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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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unterstützen. Nach einigen Tagen erbitterter Verhandlungen hatte Longchamp sich schließlich bereit erklärt, sich zwar den Justiciaren zu ergeben, nicht jedoch John. Und Roger überwachte momentan die Übergabe des Tower of London an de Coutances.
    Einer der Jungen rempelte Hugh an und wollte ihm die Schweinsblase entreißen, doch Hugh schleuderte sie so hoch in die Luft, dass sie in der Regenrinne des Hühnerstalldaches
landete. Hugh lief los und holte eine Heugabel, um sie herunterzustoßen.
    »Ich! Ich!«, krähte Marie. Ihr aprikosenfarbener Zopf hüpfte auf und ab. »Lass mich das machen, Hugh!« Hugh gab ihr lachend die Heugabel und hob sie hoch. Ein warmes Lächeln spielte um Idas Lippen. Nicht viele Jungen seines Alters würden sich mit ihren jüngeren Schwestern abgeben – jedenfalls nicht, wenn sie mit anderen Jungen spielten –, aber Hugh hatte da keine Skrupel. Er ging völlig ungezwungen mit anderen um.
    Vom Hofeingang wehten Stimmen und Hufgeklapper zu ihr herüber. Roger war von seiner Mission zurückgekehrt. Ida eilte zu ihm, um ihn zu begrüßen, und registrierte, dass er sich den Hut tief über die Augen gezogen hatte – kein gutes Zeichen. Als er abstieg, fegte Marie die Schweinsblase mit einem so kräftigen Hieb vom Dach, dass sie durch die Luft flog, Roger seitlich am Kopf streifte, den Hut von seinem Kopf stieß und die Pfauenfeder im Hutband umknickte.
    Einen Moment herrschte Stille.
    »Es tut mir leid, Papa«, piepste Marie und biss sich auf die Lippe.
    Roger bückte sich, hob den Hut auf und betrachtete ihn einen Moment lang. Ein Muskel zuckte an seinem Kinn. Er ließ die Krempe durch die Finger gleiten und starrte die geknickte Feder an.
    »Schon gut«, sagte er mit gepresster Stimme und ging ins Haus.
    Ida gab Marie einen beruhigenden Kuss, bedeutete den Kindern, ihr Spiel fortzusetzen, und folgte ihrem Mann.
    Er stand in der Wohnkammer und hatte den Hut auf einen Tisch gelegt. Die geknickte Feder schmorte in den Flammen.
    »Gibt es schlechte Neuigkeiten?«
    »Das hängt davon ab, was du als schlecht bezeichnest«, erwiderte
er, während er zusah, wie die Feder verbrannte. »Longchamp hat den Justiciaren die Schlüssel zum Tower ausgehändigt, diese Angelegenheit ist also geklärt. Ich soll vorerst die Verwaltung von Hereford Castle übernehmen – was mir recht gelegen kommt –, und Longchamp wird aus England verbannt, sowie er seine Burgen offiziell übergeben hat.«
    Ida hatte mit beidem gerechnet und sogar schon einige Sachen gepackt, falls sie schnellstmöglich aufbrechen mussten.
    »Warum bist du dann so niedergeschlagen?«
    Roger seufzte schwer und legte ihr eine Hand auf die Taille.
    »Ich bin es leid, durch diesen Morast zu waten. Longchamp hat sich nur gezwungenermaßen ergeben und auch dann noch Drohungen gegen uns ausgestoßen, als er de Coutances die Schlüssel überreicht hat. Er mag seine Autorität eingebüßt haben, und seine Burgen sollen so rasch wie möglich in andere Hände gegeben werden, aber das heißt nicht, dass er am Ende ist – weit gefehlt. Was auch immer er anderen angetan hat, seine Loyalität dem König gegenüber ist unerschütterlich, und Richard schätzt diese Eigenschaft bei seinen Gefolgsleuten mehr als jede andere.« Er rieb sich mit der freien Hand über das Gesicht. »Der heutige Tag wird für beide Seiten Folgen haben. Seit der Niederlage seines Erzrivalen stolziert John umher wie ein Hahn auf dem Misthaufen. Und ich stecke in der Mitte … also immer noch im Morast.«
    Draußen erklang der Lärm des wieder aufgenommenen Ballspiels und Maries gebieterisches:
    »Ich! Ich!«
    »Richard hat mich aus einem bestimmten Grund zum Earl gemacht«, fuhr Roger fort. »Nicht aus Zuneigung oder um ein begangenes Unrecht zu sühnen, o nein. Was auch immer die anderen tun, ich muss mich jetzt mit all meiner Kraft für Richards Sache einsetzen. Das ist meine Rolle in diesem Spiel.«
    Der Stolz auf ihren Mann drohte Ida zu überwältigen, aber sie empfand auch Furcht und einen leisen Groll. Sie verbrachten so wenig Zeit miteinander, und immer gab es so viel zu tun.
    »Hoffentlich folgen alle anderen deinem Beispiel«, meinte sie.
    »Dein Wort in Gottes Ohr, aber ich halte es für unwahrscheinlich.« Er seufzte tief. »Meine Pflicht ist es nun, nach Hereford zu reiten und die Burg auf Befehl der Justiciare zu sichern – obwohl ich sie offiziell als Longchamps Bevollmächtigter verwalte.«
    »Ich habe schon mit dem Packen begonnen«, sagte Ida. »Wann brechen

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