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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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Richard verschränkte die Arme vor der Brust. »Besser, Ihr macht Eure Geschäfte mit uns als mit meinem Bruder und dem König von Frankreich. Sollte John je sein Wort halten, erschallt im Himmel eine Fanfare.«
    Der Kaiser strich über einen großen Saphirring an seinem Finger.
    »Ihr bezeichnet eine große Summe Silber als ein paar Pennys?« Ein verschlagener Funke glomm in seinen Augen auf. »Aber es gibt tatsächlich etwas, was Ihr mir geben könnt und Euer Bruder und Philipp nicht.«
    Richard hob die Brauen. Roger, der etwas abseits saß und ruhig zuhörte, spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten.
    »Ein Königreich«, sagte der Kaiser. »Gebt mir England.«

    Der Nebel hüllte alles in einen weißen Dunst, und obwohl man von einem Ende der königlichen Galeere zum anderen sehen konnte, hätte alles dahinter hinter dem Rand der Welt liegen können. Roger erinnerte sich an Geschichten über seine Vorfahren, die ihm als Kind erzählt worden waren: Wikinger, die in schlanken Schiffen die Seine hinunter in die Normandie gekommen waren. Fast sah er das Spiel ihrer Muskeln vor sich, wenn sie die Ruder bewegten, die Blätter in das Wasser tauchten und wieder anhoben, sodass es silbern aufblitzte wie der scharfe Stahl ihrer Schwerter.
    Die feuchte Februarluft umwaberte sie wie Lichtmessrauch und schien in die Gelenke, Knochen und das Mark einzusickern. Zum Schutz vor der Kälte in Vliese und Pelz gehüllt lehnte sich Roger mit der Schulter gegen die Seitenwand der Trenchemer und lauschte dem Plätschern des brackigen Mündungswassers, das gegen den Kiel schwappte. Sonst war auf
dem Schiff kaum ein Laut zu hören – keiner der Seeleute stimmte ein Lied an, und jede Tätigkeit wurde ohne überflüssigen Lärm ausgeführt. Kaiser Heinrich hatte Richard schließlich doch freigelassen, nachdem dieser vor ihm niedergekniet war, seine Hände zwischen die Heinrichs gelegt und geschworen hatte, in England als sein Vasall zu fungieren. Es war eine höfliche Geste ohne praktische Auswirkungen, aber sie schmeichelte dem Stolz des Kaisers und ermöglichte einen Abschluss der Verhandlungen. Das hieß aber trotzdem nicht, dass sie schon frei und in Sicherheit waren. Als sie gestern Abend in Antwerpen angekommen waren, hatten sie beunruhigende Gerüchte gehört. Es wurde gemunkelt, Philipp von Frankreich habe sein Angebot erhöht und den Kaiser beschworen, Richard zu verfolgen und wieder gefangen zu nehmen. Außerdem habe Philipp Schiffe ausgesandt, damit er selbst handeln könne, wenn der Kaiser nicht auf seinen Vorschlag eingehe. Derartige Gerüchte entsprachen manchmal der Wahrheit und basierten genauso oft auf Lügen, aber um sich Klarheit zu verschaffen, musste man eine Nebelwand durchdringen.
    Roger verlagerte sein Gewicht, als er bemerkte, dass ein anderes Schiff durch die Nebelschwaden auf sie zukam, und griff nach seinem neben ihm liegenden Schwert. Seine Atemzüge drohten sich zu beschleunigen, aber er hielt die Luft an, bis seine Lungen brannten und er meinte, sie müssten platzen. Auf dem anderen Schiff erscholl ein Horn, dann glitt es dicht steuerbord an ihnen vorbei – eine Kaufmannsgaleere mit flämischer Besatzung auf dem Weg nach Antwerpen. Die Männer riefen ihnen etwas zu und fluchten, weil sie auf der Trenchemer weder Laternen entzündet noch das Horn geblasen hatten, sondern so heimlich unterwegs waren wie ein Piratenschiff.
    Roger Anspannung ließ nach, und er füllte seine Lungen gierig mit Luft. Zu seiner Linken murmelte Anketil, dass sie
vermutlich gar nicht befürchten mussten, vom Kaiser oder den Franzosen aufgebracht zu werden, weil sie durch ihre eigene Schuld gerammt werden und sinken oder vor einer der vielen Inseln der Schelde auf Grund laufen würden.
    »Alles in Ordnung bei dir?« Roger blickte den jetzt in Longespee umgetauften William FitzRoy an. Richard hatte ihm ein Langschwert geschenkt, als die Gruppe auf dem Weg nach Antwerpen in Köln Halt gemacht hatte. Seither hatte der Junge die Waffe nicht aus der Hand gegeben. Er schlief enger an sie geschmiegt als manche Männer an ihre Frauen, und sie wurde besser behandelt, als Letztere je hoffen durften. Sein Wildschweinhauer war in den Griff eingelassen und mit Streifen geflochtenen roten Leders umwickelt worden. Im Moment umklammerte er das Heft mit einer Faust, und sein Atem ging flach. Er nickte und schluckte hart.
    »Das ist das Warten«, sagte Anketil. »Jeder Soldat wird das bestätigen.« Er rieb sich über das Gesicht. »Aber wenn

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