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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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wirklich nicht. Es war … ich bin … ich weine, weil du mir etwas zurückgegeben hast, von dem ich dachte, ich hätte es für immer verloren.« Ihre Stimme brach, und sie musste sich erneut über die Augen wischen. »Für mich ist es das erste Mal gewesen, dass ich es aus Liebe getan habe, nicht weil es meine Pflicht war und ich keine andere Wahl hatte … es überwältigt mich, dass ich diesmal eine Wahl hatte.«
    Er stützte sich auf einen Arm, strich über ihr Haar und küsste sie so liebevoll, dass sie stärker zu weinen begann.
    »Für mich war es auch das erste Mal«, erwiderte er leise. »Und ich bin alles andere als enttäuscht. Ich weiß nicht, was ich sagen soll – du hast mir ein unvergleichliches Geschenk gemacht.« Wieder küsste er sie, dann rollte er sich von ihr herunter und zog sie an sich.
    Ida war sich nicht sicher, wie er die Bemerkung, auch für ihn sei es das erste Mal gewesen, gemeint hatte, aber sie stellte ihm keine Fragen. Er war nicht ungeschickt mit ihr umgegangen und ihr auch nicht unerfahren vorgekommen, aber sie hatte gesehen, wie er seine Pferde behandelte, und nahm an, dass er seinem Instinkt gefolgt war. Der Gedanke, dass sie die Erste für
ihn gewesen sein konnte, erfüllte sie mit tiefer Freude. Die heutige Nacht bedeutete für sie beide einen neuen Anfang, und von nun an würden sie ihren Weg gemeinsam gehen.

17
    Framlingham,
Dezember 1181

    Ida und Roger trafen an einem frostigen Winternachmittag in Framlingham ein. Die Sonne stand bereits tief am Horizont, und die Luft stach wie Nadeln in den Lungen. Eis überzog den Rand des Sees, und die Äste der Bäume hoben sich wie schwarzes Spitzengeflecht vom blassen Himmel ab. Die Gebäude verfügten über keinerlei Verteidigungsanlagen, sie wurden nur von einem Marschstreifen und Wasser im Westen geschützt. Es gab keine Burg, nur eine steinerne Halle auf einem niedrigen Hügel, an die sich Küchen und eine Kapelle anschlossen.
    Ida wusste, dass Roger Bedenken gehabt hatte, sie zum Familiensitz der Bigods zu bringen. Er schien zu glauben, sie würde, weil sie an den Luxus von Palästen – besonders Woodstock mit seinen Gärten, Springbrunnen und Pfauen – gewöhnt war, sein Heim im Vergleich damit armselig finden, was ein großer Irrtum seinerseits war. Ihre Unsicherheit beruhte auf ganz anderen Gründen.
    In Gedanken versunken ritt sie neben ihm her, genoss aber dennoch den weichen Gang ihrer Stute und ihr neues Recht, dass sie sich offen an seiner Seite zeigen durfte. Ihr neuer Umhang aus dicker blauer Wolle wurde von einer schönen Brosche aus Gold und Saphiren zusammengehalten, die Roger ihr am
Morgen nach ihrer Hochzeit geschenkt hatte. Auf der Rückseite war das Motto Soiez leals en amours eingraviert – seid treu in der Liebe. Sie berührte das Schmuckstück und biss sich auf die Lippe, als sie sich den Gebäuden näherten.
    »Du bist enttäuscht«, stellte er fest.
    Ida schrak zusammen. Sie hatte nicht gemerkt, dass er sie beobachtet hatte.
    »O nein. Es ist… es ist perfekt!«
    »Wohl kaum. Ich weiß, dass hier vieles im Argen liegt, und dir muss das umso mehr in die Augen fallen.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich ziehe das hier jedem Palast vor, und das meine ich ernst.«
    »Warum runzelst du dann die Stirn?«
    Ida warf ihm einen schuldbewussten Blick zu.
    »Ich habe mir gerade gesagt, dass ich die Herrin dieses Hauses bin und dementsprechend auftreten und meine Autorität unter Beweis stellen muss. Bei Hof habe ich gelernt, mit Bischöfen und Edelleuten Konversation zu betreiben und mich durch die höfische Welt zu schlängeln wie eine Elritze durch das Schilf, aber was mich jetzt erwartet, ist neu für mich.«
    Er winkte ab.
    »So groß ist der Unterschied gar nicht. Ich habe dich ja in Woodstock das Apfelmulchen überwachen sehen, und da hast du deine Sache sehr gut gemacht.«
    Ida lachte. Ihre Wangen wurden warm.
    »Ich kenne deine Fähigkeiten. Du hast keinen Grund, an dir zu zweifeln. Alles, was man noch nicht beherrscht, kann man schließlich lernen.«
    Sein Vertrauen in sie rührte sie, bereitete ihr aber auch Sorge.
    »Trotzdem muss ich meine Gedanken ordnen, sonst denken die Leute, ich hätte nur Stroh im Kopf. Aber ich war in den letzten Tagen auch mit anderen Dingen beschäftigt.«
    Er lächelte ihr auf diese träge, sinnliche Art zu, bei der sich immer ihre Lenden zusammenzogen.
    »Ich auch«, erwiderte er, dann trieb er sein Pferd an und ritt über die Brücke, die über den Graben führte.
    Der Boden

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