Die rote Farbe des Schnees
ihr mit einem Male barsch
einen Arm um die Taille, zieht sie an sich und presst ihr die Lippen auf den
Mund. Sie stemmt die Hände gegen seine Brust, wobei sie den Kopf abwendet.
„Nicht“, stößt sie hervor und vernimmt sein raues Lachen.
„Du bist noch immer meine Frau,
Joan. Ich habe ein Recht darauf.“
Sie wird wütend und stemmt ihm
eine Faust in die Magengrube, dass er schmerzgeplagt aufstöhnt. Doch er lässt
sie nicht los.
„Ist das alles, was dich noch
interessiert“, zischt sie ihn an.
„Ist es nicht das, was du am
meisten willst?“
Sie hat seinen Kräften nichts
entgegenzusetzen. Doch sie hebt das Knie, um ihn empfindlich zu treffen. Er
kann ihr jedoch ausweichen und dreht sie blitzschnell herum. Verzweifelt
versucht sie, sich aus seiner Umklammerung zu befreien, vermag sich jedoch kaum
noch zu rühren.
„Hab’ ich es dir nicht mehr
richtig besorgen können, Joan?“ Er küsst ihren Hals.
Zu ihrer Bestürzung setzt er
sich mit ihr rückwärts in Bewegung. „Was hast du vor? Lass mich los!“
„Ich will es jetzt wissen“,
erwidert er.
„Wovon redest du?“
Er zerrt sie durch die niedrige
Scheunentür, die er dann mit dem Fuß zuschlägt. Vollkommene Dunkelheit umgibt
sie.
„Malcom, tu nichts, was dir
noch leid tun könnte“, faucht sie, doch ihr sinkt der Mut.
Er wirft sie ins Heu und legt
sich auf sie, so dass sie kaum noch einer Bewegung fähig ist.
„Du zerdrückst das Kind“, ruft
sie atemlos. Dann spürt sie, wie er ihre Handgelenke ergreift und der Druck auf
ihren Bauch nachlässt. „Malcom, du Bastard“, keucht sie. „Wie weit hast du es
kommen lassen!“
Er packt ihre Handgelenke mit
einer Hand und versetzt ihr wortlos eine schallende Ohrfeige. „Warum hast du
das getan, Joan“, fragt er keuchend, während er ihr den Mantel wegreißt. Mit
den Füßen drückt er ihre Beine auseinander und zwängt sich zwischen sie. Dann
greift er sich an den Schritt.
„Das wagst du nicht“, ruft sie
außer sich und bäumt sich auf. Doch sie hat nicht die leiseste Chance.
„Gefällt es dir etwa nicht
mehr? ... Ich will dich hören, Joan. Die ganze Nacht“, erwidert er, zieht ihre
Bruech zur Seite und nimmt sich sein Recht.
Er tut ihr weh, doch sie hält
verbissen still. Leise Tränen rinnen ihr das Gesicht herab und hinterlassen
feuchte Spuren. Sie hat ihn verloren. Nichts wird mehr so sein, wie es war. Er
wird ihr die Kinder nehmen.
„Malcom, ich hab nichts getan“,
schluchzt sie und spürt, wie er kurz innehält, um ihr übers Gesicht zu tasten.
Seine schwere Hand legt sich über ihren Mund.
„Verschone mich mit deinen
Lügen.“ Er stößt wieder zu, lehnt die Stirn gegen ihre Schulter. „Ich wünschte,
ich könnte dich hassen“, keucht er, bevor er gedehnt aufstöhnt und den Kopf
hoch nimmt. Als er fertig ist, lässt er von ihr ab und rollt neben ihr ins Heu.
Sie tastet nach ihrem Mantel
und erhebt sich wortlos. Mit schmerzendem Schritt steigt sie schweigend über
ihn hinweg, als er eines ihrer Beine ergreift, um sie zurückzuhalten.
„Du willst schon gehen“, fragt
er boshaft.
Joan entreißt sich ihm unwirsch
und eilt in die Kühle der Nacht hinaus. Sie kann keinen klaren Gedanken fassen,
spürt nur ein alles beherrschendes Gefühl unsäglicher Demütigung. Wie im Traum
findet sie in ihr Gemach zurück, wo sie sich aufs Bett setzt und Roberts
gleichmäßigen Atemzügen lauscht. Irgendwann kommt sie etwas zu sich. Kaum
vermag sie zu sagen, wie lange sie schon so dasitzt. Mit einem Ruck erhebt sie
sich und sucht nach einem ihrer sauberen Tücher. Daraufhin reinigt sie sich
penibel von seinem Samen, kleidet sich an und gürtet ihr Schwert. Fieberhaft
durchwühlt sie die Truhe unter dem Fenster, wobei ihr ein kleines hölzernes
Kästchen zwischen die Finger kommt. Kaum wagt sie, an dessen Inhalt zu denken,
ist einen Moment lang wie versteinert. Dann zieht sie das Kästchen hervor, um
es behutsam auf dem Rand der Truhe abzustellen und tieftraurig dessen schöne
Schnitzzier zu betrachten. Mit sicheren Griffen öffnet sie es schließlich,
entnimmt ihm eine halbkreisförmige Münzhälfte und verstaut diese hastig in
ihrer Gürteltasche. Sie könnte den Anblick der Neunpencehälfte nicht lange
ertragen, will ihren Treuepfand aber dennoch bei sich haben. Daraufhin fährt
sie geschäftig damit fort, erneut die Truhe zu durchwühlen. Als sie endlich das
weiche Ziegenleder zwischen den Fingern spürt, fördert sie eilends das
Tragetuch hervor. Bedächtig bindet sie es
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