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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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aus Beinen, fliegenden Haaren und bunten Kleidern und Tuniken. Als sie den Stallburschen und den schwarzen Hengst sahen, kamen sie schlitternd zum Stehen. Dann löste sich Marguerite aus der Gruppe.
    »Papa! Papa!«, schrie sie und stürzte sich auf ihn.
    Er hob sie hoch und schwang sie durch die Luft.
    »Meine Süße!« Es bedeutete für ihn eine Erleichterung, dass sie sich an ihn erinnerten, denn er war sich in diesem Punkt alles andere als sicher gewesen. Sie gab ihm einen schmatzenden Kuss auf seine frisch rasierte Wange und schlang die Arme um seinen Hals. Roger konnte nicht sagen, ob ihre Umarmung oder seine zugeschnürte Kehle ihm plötzlich das Atmen erschwerte. Marie gab sich zurückhaltender, obwohl ihr Gesicht von einem Lächeln erhellt wurde. Es versetzte Roger einen Stich, als er in dem Kind bereits die Frau erkannte, zu der es heranreifen würde. Der dreijährige Ralph verlangte, ebenfalls hochgenommen zu werden, doch dieser Wunsch entsprang eher zur Schau gestellter Tapferkeit als echter Zuneigung, denn Roger spürte, wie der Junge erstarrte, als er ihn auf den Arm nahm. Der zwei Jahre ältere William stand unbewegt wie eine junge Eiche da, lächelte dabei aber und entblößte eine Zahnlücke, weil er einen Milchzahn verloren hatte und der nächste Zahn noch nicht nachgewachsen war.
    Und dann sah Roger Ida hinter den Kindern in den Hof kommen. Ein kleines, in Windeln gehülltes Baby schmiegte sich in ihre Armbeuge. In dem Blick, den sie ihm zuwarf, lag Zurückhaltung
und sogar eine leise Feindseligkeit. Sie schenkte ihm noch nicht einmal ein Willkommenslächeln. Sein Magen zog sich zusammen, als er Marguerite und Ralph absetzte und zu ihr trat.
    »Das ist dein neuer Sohn«, verkündete sie steif. »Ich habe ihn nach seinem Vater benannt, um mich daran zu erinnern, dass er einen hat.« Sie legte ihm das Baby in die Arme, ehe er sie an sich ziehen konnte.
    Es war noch sehr klein, nicht älter als zwei Wochen, und musste erst noch rund und rosig werden. Seine dunklen Augen würden so braun werden wie die Idas.
    »Du hättest mir schreiben sollen«, tadelte er sie sanft. »Du hättest es mir mitteilen müssen.«
    Sie musterte ihn kühl.
    »Wo hätte ich den Boten denn hinschicken sollen? Ich wusste nicht, wo du dich aufhältst, und ich dachte, dass du mit solchen Dingen nicht behelligt werden wolltest.«
    »Behelligt? Natürlich hätte ich wissen wollen, dass du wieder ein Kind erwartest und wie es dir geht!«
    »So?« Sie maß ihn erneut mit einem langen, kalten Blick. Sie hatten sich immer noch nicht umarmt.
    »Wie kannst du daran zweifeln?« Er legte die Arme um sie und machte Anstalten, sie zu küssen, aber sie wandte den Kopf ab, sodass seine Lippen nur ihre Wange berührten.
    »Du wirst ein Bad nehmen und etwas essen wollen«, sagte sie. »Und ich vermute, du bist vorausgeritten, und deine Männer werden bald eintreffen.« Sie nahm ihm das Baby ab und drehte sich um.
    »Frühestens in einer Stunde.« Er sah sich im Hof um. »Wo ist denn Hugh?«
    »Mit einem Stallburschen und den Hunden ausgeritten. Ich weiß nicht, wann sie zurückkommen. In diesem Punkt schlägt
er seinem Vater nach.« Sie reichte das Baby einer ihrer Zofen und befahl ihr, ein Bad vorzubereiten und eine kleine Mahlzeit zu bringen.
    Roger spürte, wie seine hilflose Verzweiflung in Zorn umschlug.
    »Ich habe nicht freiwillig so viele Monate an einem fremden Hof verbracht. Es war meine Pflicht!«
    Ida erwiderte nichts darauf. Stumm stiegen sie die Stufen zu ihrer Kammer empor. Die Frauen waren gerade dabei, die große ovale Wanne mit heißem und kaltem Wasser zu füllen. Ihm entging nicht, dass alle den Kopf gesenkt hielten und seinem Blick auswichen, und das geschah nicht aus Respekt vor ihrem Herrn. Die Atmosphäre war so eisig, dass sie die Flammen der Hölle in Eiszapfen verwandelt hätte.
    Ida klappte den Deckel einer Truhe auf und nahm ein säuberlich gefaltetes Hemd und eine Hose heraus. Die Kleidungsstücke verströmten einen schwachen Lavendelgeruch.
    »Diese Sachen habe ich für dich angefertigt«, sagte sie. »Im Herbst. Ich dachte, Weihnachten wärst du vielleicht wieder zu Hause. Ich dachte …« Ihr Kinn zitterte. »Nun, du kamst nicht, also habe ich sie weggepackt … zusammen mit der Hoffnung, dich noch vor Jahresende wiederzusehen.«
    Roger nahm seinen Hut ab und legte ihn behutsam auf eine Truhe.
    »Ich habe meine sämtlichen Juwelen verkauft«, fuhr Ida fort. »Ich habe alle Wandbehänge abgenommen, und ich habe

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