Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)
Palisade aus Erde und Holz mit einem darin eingelassenen mächtigen Holztor geschützt wurden. Eine Anzahl Verteidiger hielt sich auf der Brustwehr bereit. Die Aufforderung, sich zu ergeben, war zurückgewiesen worden, und der Anblick der gehenkten Sergeanten hatte den Widerstand bislang nur verstärkt.
Richard wandte sich ab und gab Befehl, die Schutzschilde zu bringen – sie waren groß und aus Stroh, sodass die Bogenschützen und Truppen dahinter Schutz suchen und nahe genug an den Fuß der Palisade heranrücken konnten, um die Leitern anzulegen. Ein Rammbock stand bereit, mit dessen Hilfe sie das schwere Holztor attackieren konnten.
Roger bedeutete seinem Knappen, seinen Helm zu bringen, nicht den schmucken neuen mit dem perforierten Gesichtsschutz, sondern den, den er als Fußkämpfer trug. Er stülpte ihn über seine Haube und überprüfte, ob sein Schwert locker genug in der Scheide steckte.
»Wie bald können wir mit der Ankunft des Bischofs von Durham rechnen, Sire?«, fragte er.
»Ich hoffe, er kommt rechtzeitig, dann können wir morgen ein frühes Abendessen einnehmen«, erwiderte Richard. »Für einen Mann von seiner Erfahrung ist Tickhill eine leicht zu knackende Nuss.« Die Fältchen in seinen Augenwinkeln vertieften sich. »Diese hier erfordert etwas mehr Anstrengung, aber da ich mich in drei Wochen in Winchester einfinden muss, wäre es mir lieb, wenn sie so schnell wie möglich fallen würde.« Einer seiner Mundwinkel hob sich in der Andeutung eines Lächelns. »Wenn wir sie vor Ende der Woche zur Kapitulation zwingen können, bleibt uns vielleicht die Zeit für ein paar Jagdtage in Sherwood, und Wildbret ist nun einmal mein Leibgericht.« Er nickte seinen Kommandanten knapp zu. »Mylords, ihr wisst, was ihr zu tun habt. Schiebt die Schilde vorwärts, legt die Leitern an, nehmt den ersten Hof ein und rückt auf das Außenwerk vor. Der Trupp mit den Armbrüsten streckt die Bogenschützen und die Männer an den Steinschleudern nieder.« Richard fixierte sie mit einem harten Blick. »Es wird keine Gnade gewährt«, fügte er hinzu. »Wenn es Überlebende gibt, werden sie gehängt. Ich will diese Burg mit eiserner Faust zurückerobern.«
Rogers Herz begann zu hämmern, und seine den Griff seines Schwertes umklammernde Hand wurde feucht. Er spürte die Anspannung ringsum, die Furcht, den Kampfgeist, die Entschlossenheit und sogar den Hauch von wilder Vorfreude. Sie waren Spieler, gefangen in dem Moment zwischen dem Werfen und dem Landen der Würfel.
Richard zog sein Schwert und schwang es über seinen Kopf. »Zehn Mark für den ersten Mann, der die Palisade überwindet!«, donnerte er. Als er den Arm sinken ließ, rückten die Sergeanten vor, und die Bogenschützen schossen Pfeile über die Palisade, um die auf den Planken lauernden Gegner auszulöschen. Im Schutz ihrer Schilde sprangen die Soldaten mit den Leitern in den Graben und kletterten auf der anderen Seite wieder heraus. Etliche Männer wurden von Pfeilen und Steinen getroffen, doch der Rest drang weiter zu der Palisade vor.
Roger zwang sich, das Schwirren der Pfeile, das Gepolter der Steine, die anspornenden Rufe und die Schmerzensschreie zu ignorieren. Er war einer der Befehlshaber, was bedeutete, dass er seinen Leuten im Kampf ein Vorbild sein, einen kühlen Kopf bewahren und zugleich strategische Entscheidungen treffen musste.
»Beim heiligen Edmund!«, brüllte er seinen Männern zu. »Zehn Mark auch von mir!«
Er hob seinen rotgoldenen Schild, murmelte ein leises Gebet, löste sich aus der Sicherheit der Schutzschilde und rannte auf Graben und Palisade zu. Ein Stein prallte von seinem Schild ab, ein weiterer kleiner Brocken traf seinen Helm. In seiner Nähe brach ein Tumult aus, als die Verteidiger eine der Leitern samt ihrer Last umstießen und die Männer in den Graben fielen. Eine zweite Leiter folgte. Überall ringsum wurden die Angreifer mit Pfeilen beschossen und mit kochendem Wasser übergossen oder mit gemahlenem Kalkstein überschüttet.
Roger und William Marshal trieben die Männer unerbittlich an. Mit Hilfe der Schutzschilde waren Soldaten mit dem Rammbock bis zu dem Tor vorgedrungen. Die eiserne Spitze donnerte gegen das Holz und ließ es erzittern.
Roger wies seine Truppen an, weitere Leitern aufzustellen, immer drei nebeneinander und ein Stück von denen am Tor entfernt, damit die Verteidigertruppe sich aufteilen musste. Die Männer kletterten hoch. Anketil stellte einen Fuß auf die Sprosse der linken Leiter,
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