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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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drehte sich zu seinem Pferd um und wechselte einen verständnisinnigen Blick mit Roger, ehe er sich an William wandte.
    »Hier, Bruder Longespee«, rief er. »Ein Geschenk für dich. Mach dir einen Messergriff daraus.« Er warf einen weißen Gegenstand in ihre Richtung. Der Junge streckte instinktiv eine Hand aus und fing den blutverschmierten Hauer des Keilers auf.
    Roger betrachtete den scharfen gebogenen Eckzahn. William nannte sich seit kurzem nach einem königlichen Vorfahren Longespee, der diesen Namen erhalten hatte, weil die Klinge seines Schwertes auffallend lang gewesen war. Damit er seinem neuen Namen gerecht wurde, übte er sich mit Feuereifer im Umgang mit einem Langschwert. Das hatte ihm einigen Spott eingetragen, nicht zuletzt von Seiten Richards, aber als William allen Widrigkeiten zum Trotz durchgehalten und sogar Talent bewiesen hatte, hatte Richard begonnen, Sparringkämpfe mit ihm auszutragen, und ihm nach seiner Freilassung zur Belohnung ein eigenes Schwert versprochen. William hatte auch einige Zeit damit verbracht, auf Pergamentstücken einen Schild zu entwerfen, und gesagt, wenn er zum Ritter geschlagen
würde, würde er das Wappen seines Großvaters väterlicherseits, Geoffrey le Bels, übernehmen: kleine goldene Löwen auf hellblauem Untergrund. Roger hatte die Brauen gehoben, dazu aber geschwiegen. Lapislazuliblau war eine teure Farbe für einen Schild, passte jedoch zu dem Geschmack des Jungen. Zweifellos würde er nach ihrer Rückkehr auch ein kostbares Pferd haben wollen – nicht unter fünfzig Mark.
    Als sie in die Stadt zurückkehrten, zeigten sich am Himmel indigoblaue und rötliche Streifen. Die Stimmung wurde ausgelassen, was nicht nur an der Aussicht auf eine gute Mahlzeit, Wein und den Austausch von Geschichten an einem prasselnden Feuer lag, sondern vielmehr an dem Wissen, dass der größte Teil des Lösegeldes für den König von Köln rheinabwärts auf dem Weg hierher war, begleitet von Königin Eleanor, dem Erzbischof von Rouen und einem Gefolge von Adligen und Prälaten. Richards Freilassung war für den siebzehnten Januar vorgesehen, also trennte sie alle noch eine Woche von der Freiheit und ein Monat von der Heimat.
    Als sie die Burg erreicht hatten, stieg Roger ab, übergab sein Pferd einem Stallburschen und ging in seine Kammer, um sich zu waschen und seine Reithose gegen Kleider zu vertauschen, die für eine königliche Gesellschaft besser geeignet waren: eng anliegende rote Twillhosen, goldverzierte Schuhe und sein Hofgewand aus mitternachtsblauer, von Ida kunstvoll mit Goldknoten bestickter Wolle. Sein Umhang war mit dem Fell norwegischer Eichhörnchen gesäumt. Damals hatte Roger das alles für eine Spur zu auffallend gehalten, aber im Vergleich zum Prunk des deutschen Hofes und Richards äußerer Erscheinung wirkten seine Kleider geradezu schlicht. Er kämmte sich erst das Haar und dann den Bart, mit dem er sich immer noch ein wenig fremd vorkam, doch es war einfacher, ihn während der Reise wachsen zu lassen, statt sich jeden Tag mühsam zu
rasieren. Außerdem verlieh ihm der Bart eine gewisse staatsmännische Würde, die ihm gerade jetzt gut zustattenkam.
    Seit er sich Richard angeschlossen hatte, war Roger vollauf damit beschäftigt gewesen, Dokumente zu studieren, an Ratsversammlungen teilzunehmen, sich Argumente anzuhören und Entscheidungen zu treffen, so wie er es daheim auf der Richterbank getan hatte. Die Arbeit war seiner früheren Tätigkeit sehr ähnlich, und manchmal konnte er sich fast einreden, er sei wieder in Westminster. Allerdings wurde statt Französisch Deutsch gesprochen, was aber kein Hindernis war, denn gebildete Männer konnten sich auf Lateinisch verständigen.
    Er wollte gerade seine Kammer verlassen, als William FitzRoy auftauchte. Er war erhitzt und vom schnellen Laufen außer Atem.
    »Mylord, der König wünscht Euch zu sehen«, keuchte er. »Er hat mich geschickt, um Euch zu holen.«
    »Warum? Was gibt es denn?« Roger griff nach seinem Umhang.
    William presste eine Hand gegen eine Seite. Seine Augen wirkten riesig.
    »Der Kaiser sagt, er lässt ihn nicht frei!«
    Roger starrte den Jungen ungläubig an.
    »Er… er sagt, die Umstände hätten sich geändert. Ihm ist mehr Silber geboten worden, wenn er Richard bis zum Herbst als Geisel festhält.«
    »Von wem?«
    »Von dem König von Frankreich und… und John of Mortain!«
    Rogers Brust zog sich zusammen. Im Alltag ärgerte er sich häufig, hatte aber schon lange keine wilde, heiße

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