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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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könnte. Beatrice hatte vierzehn Tage lang auf das Erscheinen der britischen Armee gehofft, auf die RAF, auf die Marine, auf Scharen tapferer Männer, die kommen und die Nazis zum Teufel jagen würden. Aber nichts geschah, und sie begann zu ahnen, daß man sich — zumindest vorläufig — in London mit dem Stand der Dinge arrangiert hatte.
    Den Deutschen war der Ruf vorausgeeilt, gründlich, schnell und sehr systematisch zu arbeiten, Dinge anzupacken und mit Tatkraft und Energie durchzuführen. Die verbliebene britische Bevölkerung auf den Kanalinseln sah mit Staunen, wie die Besatzer diesem Ruf mit äußerster Zuverlässigkeit gerecht wurden.
    Das Straßenbild hatte sich rasch verändert. Abgesehen davon, daß es von deutschen Uniformen wimmelte, wehten auch Hakenkreuzfahnen von allen öffentlichen Gebäuden, und vereinzelt waren bereits englische Straßennamen oder die Namen größerer Häuser oder Anlagen in deutsche Bezeichnungen umgetauft worden.
    Castle Cornet, die beeindruckende Festung, die das Bild des Hafens von St. Peter Port prägte, hieß nun »Hafenschloß«. Aus dem malerischen Ort Torteval wurde »Spitzkirchen« wegen des weithin sichtbaren, eigentümlichen Kirchturms. Es gab die Auflage,
keine anderen Namen als die neuen zu verwenden, aber darum scherte sich niemand aus der Bevölkerung, und letzten Endes konnten dies die Deutschen auch nicht wirklich kontrollieren.
    Als schwieriger für die Engländer erwies sich die umgehend erfolgte Neuregelung des Straßenverkehrs. Man fuhr nicht mehr links, sondern — wie auf dem europäischen Festland üblich — rechts. Dies führte zu einiger Verwirrung, auch unter den Deutschen, weil die Beschilderung der Straßen nun nicht mehr stimmte und nicht so rasch ausgetauscht werden konnte. Allerdings besaßen ohnehin nur noch wenige Inselbewohner ein Auto; viele waren beschlagnahmt worden, man brauchte einen Sonderschein, um seinen Wagen behalten zu dürfen, und in der Regel wurden diese Scheine nur an Besitzer landwirtschaftlicher Fahrzeuge oder Lieferautos ausgegeben. Das Benzin war rationiert und nur auf Marken erhältlich, ebenso die Nahrungsmittel.
    Die Deutschen erließen ein generelles Versammlungsverbot, das selbst harmloseste Vergnügungen wie Bridgeclubs einschloß, und verhängten eine abendliche Ausgangssperre. Der kurz vor der Besatzung völlig zusammengebrochene Schulbetrieb sollte, so hieß es, so rasch wie möglich wieder aufgebaut werden, und vorrangiges Unterrichtsziel würde das Erlernen der deutschen Sprache sein.
    Der Juli war heiß und trocken und trostlos. Beatrice unternahm keinen Versuch mehr, das Haus zu verlassen. Sie kümmerte sich um die Rosen, was für sie ein Gefühl der Verbindung mit ihrem Vater bedeutete und was von Erich mit einem herablassenden Lächeln bedacht, aber immerhin geduldet wurde.
    »Es ist nicht die Zeit für Blumen und ähnlichen Firlefanz«, sagte er, »es ist Krieg. Aber letztlich habe ich nichts dagegen, daß du dich um den Garten kümmerst, Beatrice.«
    Er bestand, wie angekündigt, darauf, daß sie ihren täglichen Deutschunterricht bei Will nahm. Beatrice haßte es, Deutsch zu lernen, aber sie sagte sich, daß die Lage auf der Insel noch eine ganze Weile andauern konnte und daß es für sie nur von Vorteil sein würde, die Sprache des Feindes zu verstehen.
    Immerhin kam sie mit Will gut zurecht. Zwischen ihnen entwickelte sich rasch eine Freundschaft, er wurde zu einem Ersatz für den großen Bruder, den Beatrice sich immer gewünscht hatte.
Sie hatte gehofft, er werde bei ihr und Erich im Haus wohnen, aber offensichtlich hielt Erich dies nicht für angemessen, denn er hatte Will in der kleinen Dachwohnung über der Scheune untergebracht, in der immer die Hilfskräfte geschlafen hatten, die Andrew hin und wieder beschäftigt hatte. Deborah hatte den weißgetünchten Raum mit den schrägen Wänden gemütlich eingerichtet; vor dem Gaubenfenster bauschten sich geblümte Vorhänge im warmen Sommerwind; das Bett konnte tagsüber als Couch benutzt werden, es gab einen runden Tisch und einen Korbsessel, ein Waschbecken in der Ecke mit einem Spiegel darüber und eine kleine elektrische Kochplatte mit einem Wasserkessel. Will hatte gesagt, er werde zum Unterricht ins Haus hinüberkommen, aber Beatrice hatte erklärt, es sei ihr lieber, wenn sie zu ihm kommen dürfe. Will akzeptierte dies, ohne nachzufragen, und Beatrice vermutete, daß er ihre Beweggründe begriff: Sie hatte so die Möglichkeit, sich wenigstens ein

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