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Die rote Agenda

Die rote Agenda

Titel: Die rote Agenda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaty Pisani
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überrascht an. »Wie Sie wollen, ich hätte es Ihnen sowieso gleich
gesagt, denn die Sache ist äußerst brisant.«
    Der
Italiener hob die vor ihm liegenden Papiere hoch und erklärte, worum es sich
handelte. Dann berichtete er detailliert über das Gespräch, das er mit Attilio
Branca geführt hatte.
    Am Ende
machte er eine Pause, um zu sehen, wie die beiden Agenten reagierten, doch da
sie sich wieder nichts anmerken ließen, fuhr er fort.
    »Zufällig
trifft mein Wunsch, in Sachen Lowelly Grey Gerechtigkeit walten zu lassen, mit
der Durchführung einiger Aktionen zusammen, die die Elite schon lange plant. So
können wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, wie man so sagt. Ich denke,
Sie wissen, wie hochexplosiv das Dokument ist, das wir in Händen halten«, fügte
er hinzu und zeigte auf die Kopie der Agenda.
    [134]  »Und was
gedenken Sie damit zu tun?«
    Alimante
lächelte kalt. »Das, worum mich Branca gebeten hat, doch auf meine Art,
versteht sich. Der Augenblick ist gekommen, dieses Land zu säubern, und die
Agenda des Richters wird diesem Zweck dienen. Diese Mafiosi haben die Grenzen
überschritten. Es ist unsere Schuld, wir haben zugelassen, dass sie allzu reich
und allzu mächtig geworden sind. Von der Arroganz vieler
White-Collar-Krimineller, die den Verfall von Politik und Unternehmertum in
Italien widerspiegelt, ganz zu schweigen. Solche Leute werden in jedem anderen
Land schlicht als Verbrecher betrachtet.«
    Stuart
nickte mit einem Ausdruck ironischer Verachtung. »Es scheint so, dass einige
Leute nicht nur zugeben, Mafiosi zu kennen, sondern auch kein Problem darin
sehen, Umgang mit ihnen zu haben. Das ist nicht nur kriminell, sondern auch
dumm. Und doch, Ihnen sind sie auch nützlich gewesen«, fügte er herausfordernd
hinzu.
    Alimante
durchbohrte ihn mit einem Blick. »Was soll das heißen? Auch Killer sind
nützlich. Das bedeutet nicht, dass wir der Mafia die Regierung eines Staats
überlassen oder ihr erlauben, zu viel Macht über die nationale beziehungsweise
internationale Wirtschaft auszuüben. Wir waren unaufmerksam, haben uns um das
Allgemeine gekümmert und das Besondere vernachlässigt, wobei das ›Besondere‹ in
diesem Fall der Schlamassel in Italien ist.«
    Ogden
nickte. »Das kann man wohl sagen. Und jetzt hat es keinen Sinn, sich darüber zu
wundern, wie stark diese Leute geworden sind; sie stehen zwar auf der
niedrigsten Stufe der Macht, gehören aber doch dazu, ob es Ihnen gefällt oder
nicht. Die Leute, mit denen Sie die [135]  Schlüsselpositionen der italienischen
Politik und Finanzwelt besetzt haben, diese Leute haben, von ihrer Gier
getrieben, zugelassen, dass alles zugrunde ging und ihre Mafiakumpane davon
profitierten. Man denke nur an die zur Rettung hochgestellter Angeklagter
gemachten Gesetze und an den Personalabbau bei den Spezialeinheiten der
Polizei, der Carabinieri und der Zoll- und Finanzbehörde, ausgerechnet in den
Landesteilen, wo sich die schlimmste Kriminalität eingenistet hat. Oder an die
Delegitimierung der für die Ermittlungen unersetzlichen Kronzeugen, die
Schließung der Hochsicherheitsgefängnisse auf Pianosa und Asinara, abgesehen
davon, dass die verschärften Haftbedingungen immer mehr aufgeweicht werden. Die
sogenannten Handlanger sind heute übermächtig geworden. Ich glaube, die
europäische Elite muss so schnell wie möglich in ihren mittleren und unteren
Etagen in Italien aufräumen.«
    Alimante
sah Ogden aufmerksam an. »Ich sehe, Sie sind über die italienischen
Angelegenheiten gut informiert.«
    »Schon
lange sind es nicht mehr nur italienische Angelegenheiten.«
    »Lassen Sie
uns offen miteinander reden«, schaltete sich Stuart ein. »Die europäische Elite
und die amerikanische Elite haben zugelassen, dass diese neue Mafia jahrelang
ungestört agieren konnte, bekämpft nur von einigen Richtern und Polizisten, die
fast alle ihren Einsatz mit dem Leben bezahlten. Sie sind wohl doch nicht so
fähig und weitsichtig, wenn Sie nichts dagegen unternommen haben, dass sich
solche Banditen eines Landes bemächtigen. Ihres Landes, Alimante.«
    Der
Italiener warf ihm einen entrüsteten Blick zu. »Ich [136]  nehme an, Sie können
nicht anders, als weiterhin so von der Elite zu sprechen, als ginge Sie die
Elite nichts an. Der Dienst gehört dazu, haben Sie das vergessen?«
    Ogden
beschloss sich einzuschalten, um die Wogen zu glätten. »Wie könnten wir das
vergessen?«, sagte er mit einem gezwungenen Lächeln. »Doch die Tatsache, dass
der Dienst

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