Die rote Agenda
angeordnet
hat, doch auch gegen einige seiner Komplizen, die heute einflussreiche Männer
sind. Wenn der Staat reagiert, umso besser, dann wird es lange Prozesse geben,
mit allen Ungewissheiten, die solche Verfahren mit sich bringen, bevor man zu
einem Urteil kommt. Aber sowohl Trapani als auch Alimante können, sobald sie
diesen Namen haben«, Branca unterbrach sich und suchte die richtigen Worte,
»wie soll ich sagen?, schneller handeln!«
Er legte
eine effektvolle Pause ein und sah Salvatore zufrieden an. Partanna hörte ihm
voller Bewunderung zu. Er hatte die Agenda nie gelesen, doch er ahnte, was
darin stand. Jedenfalls hatte Attilio Branca alles phänomenal eingefädelt.
Der Alte
seufzte, bevor er fortfuhr. »Alimante findet diesen Namen sowieso früher oder
später heraus, doch durch uns spart er Zeit. Was Trapani angeht, so weiß er,
wie die Dinge gelaufen sind, weil er zur Zeit der Anschläge schon ein Mann von
Totò ò zoppo war, doch er war nicht in die Ermordung der beiden Richter
verwickelt und kennt deshalb die Identität des fraglichen Politikers nicht.
Niemand innerhalb der Cosa Nostra war über die Vereinbarung, die Totò ò zoppo
mit dem Vertreter des Staates getroffen hat, auf dem Laufenden. Jetzt, da Trapani
der unumstrittene Boss der Cosa Nostra ist, vor dem sich auch die ’Ndrangheta
und [152] die Camorra verneigen, könnte er diesen Namen leicht herausfinden, doch
ich werde ihn ihm gleich stecken, und dadurch wird er sich gegenüber mir
verpflichtet fühlen. Dann werde ich ihm dich empfehlen, und Trapani wird als
echter Pate verpflichtet sein, dich zu beschützen. Deshalb hast du nichts zu
befürchten.«
Der Alte
seufzte erneut. »Nun endlich gehen mächtige Leute, die keine Vergebung kennen,
gegen diese Schurken vor, und ich bitte Gott, dass ich das noch miterleben
darf. Erst dann kann ich in Frieden sterben.«
[153] 21
Als
Ogden und Stuart im Golden Palace angekommen und zur Suite hochgefahren waren,
bot sich ihnen ein Bild, das ihnen das Blut in den Adern gefrieren ließ. Franz
lag bewusstlos auf dem Boden, und in den Zimmern gab es keine Spur von Verena
und Paolo Astoni.
Ogden
beugte sich über Franz, der eine schlimme Verletzung an der Stirn hatte, jedoch
nicht blutete. Er versicherte sich, dass Franz am Leben war, holte dann ein
Kissen und schob es ihm unter den Kopf. Der Agent schlug die Augen auf.
»Haben sie
alle beide mitgenommen?«, fragte er und versuchte aufzustehen.
»Ja, aber
jetzt bleib liegen«, sagte Stuart, der sich ebenfalls über ihn gebeugt hatte,
um zu sehen, wie es ihm ging. »Wie fühlst du dich?«
»Sie haben
mir einen heftigen Schlag auf den Kopf versetzt. Doch vorher habe ich es
geschafft, auf einen von ihnen zu schießen.«
In diesem
Moment läutete das Telefon, und Ogden meldete sich.
»Hier ist
der Direktor. Spreche ich mit Mr. Ogden? Entschuldigen Sie, dass ich Sie nicht
sofort benachrichtigt habe, doch als Sie ins Hotel zurückgekommen sind, war ich
im [154] Büro beschäftigt. Ich wollte Ihnen mitteilen, dass Signora Mathis
Professor Astoni ins Krankenhaus begleitet hat. Er hat sich kurz nach seiner
Ankunft im Hotel schlecht gefühlt, und wir haben den Notarzt gerufen. Der
Krankenwagen hat beide vor ungefähr einer halben Stunde ins San Giovanni
gebracht.«
Ogden
dankte dem Direktor und legte auf. Er wandte sich Stuart und Franz zu, der sich
in der Zwischenzeit in einen Sessel gesetzt hatte.
»Wie viele
waren es?«, fragte er ihn.
Der Agent,
der sich schuldig fühlte, weil es ihm nicht gelungen war, die Entführung zu
vereiteln, sah ihn betrübt an. »Als an der Tür geklingelt wurde, habe ich
geglaubt, es wäre der Notarzt. Ich bin hingegangen und habe durch den Türspion
geschaut. Es schien alles in Ordnung: ein Arzt mit Tasche und zwei Sanitäter
mit einer Trage. Natürlich habe ich nicht aufgemacht, sondern ihnen durch die Tür
gesagt, dass wir sie nicht mehr bräuchten, weil der Kranke sich erholt habe.
Sie haben so getan, als gingen sie weg, doch als ich mich von der Tür entfernt
habe, kamen sie in die Suite gestürzt. Sie haben mich von hinten überrascht,
offensichtlich hatten sie einen Hauptschlüssel. Ich habe auf einen von ihnen
geschossen, doch die anderen waren schon über mich hergefallen. Wenn unsere
Leute da gewesen wären, hätte das nicht passieren können. Es tut mir leid,
Ogden.«
Ogden ging
zu Franz und klopfte ihm auf die Schulter. »Du hast getan, was du konntest, du
darfst dir keine Vorwürfe machen. Wie geht es
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