Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)
sie sich küssten. Er achtete darauf, seine Hände lediglich auf ihre Taille zu legen, sodass die Berührung Zärtlichkeit, aber keine Lust ausdrückte. Obwohl die Begierde wie Feuer in ihm loderte, fasste er sich in Geduld. Er musste nur noch weniger als einen Monat warten, dann konnte er alles haben, was er wollte.
»Ich muss gehen«, sagte er mit einem widerstrebenden Seufzer, zögerte aber trotzdem noch. »Der König erwartet mich in seiner Kammer.«
Sie fuhr mit dem Daumen über seine Handfläche.
»Weißt du, was er von dir will?«
»Über das morgige Treffen mit seinen Beratern sprechen. Unsere Hochzeit ist bislang noch nicht erwähnt worden. Ich dachte, er würde bei der Jagd die Sprache darauf bringen, aber er hat sich ganz auf seine Beute konzentriert.« Er hob ihre Hand und küsste ihr Handgelenk. »Kein Grund, ein so ängstliches Gesicht zu machen. Ich habe ihn schon lange nicht mehr so gut gelaunt erlebt.«
»Hirsche zu erlegen versetzt ihn immer in gute Stimmung«, erklärte sie, als sie unter seinem Umhang hervorschlüpfte. »Wir sprechen morgen weiter.«
Er verneigte sich vor ihr, sie versank in einem Knicks und blies ihm einen Kuss zu, ehe sie beide mit einem Lächeln auf dem Gesicht ihrer Wege gingen.
Henry reichte Roger mehrere eng mit der eleganten braunen Schrift eines der Hofgeistlichen beschriebene Pergamentbögen.
»Eigentlich hat es damit keine Eile«, sagte er. »Aber wenn Ihr die Papiere jetzt schon studiert, wird das die Angelegenheit später beschleunigen. Was Idas Hochzeit mit Euch betrifft… mein Hochzeitsgeschenk für Euch besteht darin, dass ich Euch drei der Landsitze zurückgebe, die einst Eurem Vater gehörten. Ich denke, Ihr kennt ihren Wert. Ich habe ferner veranlasst, dass Euch die fünfhundert Mark erlassen werden, die Ihr dem königlichen Schatzmeister schuldet.«
»Danke, Sire.« Roger überflog die Liste. Acle, Halvergate und Walsham stellten zusammen einen Wert von über hundert Pfund dar. Die Landsitze gehörten alle drei zu denen, um die er sich mit seinen Halbbrüdern stritt. Dass Henry sie ihm überließ, war sowohl ein gutes Zeichen als auch ein großzügiges Geschenk. Vielleicht konnte er es als Anzeichen dafür werten, dass sich die Tür einen Spalt öffnete, dann würde sich diese Heirat als noch größerer Glücksfall erweisen, als er gehofft hatte.
»Eure künftige Braut ist ein solches Geschenk wert«, fuhr Henry fort. »Ich möchte sie gut versorgt wissen.« Ein harter Blick traf Roger. »Kümmert Euch gut um sie, Lord Bigod. Ich gebe Ida in Eure Obhut, aber Ihr sollt wissen, dass sie mir trotzdem noch viel bedeutet.«
Eine Vorahnung drohender Gefahr löste ein Prickeln zwischen Rogers Schulterblättern aus. Er für seinen Teil empfand Ärger und mehr als nur einen Anflug von Eifersucht, verbarg beides jedoch hinter einer undurchdringlichen Miene. Die Hochzeit hatte noch nicht stattgefunden, die Verträge waren noch nicht unterzeichnet.
»Sie wird auch mir viel bedeuten, Sire … immerhin wird sie bald meine Frau sein.«
Henry musterte ihn lange forschend, als taxiere er statt eines Verbündeten einen potenziellen Feind.
»Es gibt da allerdings noch einen Punkt, der nicht zur Diskussion steht.«
Rogers Herz wurde schwer. Er hatte gewusst, dass es irgendwo einen Haken geben musste, denn Henry verteilte niemals aus reiner Großzügigkeit Geschenke. Sie waren immer an Bedingungen geknüpft.
»Sire?«
»Wenn Ihr Ida zur Frau nehmt, bekommt Ihr nur sie allein. Mein Sohn bleibt bei mir. Er wird seinem Rang gemäß erzogen werden.«
Seine Worte trafen Roger wie ein Schlag in die Magengrube. Ihm selbst war es egal, wo Henrys Sohn lebte, er kannte das Kind nicht, und ein Kind war nur ein Kind. Aber Ida … gütiger Jesus, wie würde sie darauf reagieren?
»Sire, das würde seiner Mutter das Herz brechen.«
Henry spreizte die Hände.
»Sie wird traurig sein, ich weiß, aber daran lässt sich nichts ändern. Sie hat ein zu sanftes Gemüt, und ich habe ihre Liebe zu ihm zu groß werden lassen. Ich hätte ihn gleich nach seiner Geburt einer Amme übergeben sollen.« Er zuckte die Achseln, als wolle er ein Ärgernis abschütteln.
»Ich zweifle nicht daran, dass sie eine Weile nach ihm brüllen wird wie eine Kuh nach ihrem Kalb, Mylord Bigod, aber ich rechne damit, dass die Freuden des Ehebetts und dann natürlich Eure Erben sie von ihrem Kummer ablenken werden. Und ich denke, Ihr werdet diese Freuden so rasch wie möglich genießen wollen. Ihr werdet
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