandte er sich an Godfrey, »weckst du den Erzbischof von Rouen und die Co-Justiciare und bittest sie um ein Treffen. Sag ihnen, ich hätte etwas äußerst Wichtiges mit ihnen zu besprechen.«

    John betrat die Kammer von Walter de

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