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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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von Ely gehörte zu den Menschen, die ihren Groll wie einen scharf geschliffenen Dolch mit sich herumtrugen, um ihn dann ihren Gegnern in den Leib zu stoßen, sobald sie ihnen den Rücken zukehrten.
    »Ihr täuscht Euch in dem Marschall, Kanzler. Er hat sich damals Eurer Meinung nicht angeschlossen, aber das haben alle anderen Justiciare auch nicht getan – ich übrigens auch nicht, wie Ihr wohl wisst. Das heißt aber noch lange nicht, dass wir unserem rechtmäßigen Herrscher nicht mehr die Treue halten. Außerdem ist dies schwerlich der richtige Zeitpunkt für derartige Beschuldigungen. Wir müssen entscheiden, wie wir auf diese neue Entwicklung der Dinge reagieren. Alles andere zählt im Moment nicht.«
    Longchamp neigte den Kopf.
    »Es ist meine Pflicht, Euch zu warnen und Euch meine Sicht der Sachlage darzulegen, Sire.«
    »Befasst Euch lieber mit der Frage, wie wir das Gitter meines Käfigs sprengen können«, sagte Richard ärgerlich.

    Roger verneigte sich tief, als Königin Eleanor an ihm vorbeirauschte, aber er wusste, dass er und alle anderen, die ihr ihre Reverenz erwiesen, für sie gar nicht existierten, da sie nur Augen für Richard hatte.
    »Mein Sohn, mein Licht, mein Sohn!« Mit zitternden Händen berührte sie sein Gesicht. Tränen rannen über ihre Wangen. »Ich wusste, dass dieser Augenblick kommen würde. Ich habe die Hoffnung nie aufgegeben – nie!«
    Auch Richards Augen wurden feucht, aber er lächelte, als er ihre Finger küsste.
    »Ich auch nicht, Mutter, und ich zweifle auch nicht daran, dass ich bald ein freier Mann bin.«
    Der Hof war von Speyer nach Mainz gezogen, um dort Königin Eleanor zu empfangen und weiter über die Lösegeldfrage zu verhandeln. Roger fragte sich, ob Eleanor von den Versuchen ihres jüngsten Sohnes und Philipps von Frankreich, Richards Rückkehr zu verhindern, wusste, und kam zu dem Schluss, dass dies der Fall war. Eleanor hatte stets über ein ausgedehntes Netzwerk von Spionen verfügt, selbst während ihrer Zeit als Gefangene ihres Mannes, und obwohl sie mehr als siebzig Jahre zählte, besaß sie die Tatkraft und Willensstärke einer halb so alten Frau.
    Roger beobachtete, wie sie sich zusammennahm. Obwohl sie ihrer Freude über die Wiedervereinigung mit ihrem Sohn weiterhin Ausdruck verlieh, legte sie das Gebaren einer Königin und Diplomatin an den Tag. Ihre mütterliche Sorge war aufrichtig und schadete ihrer Sache deshalb nicht. Sie hatten noch einen harten Kampf auszufechten, gekoppelt mit einem guten Maß vorsichtigen politischen Taktierens, wenn sie ihre Freiheit wiedererlangen wollten.
    Kaiser Heinrich zeigte sich oberflächlich betrachtet freundlich, ja, leutselig, doch ein hartes Glitzern in seinen Augen verriet, dass auch er auf die bevorstehende Auseinandersetzung vorbereitet war. Niemand zweifelte an seiner Entschlossenheit, das Äußerste aus der Situation herauszuholen. Nach einem formellen Bankett nahmen die Diskussionen ihren Fortgang, und der Kaiser zeigte Eleanor und Richard die Briefe, die er von John und Philipp erhalten hatte. An Letzterem hingen als Beweis noch immer Reste des Siegels.
    »Was soll ich tun?«, fragte er mit entschuldigungheischend erhobenen Händen. »Es ist ein verlockendes Angebot, und ich muss zu meinem Besten und zum Besten meines Reiches handeln.«
    »Würdet Ihr Euch mit dem Teufel an einen Tisch setzen und Euch mit ihm eine Schale Suppe teilen?«, fragte Eleanor scharf.
    Heinrich zuckte die Achseln.
    »Das hinge von der Länge meines Löffels ab«, erwiderte er, dann schüttelte er den Kopf. »Außerdem handelt es sich nicht um Teufel, sondern um Männer, die ihre Ziele ebenso verfolgen wie wir die unseren. Glaubt mir, ich lasse mich von niemandem übertölpeln.«
    »Ich mich auch nicht, Mylord«, gab Eleanor brüsk zurück. »Ich habe Eure Forderungen erfüllt, und der Gedanke, Ihr würdet Euer Wort brechen und auch weiterhin einen König gefangen halten, der für Gott gekämpft hat, bekümmert mich.«
    »Mich ebenfalls«, erwiderte der Kaiser. »Nichts würde mich mehr freuen, als wenn wir zu einer Einigung kommen könnten … wenn das möglich ist.«
    »Ihr habt das Lösegeld für den König erhalten«, sagte Eleanor. »Hofft Ihr wirklich darauf, dass noch eine andere Quelle zu sprudeln beginnt? Wollt Ihr wegen einiger Pennys mehr in Euren Truhen riskieren, dass sich Eure Anhänger in zwei Lager
spalten? Ihr solltet einsehen, dass Euer Löffel in diesem Fall nicht lang genug ist.«
    »Meine Mutter hat Recht.«

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