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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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angenommen, und wer wusste, was sich daraus entwickeln würde? Sie sollte überglücklich sein, dass er sicher und unversehrt aus Deutschland zurückgekehrt und zumindest für ein paar Stunden nach Hause gekommen war, doch alles, woran sie denken konnte, war, dass er sie am Morgen erneut verlassen und in den Krieg ziehen würde.
    Inmitten dieses Gefühlsaufruhrs glitzerte die Aussicht auf ein Wiedersehen mit ihrem Erstgeborenen wie ein kostbarer Edelstein. Sie würde mit ihm sprechen, ihn berühren können – wenn auch nur innerhalb bestimmter Grenzen. Aber was, wenn er nichts von ihr wissen wollte, und wie sollte sie auf ihn zugehen? Sie kam sich vor, als würde sie nach einem köstlichen Gericht auf einer Banketttafel greifen, wohl wissend, dass es vielleicht
vergiftet war, sie aber das Risiko eingehen musste, weil sie nicht gerettet werden konnte, wenn sie es nicht aß. Also musste sie den Mut aufbringen, und wenn sie daran zugrunde ging, dann sollte es so sein.
    Sie zwang sich, aufzustehen und aus dem Fenster zu blicken. Roger war aus der Halle getreten und hatte einen Arm um Hughs Schulter gelegt. Offenbar sprach er von Mann zu Mann mit ihm, denn selbst von ihrem Platz im oberen Stockwerk aus konnte sie sehen, dass Hugh lächelnd und ungezwungen auf ihn reagierte. Er hatte Rogers Abwesenheit besser verkraftet als sie, da er die Fähigkeit seines Vaters besaß, sich in sich selbst zurückzuziehen und damit zufrieden zu sein, während sie ohne persönlichen Kontakt mit denen, die sie liebte, dahinwelkte.
    Sie beobachtete, wie Roger etwas sagte, das sie beide zum Lachen brachte, ehe sie gemeinsam auf die Halle zugingen. Der Anblick brachte ihr noch deutlicher zu Bewusstsein, was sie während Rogers Abwesenheit entbehrt hatte. Im Kamin brannte ein der Kühle des Tages angemessenes Feuer, aber wie konnte es ohne ihn hell auflodern?

34
    Nottingham,
April 1194

    Richards Barone und Kommandanten hatten einige Häuser in der Nähe des Torhauses der Burg von Nottingham eingenommen. Roger stand am Feuer, genoss die Wärme der Flammen und trank einen Becher Ale. Draußen kündigten die Hähne lauthals einen trüben Frühlingsmorgen an. Die Bewohner waren
bereits wach und saßen angesichts der Ankunft der königlichen Truppen wie auf glühenden Kohlen.
    Bislang waren die Burgtore verschlossen geblieben, und William de Wenneval, der Burgvogt, weigerte sich, sie zu öffnen. Stattdessen hatte er eine Widerstandsbotschaft in Form eines Hagels aus Pfeilen und Steinen geschickt, als die königliche Armee vor den Mauern aufmarschiert war, und sich zu glauben geweigert, dass Richard persönlich den Belagerungsfeldzug befehligte. Das sei eine Kriegslist, behauptete er halsstarrig, und so leicht lasse er sich nicht übertölpeln.
    Richard hatte vor den Mauern einige Galgen errichten und ein paar Garnisonssoldaten daran aufknüpfen lassen, die er bei seiner Ankunft außerhalb des Bergfrieds angetroffen hatte. Ihre Körper schwangen im heller werdenden Licht an den Stricken hin und her, ihre Zungen quollen aus ihren Mündern, und die Hände waren auf dem Rücken gefesselt. Richards grausige Warnung hatte einen weiteren Geschossregen und wüste Beschimpfungen, aber keine Kapitulation zur Folge gehabt.
    Roger blickte auf, als die Tür geöffnet wurde und William Marshal eintrat. Wie Roger trug er Kettenhemd und Beinlinge, sein Schwert zu seiner Rechten und den Dolch zur Linken. Auf seinem Kopf saß die Haube, die er unter seinem Helm trug. Er strahlte wie üblich heitere Gelassenheit aus.
    Nachdem er Roger begrüßt hatte, nahm er den Becher Ale entgegen, den Rogers Knappe ihm reichte.
    »Ich muss Euch dafür danken, dass Ihr zu meinen Gunsten gesprochen habt, Mylord. Es gibt einige, die überzeugt waren, dass ich zum Verräter geworden bin.«
    Roger winkte ab.
    »Ich habe getan, was ich konnte, aber Euer persönliches Erscheinen an der Seite des Königs war der beste Weg, die bösen Zungen zum Schweigen zu bringen.« Er musste Longchamps
Namen nicht laut nennen. Der Bischof von Ely hatte immer wieder darauf gedrängt, dass William Marshal zu denjenigen gehörte, die sich gegen den König auflehnten. »Ich wusste, dass Ihr kein Verräter seid.« Er sah William ruhig an. »Es hat mir leid getan, vom Tod Eures Bruders zu hören. Ich habe ihn lange gekannt. Gott gebe seiner Seele Frieden.«
    »Er war schon eine Zeitlang kränklich«, erwiderte William ernst. »Ich habe versucht, ihn von seinem Weg abzubringen, aber er wollte nicht auf

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