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Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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des Hofes war schlammig, aber mit einer dicken Strohschicht ausgelegt, die den schlimmsten Wintermatsch aufsog. Eine Schar von Rittern und Gefolgsleuten wartete darauf, ihren Lord zu begrüßen. Ida wusste, dass alle sie musterten und sich fragten, was für eine Braut Roger da mitgebracht hatte. Eine Kurtisane, eine ehemalige königliche Mätresse. Auch wenn East Anglia weit vom Hof entfernt lag, musste der Klatsch bis hierher gedrungen sein. Ihr war übel vor Nervosität, aber sie hielt den Kopf hoch erhoben. Dies war ihr neues Heim, ihr Reich, und sie würde sich so einführen, wie sie weiterzumachen gedachte.
    Ein Stallbursche nahm die Zügel der Stute, und Roger hob sie aus dem Sattel. Sie griff kurz nach seiner Hand, um Kraft zu schöpfen, dann drehte sie sich mit ihm um, und sie betraten gemeinsam die Halle. Ida schritt so langsam und würdevoll voran, als wäre sie auf dem Weg zu einem königlichen Bankett. Rogers Haushofmeister Clerembald und seine Frau Roese hießen sie in Framlingham willkommen. Hinter Ida und Roger luden die Diener das Gepäck ab und schafften die Truhen und Kisten ins Haus.
    In der Halle gab es keine Fenster, aber die Wände waren kürzlich frisch getüncht worden und schimmerten so weiß wie Schnee. Weder Wandbehänge noch Schilde oder Waffen schmückten die kahlen Flächen, sodass ein Eindruck von Kälte entstand. Im Kamin prasselte ein Feuer, das aber gerade erst entfacht worden war und noch keine Wärme verströmte. Der Boden war mit Stroh bedeckt. Ida musste unwillkürlich an die sauber gefegten Holzfußböden in Woodstock und die verzierten
Fliesen in Henrys Kammer denken. Die Halle war zwar geräumig und luftig, erinnerte sie aber an einen gut gepflegten Viehstall. Plötzlich erschien ihr ihr würdevoller Auftritt ein wenig lächerlich. Außer den wenigen Rittern und Gefolgsleuten war niemand zu sehen. Obwohl Framlingham vermutlich das Herzstück von Rogers Besitz bildete, ließ sich nicht viel Staat damit machen. Natürlich konnte man am Zustand der Halle einiges ändern, aber im Moment wirkte sie kahl und kühl. Sie spürte, dass auch Roger enttäuscht war.
    »Nicht gerade überwältigend, nicht wahr?«, meinte er. »Wenn ich das alles mit deinen Augen sehen würde, würde ich mich beschweren, hierhergebracht worden zu sein. Wir hätten in Thetford bleiben sollen.«
    Ida rückte näher an ihn heran und berührte seinen Arm.
    »Ich bin froh, dass die Wände noch kahl sind, ich habe da nämlich einige Ideen für Behänge und Friesmuster. Diese Halle wartet genau wie wir auf einen Neuanfang, und sie bietet durchaus Möglichkeiten.«
    Er wandte sich zu ihr und ergriff ihre Hände. Ida lächelte ihn an. Sie hatte sich einzureden versucht, dass die Halle eine Herausforderung und keine Enttäuschung darstellte, und jetzt regte sich in ihr tatsächlich eine leise Vorfreude darauf, sie nach ihrem Geschmack zu gestalten. Sie drückte seine Hand, dann stellte sie sich aus einem Impuls heraus auf die Zehenspitzen und küsste ihn. »Ich möchte den Rest sehen«, bat sie. »Was für Räume liegen über der Halle?«
    Er schwang sie lachend in einem Halbkreis durch die Luft.
    »Komm, ich zeige sie dir. Ich bin sicher, sie bieten auch Möglichkeiten.«
    Ida stellte fest, dass es in der Schlafkammer schlimmer aussah als in der Halle, weil die Wände erst noch getüncht werden mussten. Sie waren gelblich verfärbt, und der Ruß der Kerzen
und Öllampen hatte sich darauf abgelagert. Aber dafür besaß der Raum vier schöne bogenförmige Fenster, deren Läden jetzt allerdings zum Schutz vor der Dezemberkälte geschlossen waren. Das einzige Licht kam von der Tür, wo zwei dicke Kerzen in schmiedeeisernen Haltern brannten, und dem Feuer im Kamin. Rings um das große Bett verliefen Vorhänge aus guter, dicker Wolle, nur leider erinnerte der modrige Grünton Ida an einen algenverseuchten Teich. Das Bett selbst war sorgfältig gemacht, die sauberen Leinenlaken von guter Qualität, nur die Bettdecke wies denselben Farbton auf wie die Vorhänge. Neben dem Bett stand ein Rundsessel, auf dem ein weiches Kissen lag.
    »Das war früher das Studierzimmer meines Vaters«, sagte Roger. Seine Stimme klang bekümmert. »Im Sommer, wenn man die Fenster öffnen kann, ist es hier schöner, dann fällt das Sonnenlicht in den Raum. Er hat alle wertvollen Dekorationsgegenstände verkauft, die er besessen hat, um seine Schulden zu bezahlen … und ich war zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt, um mich um die

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