Die rote Agenda
Alimantes Leute ein und brachten die Männer des Dienstes in ein
unauffälliges kleines Haus in einem Wohnviertel von Turin, nahe dem Corso
Vittorio Emanuele. Das Haus war innen geräumiger, als man von der Straße her
gedacht hätte, doch vor allem verfügte es über [158] einen für ihre Bedürfnisse
perfekt mit Elektronik und für Satellitenempfang ausgerüsteten Raum,
einschließlich jener Instrumente, mit denen man das Signal des Mikrochips
empfangen konnte.
Sie wurden
von zwei Ärzten erwartet, dem Chefarzt der Neurochirurgie des wichtigsten
Krankenhauses der Stadt und seinem Assistenten. Der Arzt untersuchte Franz,
stellte aber lediglich ein Hämatom fest, zum Glück äußerlich. Zur Sicherheit
machten sie noch eine Kernspintomographie mit einem tragbaren Gerät, das noch
nicht im Handel war und das nicht einmal Ogden und Stuart je gesehen hatten.
Zum Schluss lautete die Diagnose, dass Franz zwar einen schweren Schlag auf den
Kopf bekommen habe, dieser jedoch ohne Folgen bleiben werde.
Nach
Abschluss der Untersuchung wurden der Arzt und sein Assistent, die die ganze
Zeit kein Wort gesprochen hatten, das nicht mit der Gesundheit des Patienten zu
tun hatte, von Alimantes Männern hinausgebracht.
»Weißt du,
wer das war?«, fragte Stuart. Ogden schüttelte den Kopf.
»Einer der
wichtigsten Neurochirurgen Europas. Sie kommen aus der ganzen Welt, um sich von
ihm untersuchen zu lassen, und es ist nicht leicht, einen Termin zu erhalten.
Ah, unser Alimante!«, rief er aus.
»Ja sicher.
Dank ›unserem Alimante‹ und seinen Mafiosi sind Verena und Astoni in
Lebensgefahr. Vielleicht töten sie den Professor sogar sofort, da er ja den
Inhalt der Agenda kennt. Ich wage nicht, daran zu denken, was sie Verena antun
könnten…«
»Ich wäre
nicht so pessimistisch. John wird sicher bald das [159] Signal des Mikrochips
orten. Und was die Entführer angeht, so werden sie sich demnächst melden.
Vermutlich denken sie, dass die Agenda in unseren Händen ist, und werden mit
Sicherheit einen Austausch vorschlagen. Wozu sonst die Entführung?«
Ogden
nickte. »Gewiss. Aber glaubst du, dass sich diese Leute an eine Vereinbarung
halten? Sie haben schon zwei Menschen getötet, und Peter Ward hätte das gleiche
Schicksal ereilt, wenn seine Nachbarin nicht aufgetaucht wäre. Sie wollen die
Agenda, aber sie wollen uns auch in eine Falle locken und ausschalten, sie
wollen alle eliminieren, die möglicherweise die Nase hineingesteckt haben. Uns
als Allererste.«
Stuart
nickte. Ogden hatte recht, doch er verzichtete lieber auf einen Kommentar und
sprach über praktische Dinge.
»Da wir
nicht mehr im Hotel sind, werden sie, um mit uns Kontakt aufzunehmen, auf
Verenas Handy oder dem von Astoni anrufen, weil sie davon ausgehen, dass wir
die Telefone haben«, sagte er. »Ich hoffe, sie nehmen das von Verena, dann
würden wir in kurzer Zeit den Anrufer orten und damit die Lokalisierung des
Mikrochips bestätigen können. Auch wenn sie sicher nicht so naiv sind, von dort
aus anzurufen, wo sie die beiden gefangen halten«, fügte Stuart hinzu.
»Genau.«
Ogden
begann, im Zimmer auf und ab zu gehen und eine Zigarette nach der anderen zu
rauchen.
Dann
klingelte Stuarts Handy. Es war Alimante.
»Habt ihr
euch eingerichtet?«, fragte er.
»Ja, das
Haus ist perfekt, die Ausrüstung ebenfalls. Wir haben aber noch keine Nachricht
von den Entführern.«
[160] »Wahrscheinlich
suchen sie euch zuerst im Hotel. Ich habe veranlasst, dass die Anrufe vom Hotel
zum Telefon des safe house umgeleitet werden. Sie
werden denken, dass ihr noch im Golden Palace seid, und wir versuchen, sie auch
von dort aus zu lokalisieren.«
»Wie haben
Sie das gemacht?«
»Das Hotel
gehört mir, das war also keine große Sache. Bei einer eventuellen
Polizeikontrolle wird sich ergeben, dass ihr nie einen Fuß in das Golden Palace
gesetzt habt, in den Büchern gibt es keine Spur mehr von euch. Vor wenigen
Minuten sind übrigens ein Arzt und ein Sanitäter gefesselt und geknebelt in
einem Müllcontainer nicht weit vom Hotel gefunden worden. Zum Glück lebend. Der
Krankenwagen stand verlassen einen Kilometer davon entfernt. Wie dem auch sei,
nicht einmal der Anruf beim Notarzt wird auf einen Teilnehmer im Hotel
zurückgeführt werden können.«
»Das heißt
aber auch, dass es in Ihrem Hotel einen Maulwurf gibt«, sagte Stuart mit einer
gewissen Befriedigung. »Irgendjemand hat den Entführern mitgeteilt, dass man
aus der Suite den Notarzt gerufen hat. Außerdem
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