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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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an.
    „Ich sage es dir nicht“, meint
er mit Nachdruck. „Du kannst froh sein, dass ich dich nicht bloßstelle. Ich
vertraue darauf, dass Malcom dich nicht aus den Augen lässt. Hier unter den
Männern bist du sicher. Ob nun als Jack oder Joan.“
    Das
Brechen von Zweigen unter schweren Schritten lässt ihr Zwiegespräch abrupt
enden. Eilends machen sie sich auf den Rückweg, um ihr schweißtreibendes
Tagewerk beflissen in Angriff zu nehmen. Das Rupfen, Ausnehmen und Garen der
Enten.
    Die Nacht
bricht allmählich herein. Joan tätschelt Brix die Flanke. Sie sendet ihm
eindringliche Blicke, während sie allmählich die flache Hand vor seinen Augen
senkt.
    Er nickt schnaubend mit dem
Kopf und lässt sich eifrig vor ihren Füßen ins Gras nieder.
    Freudig klatscht sie in die
Hände. Er gehorcht bereits zum dritten Male auf ihren wortlosen Befehl. Nun ist
sie sicher, dass er es verinnerlicht hat. Zufrieden setzt sie ihm ihren Apfel
an die weichen Lippen, woraufhin er ihn behutsam aufnimmt. „Nun ruhe dich aus,
wackerer Brix. Ich lass’ dich jetzt allein.“
    Joan schlendert zurück an
Malcoms Feuer. Wie üblich ist er in Gesellschaft einiger seiner Männer, die
sich in einem ausgelassenen Disput über die bevorstehende Schlacht ergehen. Sie
hat sich vorgenommen, nun des Öfteren mit ihnen am Feuer sitzend die Abende zu
verbringen, um herauszubekommen, von welcher Art Malcoms Pläne mit ihr wohl
sind. Bedächtig weicht sie zwei Rationen des geschroteten Korns von Gerste und
Weizen für die frühmorgenliche Grütze in einem kleinen Kessel mit klarem
Quellwasser ein und lauscht ihren Worten. Phil wirft ihr verstohlene Blicke zu,
welche sie geflissentlich ignoriert.
    „Dieses Mal zeigen wir’s diesen
verdammten Hurensöhnen“, ereifert sich Guy und schlägt sich unter ausgelassenem
Lachen auf die Oberschenkel. Er hat sich die Kapuze seines Mantels gegen die
Kühle der Nacht tief ins Gesicht gezogen und blickt angriffslustig in die
Runde. Seine Narbe, die ihm quer über die linke Wange bis zum Mundwinkel
verläuft, entstellt ihn im flackernden Schein des Feuers auf gespenstische
Weise. Joan betrachtet ihn verstohlen, woraufhin er ein lautes BUH ausstößt,
das sie zusammenfahren lässt. Es zieht das belustigte Lachen der Männer nach
sich.
    Verhalten stimmt Joan in dieses
ein. Fröstelnd stülpt sie sich die Kapuze ihrer Gugel über und windet sich
deren langen Zipfel einmal um den Hals, bevor sie auf einem Fell neben Malcom
Platz nimmt. Der schiebt soeben mit einem Stock gedankenversunken die Enden
heruntergebrannter Äste weiter ins Feuer hinein.
    Edmund streicht sich grinsend
eine helle Strähne aus dem Gesicht. „Ich kann dir nur beipflichten. Es dürfte
uns nicht schwer fallen, sie in dieser Schlacht endlich zu bezwingen. Wir sind
ihnen vermutlich zahlenmäßig weit überlegen, ihre Ausrüstung ist wie üblich
schlecht, ihre Reiterei nur leicht. Wir werden hauptsächlich gegen Fußvolk
antreten, dem es an schlagkräftigen Rittern mangelt. Sie werden um Gnade
winseln, wenn unsere überlegene schwere Reiterei und unsere Bogenschützen mit
ihnen fertig sind.“
    „Keine Überraschungsangriffe
aus dem Hinterhalt mehr“, frohlockt Guy zustimmend.
    Gerold hingegen wiegt
nachdenklich den Kopf. „Ihr habt noch in die Windeln geschissen, als wir einst
bei Stirling gegen ihren heldenhaften William Wallace verloren.“
    „Falsch. Wir waren doch alle
als Knappen dabei und haben sie nicht mal ein Jahr später bei Falkirk in Grund
und Boden gestampft“, wirft Edmund ein.
    „Ja“, erwidert Malcom
bedächtig. „Doch uns führte Longshanks.“
    Die Männer schweigen daraufhin
andächtig und blicken versonnen in die Flammen des Feuers.
    Gerold nickt. „Auch wenn man
ihm unnötige Grausamkeiten an den Schotten nachsagt, was zweifelsohne die
Wahrheit ist, er war der beste Heerführer und klügste Stratege, den man sich
nur wünschen konnte. Er machte der Königswürde alle Ehre.“
    „Ja. Man nannte ihn zu Recht
den Schottenhammer. Bleibt zu hoffen, dass dieser Zauderer, der sich sein Sohn
und nun König nennt, dieses Geschick von ihm mit auf den Weg bekommen hat.
Bisher jedenfalls sah es ganz und gar nicht danach aus“, brummt Phil.
    „Er hat bestimmt nicht
vergessen, wie sein Vater diesen Hunden den Gar aus machte“, lenkt Guy ein.
„Wallace“, knurrt er darauf verächtlich. „Ihr Braveheart ist längst geviertelt
und zu Krähenfraß gemacht, wie es ihm gebührte.“
    Joan erinnert sich mit
beklommenem Gefühl,

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