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Die rote Agenda

Die rote Agenda

Titel: Die rote Agenda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaty Pisani
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Kontakt kamen.
    Attilio
Branca bewegte sich in Bereichen von Politik und Finanzwirtschaft, die sich
schon seit einer Weile mit dem organisierten Verbrechen vermischt hatten und
nun eine Art zweiten, parallelen und verborgenen Staat bildeten, der dazu
beitrug, den Traum einiger Ökonomen der Post-Reagan-Ära umzusetzen, nämlich
jene Art des verheerenden Freihandels, der cleveres Leuten und Kriminellen
aller Art überall auf der Welt zu maßlosem Reichtum verhalf.
    Als
Rechtsanwalt Bastiani sich als Vermittler dieses Treffens angeboten hatte, waren
von Alimante sofort Nachforschungen über den Sizilianer angeordnet worden, und
bereits wenige Stunden später hatte er die wichtigsten Informationen vorliegen.
Schon als sehr junger Mann am Anfang seiner Karriere hatte Attilio Branca enge
Geschäftsbeziehungen zur palermitanischen Mafia geknüpft – bis zu dem Tag
Anfang der achtziger Jahre, als der zweite Mafia-Krieg ausgebrochen war, in dem
die alteingesessenen palermitanischen Familien die Macht an die corleonesischen
verloren. In dem Krieg wurden Ströme von Blut vergossen, und die wenigen
Überlebenden waren gezwungen, in die Vereinigten Staaten zu fliehen, während
die Corleonesen, die in der Zwischenzeit neue politische Allianzen geschlossen
hatten, lange Zeit damit fortfuhren, abscheuliche Blutbäder anzurichten, und
jeden eliminierten, der sich ihnen in den [106]  Weg stellte, darunter einige
Politiker der alten Mehrheit, viele Richter, die begonnen hatten, in den
inneren Zirkeln der Finanzwelt zu ermitteln, eine große Anzahl von Vertretern
des Staates und natürlich die Verwandten der reuigen Mafia-Aussteiger, die zu
jener Zeit angefangen hatten, mit der Justiz zusammenzuarbeiten.
    Branca war
es gelungen, dem Massaker zu entkommen, ohne dass die Umwälzungen seine
Geschäfte tangiert hätten, doch er hatte dafür einen sehr hohen Preis gezahlt.
Als er schon sicher gewesen war, die neuen Paten von seinem guten Willen zur
Zusammenarbeit überzeugt zu haben, töteten die Corleonesen seinen einzigen
Sohn. Seine Leiche wurde nie gefunden, die Untersuchung ergab lediglich, dass
er bei einer Einzelregatta auf der Höhe von Monte Carlo verschollen war. Und
als ob das noch nicht gereicht hätte, zwang man Branca auch noch dazu, diese
Version hinzunehmen und dafür zu sorgen, dass die Ermittlungen versandeten.
Andernfalls würde man auch ihn töten.
    Es
erstaunte Alimante nicht, dass ein angesehener Anwalt wie Bastiani mit Branca
zu tun hatte. Wer die Geheimnisse jener Welt nicht kannte, für den war der
Sizilianer einfach ein erfolgreicher Unternehmer, der sich in der Vergangenheit
in der Politik versucht hatte, wenn auch nur auf regionaler Ebene. Als er
Rechtsanwalt Bastiani und Brancas getreuen picciotto Salvatore Partanna vor ein paar Tagen empfangen hatte, hatte Bastiani praktisch
nichts gesagt, außer dass der arme Branca, dem Ende nahe, wünsche, ihn zu
treffen, um mit ihm über Dinge höchster Wichtigkeit zu sprechen. Doch das
Ausschlaggebende, was ihn dazu gebracht hatte, den Alten zu empfangen, waren
nicht die vagen Worte des [107]  Anwalts gewesen, sondern der Brief, den Partanna
ihm übergeben hatte, bevor die beiden gingen.
    Nachdem er
diese Botschaft gelesen hatte, war Alimantes Neugierde, wie Branca es
vorhergesehen hatte, geweckt worden. Was konnte der Mafioso wissen, das er
nicht wusste, hatte er sich verärgert gefragt. Schließlich hatte er
beschlossen, ihn zu treffen, denn im Grunde war nichts Schlimmes daran, diesen
todgeweihten Mann zu empfangen, der im Urteil der Öffentlichkeit ein höchst
achtbarer Unternehmer war.
    So hatte
Alimante an diesem Vormittag um Punkt neun, nachdem er Ogden und Stuart
mitgeteilt hatte, dass es später werde, die beiden Sizilianer empfangen.
    Der Alte
und sein junger Begleiter bildeten ein recht seltsames Paar. Branca legte eine
ausgesuchte Höflichkeit an den Tag und beglückwünschte Alimante zu jedem Objekt,
auf das sein Blick fiel. Partanna hingegen beschränkte sich darauf, Alimante
die Hand zu geben, wobei er eine fast militärische Verbeugung andeutete, um
dann über seinen Paten zu wachen wie ein Adler über das Nest.
    Branca
betrachtete mit außergewöhnlichem Interesse die Gemälde an den Wänden, wobei
Salvatore ihm folgte, als könnte plötzlich irgendetwas Gefährliches aus diesen
Leinwänden herausspringen.
    »Ihr habt
wunderbare Gemälde, Don Giorgio. Ich darf Euch doch so nennen, nicht wahr?«,
fragte der Alte und sprach ihn auf typisch sizilianische

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