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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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unversehrt bleiben mögen.
    Entspannt legt sie sich wieder
zurück. Der Abschied von ihnen geschah überstürzt, da Malcom sie drängte, noch
im Schutze der Dunkelheit jenes Versteck hier aufzusuchen. Sie solle erst
wieder bei Nacht hervorkommen, wenn es unbedingt sein müsse, sich notfalls
durch ein Astloch oder die Ritzen zwischen den Holzbohlen hindurch erleichtern.
Dies dürfte Jack leicht fallen, nicht jedoch Joan, wie sie ein wenig gequält
belächelt. Leider vermag sie es sich nicht länger zu verkneifen, wenn sie sich
nicht in die Bruech machen will. Ausgeschlossen, dass sie es bis zum Abend
durchhält. Umständlich gürtet sie im Liegen das Schwert, hebt daraufhin das
Leder leicht an und lugt verstohlen darunter hervor. Niemand scheint in ihre
Richtung zu blicken. Zwei Gaukler in der Nähe unterhalten im Gehen ein paar
Kinder mit Handständen, jonglieren daraufhin mit bunten Bällen und schlagen
dabei zur lauten Freude der Kleinen Purzelbäume.
    Joan kriecht vorsichtig unter
der Lederabdeckung hervor und schwingt sich mit einem Sprung über die hintere
Wand, so dass sie mit den Füßen hart auf dem Strassenpflaster landet. Sie
rappelt sich hoch, begleitet den Wagen noch für einen Augenblick, bevor sie
sich unauffällig von der Straße herunter stiehlt, um sich hinter einer Hecke zu
verbergen. Dort entledigt sie sich eilends ihrer Bruech, hockt sich hin und
erleichtert sich ins Gras hinein. Umständlich windet sie sich daraufhin die
Bruech wieder um den Leib. Ihre Kleider und das gegürtete Schwert sind ihr
dabei im Wege. Als sie es endlich zufriedenstellend bewerkstelligt hat, bemerkt
sie entsetzt, dass jemand auf ihrer Route den Weg zu ihr eingeschlagen hat.
Dann gewahrt sie erleichtert, wie sich eine Frau die Röcke rafft, um sich in
leichter Hocke abzuhalten. Flugs wendet sie sich von ihr ab und steuert wieder
auf die Strasse zu. Dort angekommen eilt sie ihrem Wagen, der ihr als
verlässliches Versteck gedient hatte, hinterher, überholt dabei etliche andere
Gefährte. Als sie ihres Zieles ansichtig wird, stockt ihr der Atem.
Geistesgegenwärtig drückt sie sich gegen einen Wagen auf ihrer Höhe und starrt
ungläubig nach vorn auf die Rückseite eines Reiters, der soeben die
Lederabdeckung anhebt, um darunter zu lugen. Das Pferd unter ihm tänzelt, durch
das nahe Wagenrad nervös geworden, hin und her. Joan lässt sich zurückfallen.
Offenbar hat man ihr Versteck entdeckt, wähnt sie noch dort, was sie ja auch
wäre, hätte ihre Notdurft ihr Schicksal nicht in eine andere Richtung gelenkt.
Doch vielleicht sucht man auch nur einen Deserteur? Ein schon alltägliches
Unterfangen, wobei man nicht gerade zimperlich vorgeht. Der Mann ist
mittlerweile dazu übergegangen, die Klinge seines Schwertes ununterbrochen in
die Wagenladung zu stoßen.
    „He
Bürschchen, pass doch auf“, ertönt eine aufgebrachte Stimme in ihrem Rücken,
was sie eiligst in den Strassengraben springen lässt. Gerade noch rechtzeitig,
um nicht von einem weiteren der monströsen Wagen überrollt zu werden. Er führt
einen stämmigen Kaltblüter mit sich, der schwer beladen am Wagenende angeleint
hinter diesem hertrottet. Joan atmet auf und blickt wieder nach vorn. Mit
Entsetzen wird sie gewahr, dass sie nicht länger unbemerkt geblieben ist. Der
Ritter hat von ihrem ehemaligen Versteck abgelassen, blickt ihr nun unverhohlen
entgegen. Es lässt sie nicht einen Augenblick länger an seinem offensichtlichen
Interesse an ihr zweifeln. Beinahe ist sie versucht, sich wieder in die Hecken
am Strassenrand zu schlagen, besinnt sich jedoch noch rechtzeitig. Verstecken
wäre in dieser Situation aussichtslos. Der Ritter ist dazu übergegangen, ihr
mit noch immer gezücktem Schwert gemächlich entgegenzureiten. Ihr Geist
arbeitet fieberhaft. Der Reiter ist nicht einmal mehr einen Steinwurf entfernt
und sitzt nun zu ihrem Entsetzen ab. Offenbar will er kein Aufsehen erregen.
Als sie das selbstgefällige Grinsen bemerkt, das seinen Mund umspielt, weicht
ihre Verzweiflung aufkeimender Wut, welche ihr zu neuem Ansporn gereicht. Sie
macht einfach kehrt und rennt drauf los. Verzweifelt versucht sie, ihre
Schritte auf ein sinnvolles Ziel zu lenken, doch sie vermag keinen klaren
Gedanken zu fassen. Glücklicherweise ist sie eine ausgezeichnete Läuferin.
Bisher traf sie noch Keinen, der sie im Laufen schlug. Erst recht keinen Mann
in Rüstung. Als sie sich jedoch umwendet, muss sie zu ihrer Bestürzung
feststellen, dass ihr Verfolger schon ganz nah heran

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