Die rote Agenda
sein, und wenn das
Wetter sich verschlechterte, was leider zu befürchten war, würde man das Fest
in die Säle im Erdgeschoss verlegen, die schon dafür hergerichtet waren.
Matteo und
Betta gingen hinaus in den Park und auf einen der Pavillons zu, wo man
Aperitifs servierte.
»Lass mich
die Gäste begrüßen«, sagte Betta, löste sich von seinem Arm und ging auf eine
kleine Gruppe zu.
Matteo sah
ihr nach. Sie war schlank, hatte lange Beine und den drahtigen Körper eines
jungen Mädchens. Auf ihrem blonden Haar lag ein feiner Kupferschimmer, durch
den ihre Augen betont wurden, die so blau wie holländisches Porzellan waren.
Ihre Haut war sehr hell, gesprenkelt mit Sommersprossen, die sie verabscheute,
weshalb sie nie, nicht einmal im Sommer, ärmellose Kleider trug. Elisabetta,
Betta für ihre Freunde, war zehn Jahre jünger als er. Seit fünf Jahren waren
sie verheiratet, doch sie hatten keine Kinder und wollten auch beide keine.
Matteo, der
nie jemanden geliebt hatte, mochte seine Frau jedoch sehr gern. Er schätzte
ihren schlanken Körper, der es [131] ihr erlaubte, jedes Kleid mit Eleganz zu
tragen, und empfand Zärtlichkeit für ihr hübsches Gesicht, aus dem eine starke,
gebogene Nase hervorsprang. Die leicht gewölbte Stirn ließ sie Maria José, der
letzten Königin Italiens, ähneln, gab ihrem Aussehen jedoch gleichzeitig etwas
Kindliches, das ihre Züge sanfter machte. Betta war in den besten europäischen
Internaten erzogen worden, sprach mehrere Sprachen und zählte zwei Päpste und
einen berühmten General zu ihren Vorfahren; doch als Matteo sie kennengelernt
hatte, nagte ihre Familie buchstäblich am Hungertuch. Vielleicht hatten die
wählerischen Bramantes ihn deshalb so bereitwillig akzeptiert, ohne sich allzu
viele Fragen über diesen gutaussehenden und steinreichen Unbekannten zu
stellen, der in der feinen piemontesischen Gesellschaft nach oben geschossen
war wie ein Pilz nach dem Regen. Sie hatten ihm ihre Tochter mit Freude zur
Frau gegeben, fast so, als wäre er die beste Partie auf der Welt. Was Matteo
für sie ja wirklich war, da er sie vor dem Bankrott bewahrte.
Matteo
hatte seine Frau mit Umsicht gewählt. Sie war perfekt für die Bedürfnisse eines
Mannes, wie er einer war: ein Pate, der sich hinter dem falschen Namen Lorenzo
Malacrida verbarg, ein ehrgeiziger Finanzier, Eigentümer eines
Stahlindustriekonzerns sowie Gesellschafter vieler Firmen, geachtet und
beneidet. Mit seiner Frau jedoch war er über jeden Verdacht erhaben.
[132] 18
Als
Ogden und Stuart von der Sekretärin in Alimantes Büro in Turin geführt wurden,
saß der Italiener, versunken in die Lektüre einiger Papiere, an seinem
Schreibtisch. Lächelnd sah er hoch und zeigte auf die Sessel ihm gegenüber.
»Entschuldigen
Sie, dass ich unser Treffen verschoben habe, doch ich musste einen Mafioso
empfangen.« Er betonte das zweitletzte Wort absichtlich, neugierig darauf, ob
die Bezeichnung bei den Chefs des Dienstes irgendeine Reaktion auslöste.
Doch dem
war nicht so, auch wenn Ogden und Stuart, bevor sie sich setzten, Blicke
tauschten. Stuart ergriff das Wort.
»Was kann
so jemand von Ihnen wollen?«
Alimante
zuckte die Schultern. » Wir wissen, dass er ein
Mafioso ist; außerdem noch ein kleiner Kreis von Personen, der jedoch so tut,
als wüsste er es nicht. Für alle anderen dagegen ist Attilio Branca ein
reicher, über jeden Verdacht erhabener Unternehmer. Der arme Kerl wird bald
sterben«, fuhr er fort und hob mit einem Ausdruck absoluter Gleichgültigkeit
die Augenbrauen, »und er hat sich in den Kopf gesetzt, dass ich ihm einen
Wunsch erfüllen könnte. Den letzten, nehme ich an…«
»Und,
können Sie es?«, fragte Ogden provozierend.
[133] »Es gibt
wirklich wenige Dinge, die wir nicht tun können, das sollten Sie wissen«,
antwortete Alimante kühl. »Aber lassen wir das. Jetzt erzählt mir bitte, was
meinem Freund Paolo tatsächlich passiert ist. Ich hatte recht, eine Verbindung
zwischen dem Anschlag im Palavela und Lowelly Greys Tod anzunehmen, nicht
wahr?«
»Ja,
absolut«, räumte Ogden ein. »Lowelly Grey hat vor seinem Tod ein Päckchen an
Astoni geschickt. Es handelte sich, wie seine Schwester in dem Telefonat mit
Ihnen schon vermutet hat, um etwas, das er am Tage seines Todes aus dem
Auktionshaus Sommer’s mitgenommen hatte. Doch wenn es Ihnen nichts ausmacht,
möchte ich, bevor ich fortfahre, gern wissen, welchen Wunsch Sie Attilio Branca
erfüllen sollen.«
Alimante
schaute ihn
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