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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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ein launiges Spiel. Mal gefällt es ihr, einem die
Sonne scheinen zu lassen und Glück zu bescheren, dann wieder könnte es nicht
mehr schlimmer kommen. Man muss nur durchhalten und dem Schicksal die Stirn
bieten. Irgendwann verziehen sich die Wolken und es wird wieder besser.“
    „Ja, mag sein. ... Manchmal
aber auch nicht mehr.“
    Wie zur Untermalung dringt das
grelle Licht eines Blitzes durch die Ritzen der geschlossenen Läden herein. Das
begleitende, ohrenbetäubende Krachen lässt beide zusammenfahren. Kurz darauf
beginnt es zu regnen, als hätte die Sintflut eingesetzt.
    „Herrje, die Kinder werden ganz
verängstigt sein!“ Blanche rafft ihr Stickzeug zusammen. „Ich hoffe, ihre Amme
kann sie beruhigen.“
    Joan winkt ab. „Auf Ellinor ist
Verlaß.“
    „Ja. Ich sehe trotzdem einmal
nach dem Rechten. ... Bis dann im Saal!“
    Joan nickt ihr nur widerwillig
zu und beobachtet mit Bedauern, wie Blanche zur Tür hinaus verschwindet. Auf
dem Gang stößt diese um ein Haar mit Malcom zusammen, der im Begriff war, an
Joans Gemach vorüberzugehen. Als er Joan gewahrt, bleibt er auf der Schwelle zu
ihrer Kammer stehen.
    „Malcom“, ruft sie überrascht
aus und erhebt sich. „So früh erwartete ich dich nicht zurück!“
    Er blickt abschätzend an sich
herab. Das Wasser rinnt an seinem wollenen Mantel zu Boden und sammelt sich in
kleinen Pfützen auf der Schwelle und den Dielen.
    „Komm herein“, bittet sie ihn
eindringlich, bevor er sich aufmachen könnte, sich umzukleiden.
    Malcom bemerkt ihre Nervosität
mit einer gehobenen Braue, kommt jedoch ihrer Aufforderung nach.
    Er schließt die Tür und kommt
tropfnass vor sie, löst sein Haarband und schüttelt den Kopf. Dabei fliegen ihm
die langen Locken um die Ohren, so dass sie Joan nur so nass spritzen.
    Diese wehrt die Spritzer mit
erhobenen Händen ab. „He!“ Sie lacht nervös. „Ich dachte bisher, das machen nur
die Hunde so“, scherzt sie im vergeblichen Versuch, ihre Angst zu überspielen.
    „Irre ich, oder fürchtest du
dich tatsächlich vor diesem kleinen Gewitter“, fragt er hämisch.
    „Es ist absolut nicht klein“,
gibt sie unruhig zurück.
    Malcom hebt beschwichtigend die
Hände. „Dann kann ich dich ja getrost mit dir allein lassen.“ Schon wendet er
sich zur Tür um, als der nächste Blitz zischt und grell unter mächtigem Krachen
irgendwo in der Nähe einschlägt.
    „Allmächtiger“, entfährt es
Malcom übertrieben dramatisch. „Man könnte meinen, die ganze Burg erbebt.“
    „Ja. Dasselbe Gefühl hatte ich
eben auch“, erwidert Joan kleinlaut und blickt ihm bleich ins Gesicht.
    Er verkneift sich nur
nachlässig ein Grinsen. „Ich gehe und ziehe mir etwas Trockenes über.“ Es
blitzt erneut, als er die Tür öffnet.
    „Nein“, ruft sie lauter, als
beabsichtigt, so dass er sich ihr mit forschendem Blick wieder zuwendet.
    „Du hast ja wirklich Angst“,
stellt er entgeistert fest.
    „Nein!“ Auf ein weiteres
Donnern hin schließt sie entsetzt die Augen.
    Er kommt lachend auf sie zu.
„Nein?“
    „Kannst du nicht bleiben“,
bittet sie flehentlich.
    Kopfschüttelnd entledigt er
sich seines wassertriefenden Mantels und hängt diesen über einen Stuhl. „Ich
lerne, was dich betrifft, wohl nie aus. Die größten Schurken streckst du ohne
mit der Wimper zu zucken mit dem Schwert hin. Ein Gewitter jedoch bringt dich
aus der Fassung.“
    „Treibe nicht deinen Scherz mit
mir, Malcom“, klagt sie, während sie ängstlich den nächsten Blitz erwartet.
    „Das würde ich nie wagen“,
feixt er und beginnt, sich zu entkleiden. Dann streckt er sich nackt auf ihrem
Bett aus und deckt sich zu. Joan kommt mit eingezogenem Kopf eilig neben ihn
unter die Decke, als auch schon der nächste Blitz zuckt. Er erleuchtet den Raum
taghell. Der darauffolgende Donner ist ohrenbetäubend.
    Malcom zieht sie an sich. „War
gar keine so üble Idee“, bemerkt er flegelhaft grinsend, während sie sich
stocksteif an ihn schmiegt. Er bedenkt sie mit einem belustigten Kopfschütteln.
Beruhigend nimmt er einen Arm um sie herum. Seinen freien Arm schiebt er sich
unter den Kopf.
    Joan hat das Gesicht gegen
seine Schulter gepresst und sich fest an ihn geklammert. Sie versucht, sich zur
Ruhe zu zwingen. „Seit der Feuersbrunst auf Thornsby Castle hasse ich
Gewitter“, erklärt sie.
    Malcom grübelt. „Das war doch
halb so arg. Das Dach löschte sich im Nu durch den einsetzenden Regen.“
    „Ich habe es anders in
Erinnerung“, bemerkt sie

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