Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)
Inneneinrichtung des Hauses zu kümmern. Aber es ist unser Heim, es verdient Besseres.«
Ida ging zum Bett, setzte sich darauf und testete die Matratzen. Sie waren dick ausgestopft und äußerst bequem. Sie löste die Schnallen ihres Umhangs und schob ihn zur Seite.
»Die Mängel sind alle nur oberflächlich«, meinte sie. »Die Hand einer Frau kann in solchen Fällen Wunder wirken.«
»Trotzdem, wenn ich es mir hätte aussuchen dürfen, hätte ich dich nicht hierhergebracht.«
Ida musterte ihn einen Moment lang, dann stand sie auf, trat zu ihm und öffnete seinen Umhang.
»Ich lebe lieber mit dir in einem Ziegenstall als in einem Palast mit …« Sie brach ab, sie wollte Henrys Namen nicht hier, in der Schlafkammer, erwähnen, und küsste Roger stattdessen leidenschaftlich. »Das Bett ist sehr behaglich«, flüsterte sie.
»Möchtest du dich nicht selbst davon überzeugen und herausfinden, welche Wunder die Hand einer Frau wirken kann?« Ein schelmischer Funke tanzte in ihren Augen.
Sein Sinn für Humor gewann die Oberhand über seine Enttäuschung und wischte sie beiseite. Er lachte, schlang einen Arm um ihre Taille und drückte sie auf die Matratze nieder.
»O ja«, murmelte er, während seine Finger schon an den Schnüren ihres Gewandes herumnestelten. »Das würde ich sehr gern tun.«
Von einem Geräusch aus dem Schlaf gerissen schlug Ida die Augen auf und überlegte einen Moment lang, wo sie war. Ihr Haar flutete über die Kissen, und ihre Hand ruhte auf Rogers bloßem Arm. Ihre Beine waren fast wie ein Zopf miteinander verschlungen. Er atmete tief und gleichmäßig. Sie sah zu, wie sich seine Brust hob und senkte, und als sie allmählich ganz zu sich kam, setzte sie sich auf und blickte sich um. Ihre Kleider lagen auf dem Boden verstreut, jedes einzelne Stück erzählte seine eigene Geschichte von Küssen, Lachen und Lust. Die Kerzen hinter den offenen Vorhängen waren fast heruntergebrannt, und im Kamin glühten nur noch ein paar Kohlen.
Sie mussten ziemlich lange geschlafen haben, denn als sie nach oben gegangen waren, war die Dämmerung noch nicht hereingebrochen. Ida empfand plötzlich schuldbewusste Verlegenheit. Sie hatte das Geräusch, das sie gehört hatte, nicht genau identifizieren können, aber es hatte geklungen, als würde ein Türriegel leise vorgeschoben. Sie beugte sich über Roger und rüttelte ihn sacht. Er grunzte und richtete sich auf.
»Ich hoffe, unten warten nicht alle darauf, dass wir zum Essen erscheinen«, sagte sie missmutig.
»Was?« Roger blickte sich verwirrt um, aber als er allmählich seine Schläfrigkeit abschüttelte, begann er zu kichern. »So
viel zu der Wunder wirkenden Hand einer Frau.« Er spielte mit einer ihrer Haarsträhnen. »Ich glaube nicht, dass irgendjemand verärgert oder schockiert reagiert. Solche Dinge erwartet man von einem frisch verheirateten Paar. Außerdem hat uns niemand vorzuschreiben, was wir in unserem eigenen Haus zu tun und zu lassen haben, und ist es nicht die erste Pflicht des Lords und seiner Lady, für Erben zu sorgen?«
Ida errötete.
»Trotzdem hoffe ich, dass sie nicht auf uns warten.« Sie schob ein Bein aus dem Bett und quiekte, als ihre nackten Zehen etwas Weiches, Kaltes berührten. Als sie den Fuß zurückzog, entdeckte sie einen weißen Klecks an ihrer Sohle.
»Quarkkäse«, stellte Roger ebenso verdutzt wie belustigt fest.
Ida spähte erneut über die Bettkante und sog zischend den Atem ein.
»Sie haben uns Essen dagelassen!« Ihre Wangen glühten vor Scham, zugleich konnte sie ein Lachen nicht unterdrücken. Sie beugte sich weiter vor, zog ein Tuch von einem Tablett, das jemand neben dem Bett deponiert hatte, und wischte sich damit den Fuß ab. Sie empfand Bestürzung darüber, dass ein Mitglied des Haushalts ohne ihr Wissen den Raum betreten, ein Tablett neben dem Bett zurückgelassen und sich dann auf Zehenspitzen wieder entfernt hatte. Das war es wohl gewesen, was sie geweckt hatte – das Geräusch leise tappender Füße und einer sich behutsam schließenden Tür. Bei dem Gedanken, wie verletzlich sie gewirkt haben musste, zuckte sie zusammen und versuchte sich zu erinnern, wie viel bloßes Fleisch zu sehen gewesen war. Zum Glück herrschte nur schwaches Licht im Raum, aber ihre verstreuten Kleider sprachen ohnehin für sich. Die Geschichten über die Ausschweifungen bei Hof würden jetzt vollends aus dem Ruder laufen. Alle würden tuscheln, dass die neue Herrin es nicht hatte erwarten können, das Bett
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