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Die rote Agenda

Die rote Agenda

Titel: Die rote Agenda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaty Pisani
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der
Eiskunstläufer in dem Hotel absteigen sollten, wo sie schon vor einer Weile
ihre Zimmer gebucht hatten. Korolenko hatte nämlich am nächsten Abend bei einer
Veranstaltung im Palazzetto dello Sport einen weiteren Auftritt.
    Am Terminal
verabschiedeten sich Ogden und Stuart von den beiden Russen.
    [304]  »Danke
für alles«, sagte Tamarow und drückte beiden die Hand.
    Ogden
umarmte ihn und murmelte ihm ins Ohr: »Grüß Sablin von uns. Aber misch dich
nicht mehr in diese Geschichte ein, kümmere dich nur um dein junges
Ausnahmetalent.«
    Tamarow
lächelte, er war bewegt, denn er wusste, dass Ogden nicht zu solchen
Freundschaftsbezeigungen neigte. Doch bevor sie auseinandergingen, musste er
noch etwas loswerden: »Der Senator ist mit den italienischen Geheimdienstleuten
auf dem Weg nach Rom. Heute ist Sonntag, also wird er nichts unternehmen, doch
morgen müsst ihr an ihm dranbleiben, denn bevor er sich davonmacht, wird er die
brisanten Dokumente holen, die er irgendwo aufbewahrt. Wir wissen mit
Sicherheit, dass er sie nicht bei sich zu Hause hat«, schloss er mit einem
Zwinkern.
    »Wir sind
darüber informiert«, sagte Stuart. »In Kürze werden auch wir in Rom sein,
wahrscheinlich vor dem Senator. Und seine römische Wohnung wird schon
überwacht.«
    »Natürlich«,
sagte Tamarow und nickte. »Wie auch immer«, murmelte er dann und sah Ogden in
die Augen, »vergesst nicht, was Sablin gesagt hat: Ihr könnt jederzeit
Verstärkung bei uns anfordern.«

[305]  44
    Der
Chefredakteur hatte sein Büro bei der Zeitung gerade erst betreten, als er
einen Anruf vom Staatspräsidenten persönlich erhielt. Das verspricht Ärger,
dachte er, doch sogleich setzte er jene Miene auf, die er für die Mächtigen
bereithielt: gerader Blick und ein sanftes selbstsicheres Lächeln auf den
Lippen, als wollte er sagen: Ich respektiere dich, aber ich habe keine Angst
vor dir.
    Nach ein
paar raschen obligaten Begrüßungsworten kam der Politiker gleich zur Sache, und
sein Ton wurde schneidend.
    »Was ist
das für eine Geschichte mit der Agenda des Richters?«
    Der
Chefredakteur fühlte sich überrumpelt. Die Nachricht vom Auftauchen der Agenda
sollte erst am nächsten Tag veröffentlicht werden. Offensichtlich hatte jemand
aus der Redaktion einem Kontaktmann in der Politik einen Tipp gegeben, und
dieser wiederum hatte den Präsidenten alarmiert.
    Er zuckte
mit den Achseln, verärgert über diesen peinlichen Zwischenfall, wenn er auch
nach der Unterhaltung mit den beiden Agenten, die Alimante ihm geschickt hatte,
um die Unangreifbarkeit seiner Position wusste.
    Nach dem
Telefonat würde er die Männer des Dienstes [306]  über dieses Nachrichtenleck
informieren, und der Spitzel, der zu dumm war zu begreifen, was vor sich ging,
würde dafür, dass er seine Zeitung und seinen Chefredakteur verraten hatte,
bekommen, was er verdiente.
    Ihm tat der
unbekannte Wirrkopf leid, und er hoffte, dass es sich nicht um einen alten
Freund handelte. Doch der epochale Moment, den sie erlebten, ließ keine
Irrtümer zu: Wer nicht wusste, auf welche Seite er gehörte, würde zu den
Verlierern zählen.
    Doch jetzt
musste er dem Präsidenten antworten. Er wartete. Der Schein musste gewahrt
bleiben, also ging er sehr diplomatisch vor.
    »Das
Material ist der Zeitung anonym zugetragen worden«, sagte er fast im Ton einer
Entschuldigung. »Wir wissen nicht, wer es uns geschickt hat.«
    »Was?«,
schrie der Präsident. »Sie beabsichtigen also, eine explosive Nachricht wie
diese zu veröffentlichen, noch bevor Sie wissen, ob das, was Sie in Händen
haben, authentisch ist? Sie müssen verrückt geworden sein.«
    Der
Chefredakteur geriet angesichts dieses ungeschickten Versuchs zu erfahren, auf
welche Seite sich die wichtigste Zeitung des Landes gestellt hatte, nicht aus
der Fassung. Der Präsident würde sehr bald zurücktreten, auch wenn man bei
Leuten wie ihm nie wissen konnte.
    Der
Chefredakteur verstärkte sein ins Leere gerichtetes Lächeln und antwortete in
einem schmeichlerischen Ton. »Gleich nach Erhalt der Agenda habe ich mich
persönlich zur Witwe des Richters nach Palermo begeben«, log er. »Die Signora
bestätigt, dass es sich tatsächlich um die am Tage des Attentats verschwundene
Agenda ihres Mannes handelt.«
    [307]  Vom
anderen Ende der Leitung war ein paar Sekunden lang kein Laut zu hören, dann
räusperte sich der Präsident. »Ah! Und wann beabsichtigen Sie, den Inhalt zu
publizieren?«
    Es war eine
Frage, auf die er antworten musste,

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