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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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abwandte, sprachen für sich. Eines der jüngeren Kinder hatte sein Steckenpferd in der Kammer liegen gelassen. Ida hatte ihm aus bunten Wollresten ein Zaumzeug gewebt, und am Stirnband hing sogar ein kleiner genähter Anhänger mit dem Bigod-Kreuz. Er hob es auf. Der Kopf des Spielzeugs bestand nicht aus Holz, sondern war ausgestopft, was sich sicher weich unter Kinderhänden anfühlte, und er war sogar mit einer Blesse aus gebleichtem Leinen versehen, damit er Vavasour ähnelte. So viel Liebe, so viel Mühe, dachte Roger. So inniges Verlangen, Freude zu bereiten.
    Das Baby hörte auf zu trinken und rülpste leise. Ida löste es sacht von ihrer Brust und bedeckte sich wieder. Ihre Bewegungen waren geschickt und präzise. Als sie wieder das Wort ergriff, klang ihre Stimme gepresst, aber beherrscht.
    »Was sollen wir mit einer großen Burg und luxuriös ausgestatteten Zimmern, wenn der Vater meiner Kinder das alles nicht mit mir teilt, außer während der seltenen Gelegenheiten, zu denen er zurückkommt, um ein weiteres Kind zu zeugen? In der ersten Zeit unserer Ehe waren wir immer zusammen. Ich wachte am Morgen auf, und du warst da. Ich erinnere mich, dass ich von meiner Näharbeit aufgeblickt und gesehen habe, wie du auf Hugh in seiner Wiege hinablächelst, und mein Herz war so voll, dass ich meinte, es müsse bersten. Ich habe dich über alles geliebt.«
    Er registrierte die Vergangenheitsform und fragte sich einmal mehr, ob tatsächlich alles zu spät war.
    »Und das tust du jetzt nicht mehr?«
    »Doch, aber das, was einst übervoll war, droht nun auszutrocknen.« Sie winkte eine der Frauen herbei, die das Baby forttrug, um es zu wickeln, dann wandte sie sich wieder zu
Roger. »Während du fort warst, habe ich mir auf einmal gewünscht, ich wäre ein Mann und würde in deine Haut schlüpfen. Dann könnte ich auf mein Pferd steigen und dahin reiten, wo es mir beliebt, eine Aleschänke betreten, ohne dass mir jemand Beachtung schenkt, oder ohne die Begleitung einer Zofe über den Markt gehen. Dann würde meine Welt nicht nur aus Steinstaub, Lärm, einem dicken Bauch und der Gewissheit bestehen, immer diejenige zu sein, die ausharren muss.«
    Roger runzelte die Stirn.
    »Du hast ein Dach über dem Kopf, und dank der Güte Gottes sind alle unsere Kinder gesund und kräftig. Auch wenn wir unsere Truhen für das Lösegeld leeren mussten, fehlt es dir an nichts.«
    »Nein«, stimmte sie steif zu. »Ihr seid sehr großzügig, Mylord. Mein Käfig hat wenigstens goldene Gitterstäbe.«
    »Was würde dich denn glücklich machen?« Allmählich verlor er die Geduld. Frauen waren manchmal nicht zu begreifen. »Was willst du denn?«
    »Nicht mehr einsam sein«, erwiderte sie. »Das war das Einzige, was ich am Hof hatte und jetzt nicht mehr habe.«
    »Du hast deine Zofen, du hast deine Kinder und hier genug zu tun, um dich zu beschäftigen!«
    »Du verstehst überhaupt nichts, nicht wahr? Du warst immer damit zufrieden, dein Leben für dich allein zu leben. Du kannst …«
    Eine Fanfare schnitt ihr das Wort ab. Als Roger aus dem Fenster blickte, sah er seine Männer in den Hof reiten. Irgendwo auf der Straße hatte sich Hugh ihnen angeschlossen und trabte nun auf seinem schwarzen Pony neben ihnen her. Der Junge sprach mit Hamo und Oliver und vollführte dabei beredte Gesten. Stolz stieg in Roger auf und umgab ihn wie eine unsichtbare Aura.
    Er beugte sich vor und nahm Idas Hände zwischen die seinen.
    »Wir sprechen später darüber. Die Männer werden jeden Moment hier sein, und du solltest dich ausruhen.« Er berührte ihre Wange. »Du hast Schatten unter den Augen. Ich komme später wieder, und dann essen wir zusammen, nur wir beide, ich verspreche es.« Er küsste ihre Wange und verließ mit einer Mischung von Schuldbewusstsein und Erleichterung die Kammer, um in den Hof hinunterzugehen.

    Nachdem er gegangen war, schloss Ida die Augen und schlang die Arme um ihren Oberkörper. Das hatte sie nicht gewollt, nicht so. Roger hatte Recht, sie brauchte Ruhe. Die Geburt hatte an ihren Kräften gezehrt, und sie wusste, dass sie wegen der kleinsten Kleinigkeit in Tränen ausbrach und aus der Fassung geriet. Hätte er seine Ankunft angekündigt, hätte sie sich besser vorbereiten können. Nun waren ihr die Dinge entglitten. Was sie zu ihm gesagt hatte, entsprach dem, was sie fühlte, aber es ängstigte sie, dass sie die Worte laut ausgesprochen hatte, denn nun waren sie keine bloßen Gedanken mehr, sondern hatten eine greifbare Form

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