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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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Bischof«, sagte er, »aber das bedeutet noch lange nicht, dass wir dieselben Ansichten vertreten haben. Dass sich der Bruder des Marschalls auf die Seite Lord Johns geschlagen und Marlborough Castle in Kriegsbereitschaft versetzt hat, macht William noch lange nicht zum Verräter.«
    Longchamps Augen glitzerten.
    »Nein, Mylord, das nicht, aber wenn der Marschall auf dem Weg nach Marlborough gesehen wird, dann erscheint mir das doch sehr verdächtig. Vielleicht steckt hinter seinen Kontakten zu Verrätern mehr als nur die Besorgnis eines dem König treu ergebenen Justiciars.«
    »Da ich nicht dort war, kann ich nur Vermutungen anstellen, aber ich schätze, er war zu Verhandlungszwecken dort. Man kann einen solchen Fall nur beurteilen, wenn man alle Fakten kennt – oder zumindest so viele, wie man zusammentragen kann.«
    »Bigod hat Recht«, stimmte Richard zu. Er musterte seinen Kanzler scharf. »Wir wissen noch gar nichts, und ich bin bereit, im Zweifelsfall zu Gunsten des Marschalls zu entscheiden. Er hätte mich auf der Straße nach Le Mans mühelos töten können, aber er hat es nicht getan. Und er beschützte meinen Vater, als alle Hoffnung verloren war und er mehr gewonnen hätte, wenn er desertiert wäre.«
    »Ihr werdet feststellen, dass er während Eurer Abwesenheit zu Eurem Bruder übergelaufen ist«, beharrte Longchamp.
    »Mylord Kanzler, ich würde von solchen Behauptungen abraten, solange wir keine Gewissheit haben«, warf Roger ruhig ein. »Jetzt lässt sich noch gar nichts sagen.« Ihm war bewusst, dass Richard ihn und Longchamp abschätzend musterte und sich Letzterer im Vorteil befand, weil seine Spione den Marschall in Marlborough gesehen haben mussten.
    »Wir werden die Wahrheit herausfinden, wenn wir in England eintreffen, nicht wahr?«, schloss Richard. »Ich werde nach dem Marschall schicken und ihn auf Herz und Nieren prüfen.«
    »Wenn er kommt«, gab Longchamp düster zurück.
    Richard sah seinen Kanzler mit nachsichtiger Belustigung an.
    »Ihr seid ein alter Schwarzseher, Longchamp. Ich rechne fest damit, dass er kommt und eine plausible Erklärung für sein Verhalten hat. Wenn nicht, dann könnt Ihr mir vorhalten, dass ich mich geirrt habe, und Euch in dem triumphierenden Wissen sonnen, Recht behalten zu haben.«
    Longchamp setzte eine betrübte Miene auf.
    »Das würde ich nie tun, Sire. Im Gegenteil, es würde mich zutiefst bekümmern, wenn sich der Marschall als Verräter entpuppt.«
    Roger verwandelte sein ungläubiges Schnauben in ein Hüsteln.
    Longchamp funkelte ihn an.
    »Mir hat immer nur das Wohl des Königs am Herzen gelegen!«
    »Daran zweifle ich gar nicht, Mylord Bischof«, versetzte Roger gleichmütig. »Aber ich bezweifle, dass es Euch großen Kummer bereiten würde, gewisse Männer in Ungnade fallen zu sehen. Das ist meine Ansicht.«
    Longchamp erwiderte nichts darauf, aber der Blick, den er Roger zuwarf, war Antwort genug. Der Kanzler würde seine Worte nicht vergessen, und er würde gut daran tun, auf der Hut zu sein.

33
    Framlingham,
März 1194

    Roger gab seinem erschöpften, schlammbespritzten Pferd die Sporen, trieb es über den Graben und ritt in langsamem Trab in den Burghof von Framlingham. Er hatte sich mit Absicht beeilt, um vor seinem Gefolge einzutreffen. Als er zu den beiden fertiggestellten Türmen emporblickte, staunte er, wie weit die Arbeiter während seiner Abwesenheit gekommen waren. Es gab immer noch viel zu tun, aber Framlinghams steinerne Krone nahm allmählich ihre stolze Gestalt an. Vor dem Hintergrund der mächtigen Türme wirkten Halle und Kapelle geradezu zwergenhaft, aber er stellte fest, dass sie gut instand gehalten und erst kürzlich frisch getüncht worden waren. Geflügel scharrte und pickte auf dem Boden des Hofes herum, doch von Wulfwyns Ganter war zum Glück nichts zu sehen.
    Roger stieg ab und band sein Pferd an dem Zügelring in der Wand an. Ein Stallbursche, der Mist zusammenharkte, hielt mit seiner Tätigkeit inne und starrte ihn an, dann fiel er auf die Knie.
    »Mylord, verzeiht, ich habe Euch nicht gleich erkannt!«
    Roger bedeutete ihm, sich zu erheben.
    »Das konntest du auch nicht. Mein Gefolge kommt nach.
Aber sag den anderen Bescheid. Innerhalb der nächsten Stunde müssen sie sich um viele Pferde kümmern.«
    »Ja, Mylord. Ich …«
    Er brach ab, und beide Männer blickten sich um, als vier ausgelassen Fangen spielende Kinder um die Ecke des Stalles stürmten. Es waren zwei Jungen und zwei Mädchen. Sie bildeten ein Gewirr

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