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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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Doch verüble ich ihm, dass er mir nicht mehr vertraut.
Er hat mich einfach fallen lassen, ohne mich in aller Ruhe zu fragen, ob seine
Verdächtigungen zutreffen. Er setzt alles durch sein verletztes
Selbstwertgefühl aufs Spiel, ist eifersüchtig bis aufs Blut.“
    „Ach Joan, sei nicht derart
selbstgerecht. Er ist ein gebranntes Kind. ... Es muss sich furchtbar in seiner
Haut anfühlen. Er liebt dich abgöttisch. Andernfalls hätte er sich in den
vergangenen Tagen von dir gelöst, eure Ehe für nichtig erklärt.“
    Sie schweigt betroffen. Er hat
Recht. Malcoms Drohungen in dieser Hinsicht waren unmissverständlich und sind
ihr noch gut in Erinnerung. Es wundert sie, dass Amál darüber im Bilde ist.
    „Es wiederführe ihm nicht zum
ersten Mal, dass ihn die Frau betrügt. Sibyll trieb es damals auf die Spitze.
Und ich muss dir nicht erklären, was ein untreues Eheweib für das Ansehen eines
Mannes bedeutet.“
    Nein, das muss er nicht. Einem
Zeugnis von männlicher Stärke jedenfalls ist ein ehebrecherisches Weib
abträglich. Ganz im Gegensatz dazu, wenn sich der Mann zu solch einem Verhalten
hinreißen lässt, es sein Ansehen insgeheim gar steigert.
    Auf ihre unbewegliche Miene hin
atmet er schwermütig durch. „Joan, er hat nicht verdient, was du ihm gerade
antust. Ich beschwöre dich, mit ihm zu reden“, fährt er nachdrücklich fort. „Du
musst ihm offenbaren, dass er falsch liegt.“
    Joan schweigt. Tausend Gedanken
gehen ihr durch den Kopf. Sie erinnert sich, wie gut es war, sich mit Ulman
ausgesprochen zu haben. Ihren Irrtum, welcher jenem Malcoms ähnelt, aus der
Welt geschafft zu haben. Und sie entsinnt sich ihres Traumes, des Versprechens.
„Gut, ich rede mit ihm“, antwortet sie zögerlich.
    Er hatte sie beobachtet. „Das
klingt nicht sonderlich überzeugt. Du sollst es nicht mir zuliebe tun, Joan.
... Bedeutet er dir denn gar nichts mehr?“
    Ihr schießen die Tränen hoch
und sie wendet sich eiligst ab, damit er es nicht bemerkt. Doch ihr Schniefen
wird ihm kaum verborgen bleiben. Sie versucht, sich zu sammeln. „Wie kann ich verlangen,
dass du es verstehst? Ich tue es ja selbst kaum“, erwidert sie, wobei sie ihm
offen ins Gesicht blickt. „Ich liebe ihn mehr als mein Leben. Und dennoch
treibt es mich immer wieder von ihm fort. Es ist, als würde eine böse Macht
verhindern, dass wir wahrhaft zusammenfinden.“
    „Wie jeder Mensch, so wirst
auch du immer wieder von Gott auf die Probe gestellt.“
    Sie schüttelt heftig den Kopf.
„Das ist es nicht. ... Diese Macht geht von mir selbst aus“, erklärt sie und
wischt sich die Tränen weg. „Sie will nicht, dass ich mit ihm glücklich werde,
bei ihm raste. ... Und sie erreichte damit, dass unsere Liebe durch Ulman
erschüttert wurde. ... Ich bin verwirrt, wenn ich ehrlich bin. Weiß nicht, wie
ich damit umgehen soll.“
    Er hat ihr betroffen zugehört,
schüttelt ratlos den Kopf. „Joan, ich kann dir nicht helfen, denn ich verstehe
es nicht.“
    Sie schnieft. „Könntest du mich
einfach in den Arm nehmen?“
    Bereitwillig legt er einen Arm
um ihre Schultern, um sie tröstend an sich zu ziehen. Er seufzt. „Dann musst du
dich selbst überwinden. Wenn du von dieser zerstörerischen Macht in dir weißt,
kennst du doch deinen Feind. Und wenn sie dir eingibt, Malcom im falschen
Glauben zu lassen, solltest du einfach das Gegenteil tun.“
    Sie atmet durch. „Leider weiß
ich nie, wann sie mich leitet.“
    Er nickt.
„Dieses Mal kann ich es dir bestätigen. Es wäre ein unverzeihlicher Fehler,
nicht mit ihm darüber zu sprechen.“
    Joan steht
vor der Tür zu Malcoms Gemach, das einst Ulmans war, und sammelt sich. Dann
fasst sie sich ein Herz, klopft kurz an und öffnet.
    Malcom liegt auf dem Bett mit
starr gegen die Decke gerichtetem Blick.
    Joan schließt die Tür.
Beklommenen Gefühls kommt sie vor ihn, doch er blickt sie nicht einmal an.
    „Malcom?“
    Er schließt einfach die Augen.
„Habt ihr es hier miteinander getrieben? ... Oder im Heu?“ Von einem rauen
Auflachen begleitet blickt er sie plötzlich an und stützt sich hoch. „Und? Wie
war er? ... Oh, gut, nehme ich an. Wie alle Farwicks, oder?“
    Sie versucht, sich zu
beherrschen. „Ich bin nicht gekommen, um mich von dir beleidigen zu lassen.“
    „Nein? Was hast du erwartet?
Dass ich so tue, als wäre nichts geschehen?“ Mit einem Ruck richtet er sich auf
und erhebt sich. Gemächlich kommt er vor sie, wo er sich bedrohlich aufbaut.
„Weshalb bist du gekommen?“
    Joan

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