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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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Traurigkeit wissen, bevor sie sich wieder von ihr abwenden.
    „Ist er auch DEIN Feind“, fragt
sie ihn.
    Er nickt. Plötzlich wuschelt er
ihr durch die Locken. „Etwas, das uns beide verbindet. ... Und jetzt geh
schlafen, Jack.“
    Sie deutet mit dem Kinn auf
seinen Bauch. „Bist du verletzt? ... Ich kann dir helfen.“
    Er
schüttelt den Kopf. „Es ist nichts. Sicher nur ein deftiger Bluterguss. ...
Jetzt tummel dich. Die nächsten Tage werden dir womöglich alles abverlangen.“
    Joan liegt
wach und lauscht den wenigen Stimmen, die noch von entfernteren Feuern gedämpft
zu ihr dringen. Die gleichmäßigen Atemzüge von Gerold und Phil lassen sie diese
um deren friedlichen Schlaf beneiden. Schließlich erhebt sie sich und geht nach
draußen, um etwas abseits frische Luft zu schnappen. Der Himmel ist bedeckt und
beschert eine stockfinstere Nacht. Schwere Schritte steuern auf ihr Zelt zu.
Malcoms große Gestalt hebt sich vor diesem ab, um gleich darauf lautlos hinein
zu tauchen. Wie gern würde sie jetzt bei ihm liegen, seine beruhigende, warme
Umarmung genießen. Sie schließt die Augen bei dieser Vorstellung und fragt
sich, ob es ihre letzte gemeinsame Nacht wäre, bevor die nächsten Tage einem
von ihnen, womöglich ihnen beiden den Tod bringen könnten. Entschlossen öffnet
sie wieder die Augen und beginnt, sich im Schutze der Dunkelheit zu entkleiden.
Sorgfältig ist sie gar darauf bedacht, ihr Amulett des Allermannsharnisch
abzunehmen.
    Als sie sich geschmeidig auf
ihn setzt, fährt er erschrocken zu ihr hoch. Seine Hände gleiten über ihren
nackten Oberkörper, betasten ihr Gesicht. „Wer bist du“, raunt er erstaunt.
    Sie legt einen Finger über
seinen Mund und drückt ihn zurück auf sein Lager. Dann spürt sie, wie er ihre
Handgelenke nach den Bändern der Huren abtastet. Als er nicht fündig wird,
wandern seine warmen Hände über ihre schlanken Beine, erkunden ihren Körper. Ungeduldig
beugt sie sich zu ihm hinab und sucht über sein Gesicht küssend seinen Mund. Zu
Beginn erwidert er ihre Küsse nur zögerlich, doch dann steckt ihn ihre
Leidenschaft an. Allerdings nur für kurz, bevor er seufzend von ihr ablässt.
    „Du erinnerst mich an
jemanden“, flüstert er, wobei er ihr sanft übers Gesicht streicht.
    Sie schmiegt die Wange gegen
seine Hand und küsst ihn darauf.
    „Die Nacht mit ihr ist mir
heilig, verstehst du?“
    Sie stutzt.
    „So Gott es will, soll es die
letzte Nacht gewesen sein, die ich mit einer Frau verbrachte.“
    Überrascht lässt sie von ihm
ab. Trotz seiner eindeutigen Abweisung würde sie ihm am liebsten freudig um den
Hals fallen. Er ist ihr im Herzen treu ergeben, hätte sie kaum überzeugender
seiner Aufrichtigkeit versichern können. Ihre Zweifel an ihm sind auf einmal
wie weggeblasen. Lächelnd beugt sie sich für einen flüchtigen Kuss zu ihm
herab, welcher ihn auf eine stoppelige Wange trifft. Daraufhin erhebt sie sich
und verschwindet lautlos aus dem Zelt. Selig kleidet sie sich wieder an, um
dann noch etwas zu warten, bevor sie sich zurück ins Zelt auf ihren Schlafplatz
wagen kann. Dabei fragt sie sich versonnen, warum um alles in der Welt er auf
Thornsby Castle nicht offen zu seinen Gefühlen stand.

Jack zieht in
die Schlacht
    Joan
schrickt hoch. Sie muss unter dem großen, aus Flicken gefügten Leder
eingeschlafen sein. Der Wagen holpert unter all den anderen dröhnend auf der
Römerstraße entlang, schaukelt sie unsanft hin und her. Etwas drückt ihr
schmerzhaft gegen das Kreuz. Sie räkelt sich zur Seite und tastet danach. Es
ist der Knauf eines Schwertes. Sicher eines der noch zu bearbeitenden
Werkstücke des freundlichen Schmiedes, auf dessen Wagen sie sich verborgen
hält. Umständlich holt sie die Waffe hervor, zieht sie aus seiner einfachen
Scheide und blickt prüfend an der Klinge entlang nach vorn zur Spitze. Sie ist
nicht verzogen. Das Schwert liegt gut in der Hand, soweit sie es von ihrem
Platz unter der Abdeckung beurteilen kann. Doch die Klinge ist arg mitgenommen.
Große Scharten lassen sie beinahe sägeblattartig erscheinen und zeugen von
mächtigen abgewehrten Hieben. Versonnen legt sie die Waffe neben sich. Mag
sein, dass sie diese noch gebrauchen kann.
    Die Sonne steht bereits im
Mittag, wie ihr ein vorsichtiger Blick verrät. Hinter ihnen liegt Wald, was sie
nach Malcoms Erläuterungen darauf schließen lässt, dass sie noch etwa fünf
Meilen von Stirling trennen. In Gedanken ist sie bei Malcom und seinen Männern.
Sie betet, dass sie

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