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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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ich Englands rechtmäßiger König?« Er drehte sich langsam um und sah die beiden erneut an. Ein leises Lächeln spielte um seine Lippen, wobei er ihnen einen geringschätzigen Blick zuwarf.
    »Sire.« Russell fiel erneut auf die Knie, Crendon tat es ihm augenblicklich nach.
    »Erhebt Euch«, befahl Richard mit einer gebieterischen Geste. »Nun habt Ihr gesehen, dass ich persönlich hier bin und meine Armee sich zahlenmäßig verdoppelt hat. Also geht zu Euren Lords zurück und überredet sie, sich zu ergeben. Sie haben bis heute Mittag Zeit, dann läuft meine Gnadenfrist ab.
Tut euer Bestes, denn wenn ihr das nicht tut, werdet ihr am eigenen Leibe erleben, wozu ich fähig bin.«
    Sichtlich erschüttert ließen sich Crendon und Russell von einer Eskorte zur Burg zurückbringen. Richard wandte sich an Roger. »Ihr habt mit de Wenneval und Murdac gesprochen. Werden sie sich ergeben?«
    »Der Gedanke gefällt ihnen nicht, Sire, besonders Murdac nicht, aber sie werden diese bittere Pille am Ende schlucken. Vielleicht helfen ein paar Schüsse mit der Steinschleuder nach.«
    Richard nickte.
    »Danke, Lord Bigod. Ihr habt Eure Sache gut gemacht.«
    Roger verneigte sich und wandte sich ab, um sich zu seinen Männern zu gesellen, blieb aber wie angewurzelt stehen, als er seinen Halbbruder inmitten der Ritter in Hubert Walters Trupp entdeckte. Huons Kleider waren schäbig, sein über den Schädel gekämmtes Haar glich dürrem gelbem Gras, und die Sonne Outremers hatte tiefe Furchen in seine Wangen und Augenwinkel gegraben. Seine Augen waren voller Bitterkeit, als er Roger mit einem kampfbereiten Blick durchbohrte.
    »Du bildest dir ein, du hättest gewonnen«, schnaubte er. »Du glaubst, du bist der große Earl of Norfolk, dem niemand etwas anhaben kann, aber ich werde mir die Ländereien zurückholen, auf die ich ein Anrecht habe. Du bist nicht der Einzige, der über Einfluss verfügt.«
    »Du hast ein Anrecht auf eine eigene Meinung, aber ganz bestimmt nicht auf mein Land«, gab Roger kalt zurück. »Ich versichere dir, dass deine Teilnahme an dem Kreuzzug dir vielleicht den Weg in den Himmel ebnet, aber du irrst, wenn du meinst, sie würde deinem Kampf auf Erden dienlich sein.«
    Roger de Glanville, der in der Nähe gestanden hatte, trat jetzt zu Huon.
    »Er hat Recht«, bestätigte er, an Roger gewandt. »Du tätest
gut daran, dich mit uns zu einigen, denn sonst bist du keinen Moment mehr sicher, Earl hin oder her.« Das Weiß seiner Augen war gelblich verfärbt und von einem milchigen Film überzogen.
    Hinter ihnen ertönte das Knarren des Katapults, das den ersten Stein gegen die Mauer schleuderte, und dann der dumpfe Aufprall des Geschosses. Augenblicklich wurde ein weiterer Stein in die Schlinge gelegt, das Ziel anvisiert und erneut gefeuert. Diesmal flog der Stein über die Mauer und schlug im Burghof ein.
    »Wollt Ihr mir drohen, Mylord?«, fragte Roger scharf.
    De Glanville schüttelte den Kopf.
    »Dazu habe ich keinen Anlass. Ich spreche die Wahrheit. Der König braucht Geld, und wenn er die Regierungsgeschäfte wieder übernimmt, wird alles in seinem Reich zum Verkauf stehen oder zum Kauf angeboten werden – buchstäblich alles.«
    »Ich bezweifle, dass Ihr über die Mittel verfügt, eine Grafschaft zu kaufen«, versetzte Roger gepresst.
    De Glanville maß ihn mit einem vielsagenden Blick.
    »Nein, aber verfügt Ihr über die Mittel, eine zu halten?«
    Auf der Mauer erschien ein Stab, an dem ein provisorisches Banner aus einem Streifen weißen Tischleinens befestigt war. Die Flagge wurde wild geschwenkt, um die Aufmerksamkeit der Männer im ersten Hof zu erregen. Die Soldaten sicherten das Katapult.
    Zwischen Rogers Schulterblättern setzte ein kaltes Prickeln ein.
    »Was soll das heißen, Mylord? Wir sollten in diesem Punkt Klarheit schaffen.«
    De Glanville zuckte die Achseln.
    »Das, was es heißt. Mein Stiefsohn hat nichts zu verlieren, er besitzt ja nichts. Bei anderen Männern sieht die Sache da schon
ganz anders aus.« Mit einem Lächeln, das einem höhnischen Grinsen bedenklich nahe kam, schritt er davon. Roger blieb keine Zeit, um über seine beunruhigenden Worte nachzudenken, weil die weiße Fahne seine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm und ein Knappe des Königs bereits auf ihn zueilte.

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