Die Roswell Verschwörung: Thriller (German Edition)
auf Südkurs und hielt ihn auf neunhundert Metern bei einer Geschwindigkeit von dreihundert Stundenkilometern. Er stellte die Sendefrequenz auf 7700 und die Empfangsfrequenz auf 243, die Notruffrequenz.
»Mayday! Mayday! Mayday! Hier spricht Air Force C-17 von der Osterinsel. Wir machen eine Notlandung auf dem Wasser zehn Kilometer südlich der Insel. Bitten um Rettungsboot. Ich wiederhole. Wir machen eine Notlandung auf dem Südkurs von der Osterinsel. Bitten um Rettungsboot.«
Er warf einen flüchtigen Blick auf seine Uhr. Sechs Minuten bis zur Explosion.
Eine nervöse Stimme quäkte in seinem Kopfhörer.
»Air Force C-17, hier spricht der Tower Osterinsel. Wir haben verstanden, dass Sie zehn Kilometer südli…«
Das reichte Tyler, der nur hatte sichergehen wollen, dass man ihn gehört hatte. Er riss das Headset herunter, öffnete die Frachtluke und stellte den Autopilot auf maximale Flughöhe und Geschwindigkeit. Dann stand er auf und legte den Fallschirm an. Als der Gurt befestigt war, aktivierte er die automatische Steuerung.
Die Triebwerke gingen auf volle Leistung, und Tyler spürte, wie das Flugzeug stieg. Er rannte die Treppe hinunter zur Ladeluke, wo Jess auf ihn wartete. Sie hielt sich mit aller Kraft fest, damit sie nicht aus dem Flugzeug gesogen wurde.
»Bist du fertig?«, schrie er, um das Dröhnen zu übertönen.
Jess nickte. Angst schien sie keine zu haben, sie sah eher aus, als könnte sie es kaum erwarten. Sie legten beide die Hände an die Insel. Er rief: »Eins! Zwei! Drei! Jetzt!« Sie schoben die Insel zur Luke, bis sie über die Kante kippte und fiel.
»Spring!«, schrie er.
Jess rannte mit einem Jauchzer zur Luke, als wäre sie auf einer ihrer Extremabenteuertouren. Sie sprang, und der Sog riss sie fort.
Tyler, der ihr folgte, wäre gern ebenso begeistert gewesen. Er setzte sich überhaupt nur deshalb in Bewegung, weil ihm bewusst war, dass die C-17 kein idealer Aufenthaltsort mehr war.
Dann fiel er. Die Luft wurde aus seiner Lunge gesaugt, wie er es noch bei keinem seiner Sprünge erlebt hatte. Er verfolgte mit den Augen, wie die C-17 über ihm in den Himmel stieg, und war derart versunken in den Anblick, dass er beinahe vergessen hätte, seinen Schirm manuell zu öffnen. Er wurde heftig in seinen Gurt gepresst, als der sich entfaltende Fallschirm seinen Sturz jäh bremste. Er suchte den Ozean nach Jess ab und sah sie gemütlich unter sich schweben. Die bananengelbe Rettungsinsel fiel wenige Hundert Meter weit von ihr entfernt ins Wasser.
Er näherte sich rasant der ruhigen Meeresoberfläche und bereitete sich darauf vor, den Schirm zu lösen. Durch seinen eigenen Fallschirm zu ertrinken hätte ihm gerade noch gefehlt. Er tauchte ins Wasser ein und hielt die Luft an, während er sich aus seinem Gurt wand. Nach dreißig langen Sekunden war er frei und schwamm nach oben. Nachdem er die Wasseroberfläche durchbrochen hatte, holte er tief Luft. Dann drehte er sich um und suchte das Meer ab. Die Insel sah er zuerst, weil sich ihre Farbe vor dem blauen Hintergrund gut abhob. Aber dann machte er auch Jess aus, die mit ruhigen Zügen zu ihr schwamm. Einige Minuten später war er bei ihr. Sie kletterten in die Insel. Das Blinklicht des Leuchtfeuers war automatisch durch das Wasser in Gang gesetzt worden, aber die Überlebensausrüstung war nirgendwo zu sehen, vermutlich war sie verloren gegangen, als die Insel nach unten taumelte. Nun konnten sie nur noch warten, dass jemand sie rettete.
Jess setzte sich hin und lehnte sich an den Rand.
»Alles okay?«, fragte Tyler.
»Das war unglaublich! Und wie geht es dir?«
»Den Umständen entsprechend.«
Sie zog das Leatherman aus ihrer Tasche und reichte es ihm.
»Ich dachte, vielleicht können wir es brauchen – falls wir lange auf dem Wasser bleiben müssen.«
»Ich schaffe es nicht, das Ding zu verlieren«, sagte er und steckte es in die Tasche. »Ich fürchte allerdings, dass die Air Force darin keinen angemessenen Ausgleich für ein Flugzeug von zweihundert Millionen sieht.«
»Ich sehe es nicht mehr«, sagte sie. »Wie weit weg ist es, meinst du?«
Tyler sah auf die Uhr. Noch fünfzehn Sekunden.
»Ich hoffe, mindestens fünfzig Kilometer weit. Es müsste eigentlich noch immer schneller werden.«
»Können wir die Explosion von hier aus sehen?«
In diesem Moment kniff Tyler die Augen zusammen, denn am Himmel loderte ein Feuerball auf. Er zählte, während er auf den Knall wartete. Zwei Minuten später zerriss ein lauter Schlag
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