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Die Rosen von Montevideo

Die Rosen von Montevideo

Titel: Die Rosen von Montevideo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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bin sicher, Vater sieht es genauso.«
    Valeria hatte Isabella noch nie mit dieser festen Stimme sprechen gehört; ihr ansonsten oft flackernder Blick bohrte sich nahezu in Leonora. Die öffnete zwar den Mund, aber es kam nur ein hilfloses Glucksen heraus. Sie lief rot an, wandte sich schließlich schweigend ab und verschwand.
    Während Isabella das Hausmädchen rief und Anweisungen gab, trat Carlota zu Tabitha. Obwohl sie sich ähnlich sahen, waren sie nun doch deutlich zu unterscheiden, da Carlota nur noch ein Schatten ihrer selbst war.
    »Und?«, fragte sie leise. »Hast wenigstens du bekommen, was du wolltest?«
    Tabitha deutete auf ihren gerundeten Leib. »Ich fürchte, so dick, wie ich bin, wäre es nicht länger möglich, die Rollen zu tauschen. Es war ein Fehler … schrecklicher Fehler.«
    Valeria schüttelte den Kopf. »Wenn ich etwas in den letzten Wochen gelernt habe, so, dass es keinen Sinn hat, mit der Vergangenheit zu hadern. Was geschehen ist, ist geschehen. Nun sollten wir uns tatsächlich ausruhen und dann nach vorne schauen.«
    Sie wusste nicht genau, wie es weitergehen würde – sie wusste nur, sie hatte zwei Töchter, für die sie das Beste wollte, würde bald ein Enkelkind bekommen, war wieder mit ihren Eltern versöhnt, mit Valentín und Claire. Was auch immer die Zukunft bringen würde – sie war nicht mehr so einsam, wie sie sich in den letzten Jahren oft gefühlt hatte. Mit ihrer Familie vereint, würde sie jede Herausforderung meistern.

42. Kapitel
    W ie sollen wir sie nun nennen?«, fragte Tabitha in die Runde.
    In den letzten Monaten hatten sie sich immer wieder passende Namen für ihr Kind überlegt, aber bislang keine endgültige Entscheidung getroffen. Am Ende hatten sie beschlossen, die Geburt abzuwarten – und nun lag das kleine Mädchen auf ihrem Arm, rotverschmiert und aus Leibeskräften brüllend. Tabitha war erschöpft, aber stolz, es geschafft zu haben.
    Die Wehen hatten mitten in der Nacht begonnen. Eine Weile war sie allein in Claires Haus auf und ab gegangen, wo sie die Schwangerschaft verbracht hatte, ehe sie in den Morgenstunden Claire und Valeria Bescheid gegeben hatte, die wiederum Rosa und Carlota – beide im Haus der de la Vegas’ untergebracht – hierhergebeten hatten. Wenig später war auch Isabella eingetroffen, die sich die Ankunft des neuen Erdenbürgers ebenso wenig entgehen lassen wollte wie der Rest, und am frühen Nachmittag waren sie schließlich die Zeugen des ersten Schreis geworden.
    Nun standen sie allesamt um das Bett und stritten, wer das Kleine zuerst halten dürfte.
    Die Wahl fiel auf Rosa, die Älteste. Hingebungsvoll musterte sie den Säugling. »Meine Mutter hat immer versucht, hierzulande Rosen zu züchten«, murmelte sie. »Es ist ihr nie recht geglückt, aber sie hat mich Rosa genannt. Wir alle sind ein wenig wie Rosen – wir können wunderbar blühen und duften, aber auch welken und haben unsere Stacheln.«
    »Rosalia«, sagte Tabitha plötzlich laut. Nun, da sie ihr Kind betrachtete, fiel die Wahl für den richtigen Namen nicht schwer. »Und mit zweitem Namen soll sie Valentina heißen – nach Vater.«
    »Wo ist er eigentlich?«, fragte Claire. »Er will seine Enkeltochter doch sicher auch bald sehen.«
    Valeria lächelte vielsagend. Sie selbst sah ihn nur noch selten, seit Luis ihm Arbeit beschafft hatte.
    Ja, ausgerechnet die Männer, die sich am Strand so wüst geprügelt hatten, darüber aber so verlegen waren, weil sie fast eine Fehlgeburt bewirkt hätten, hatten in den letzten Monaten Freundschaft geschlossen, und Luis hatte Valentín eine Anstellung bei einer Gewerkschaftszeitung vermittelt. Seit Jahren war er selbst dort engagiert – und Valentín brachte die rechten Voraussetzungen mit, war er doch sehr erfahren, was die schrecklichen Arbeitsbedingungen in vielen Fabriken anbelangte.
    Rosa übergab das Neugeborene wieder an Tabitha, die sein Schreien ein wenig beschwichtigen konnte. »Sie wird mir fehlen, wenn wir wieder nach Frankfurt zurückkehren«, stellte sie fest.
    »Willst du wirklich nicht bleiben?«, fragte Valeria.
    »Ach, ich war lange genug hier … Gewiss, ich habe mich wohl gefühlt und wollte unbedingt die Geburt abwarten, aber der Taunus ist meine Heimat geworden. Dorthin gehöre ich – und an die Seite deines Vaters.«
    Albert war schon vor einigen Wochen zurückgekehrt, denn seine Bankgeschäfte konnten nicht so lange warten. Valeria war sich sicher – am liebsten hätte Rosa auch Tabitha und

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