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Die rote Halle

Die rote Halle

Titel: Die rote Halle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Schmidt
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nicht?«
    Fand sie das? Janina war sich nicht sicher. Aber es wäre natürlich
falsch, wenn DeeDee Simons Vertrauen missbrauchte. Schlimm genug, dass er nicht
das Gefühl hatte, Janina vertrauen zu können. Sie nickte. Das alles würde sich
spätestens dann aufklären, wenn diese Sache hier vorbei war. Ach, wenn sie doch
schon vorbei wäre!
    Sie wäre am liebsten davongerannt, hätte Simon am Kragen gepackt und
ihn mitgenommen, direkt über den Atlantik nach Hause. Am besten per Beamer.
    Â»Okay.« DeeDee nahm den Arm von Janinas Schultern. »Eigentlich bin
ich nämlich wegen noch was anderem hergekommen«, sagte sie und machte eine
Pause, die Janina zum Nachfragen zwang.
    Â»Wegen was denn?«
    Â»Ich habe morgen Geburtstag. Ich möchte ein Picknick draußen auf dem
Flugfeld veranstalten. Mit Erdbeeren und Sekt, Brötchen und so. Und ich wollte
dich fragen … ob du mir vielleicht morgen ein bisschen tragen helfen könntest?«
    Geburtstag. Simons Geburtstag war in drei Tagen. Nur noch drei Tage,
dann war er sechzehn.
    Â»Ja, natürlich«, sagte Janina. »Wann denn genau? Das muss ja auch in
die Disposition passen.«
    Â»Ich dachte, statt Mittagessen, ab zwölf und dann bis zur
Nachmittagsprobe, wer Zeit hat.«
    Â»Soll ich das so in den Probenplan schreiben?«
    Â»Ja, das wäre toll!«
    Janina zögerte kurz, bevor sie fragte. Eigentlich hatte sie keine
Lust, hatte ganz andere Sachen im Kopf. Andererseits, je mehr Kontakt sie mit
DeeDee hatte, desto mehr erfuhr sie vielleicht von Simon.
    Â»Und soll ich dir was vorbereiten helfen?«
    DeeDee klatschte in die Hände wie ein kleines Mädchen, und Janina
musste gegen ihren Willen grinsen.
    Â»Würdest du das tun? Das wäre großartig! Ich hab mir das schon genau
überlegt.« DeeDee zählte an den Fingern ab. »Du könntest die Buletten machen,
Minibuletten, und die auf so Spieße mit Käse und Gurken und Cocktailtomaten und
Weintrauben pieken. Okay?«
    Minibuletten und Spieße für dreißig Leute. Das hieß verdammt viel
Arbeit.
    Â»Ja, okay.«
    DeeDee wirbelte auf ihrem verkrüppelten Bein überraschend schnell
herum.
    Â»Klasse! Ich fahre gleich einkaufen!«
    Sie warf eine flinke Kusshand und verschwand.
    Und Janina zog ihr Handy aus der Hosentasche und prüfte das Display.
Keine neuen Nachrichten.
    Auf dem Rücksitz standen drei Kisten Sekt, Plastikbecher,
zwei Stiegen frische Erdbeeren, einhundert Partybrötchen und was sie sonst
alles brauchte. Aber bevor sie zum Flughafen zurückfuhr, musste DeeDee noch die
Sachen aus dem Kofferraum loswerden, bevor es zu dunkel wurde und sie nichts
mehr sah.
    Während sie den Wagen vom Berliner Ring in den Innenstadtverkehr
einfädelte, klingelte Simons Handy in ihrer Handtasche, die neben ihr auf dem
Beifahrersitz stand. Schon wieder. Gut, dass Simon ihr seinen Pin verraten
hatte. Ohne sein Handy wäre das alles viel schwieriger gewesen.
    DeeDee musste Janina irgendetwas geben. Etwas, was sie für eine
Weile beruhigte. Sie wartete ab, bis das Handy zu klingeln aufhörte, dann
fischte sie es mit einer Hand aus der Tasche und tippte eine SMS. Beinahe hätte
sie einen Wagen gerammt, der vor einer roten Ampel langsamer wurde.
    Â»Idiot!«
    DeeDee schickte die SMS ab, und tippelte nervös auf dem Lenkrad
herum, bis endlich grün wurde und der Verkehr sich stockend wieder in Bewegung
setzte. Sie fuhr geradeaus nach Kreuzberg rein, dann rechts in die Bergmannstraße
und am Südstern wieder rechts, dann dieses verschlungene Sträßlein entlang und
in den ungepflasterten Lehmweg hinein, bis sie das dritte schmiedeeiserne Tor
erreichte.
    Die Kleingartenkolonie dahinter lag direkt gegenüber vom
Flughafengelände, aber so weit zurückgesetzt hinter Tennisplätzen und
heruntergekommenen Flachbauten, dass man sie vom Columbiadamm aus nicht sah.
Sie konnte hier nicht lange stehen bleiben, der Weg war eigentlich für Autos
gesperrt.
    Sie ließ den Schlüssel stecken, ging zum Kofferraum, blickte sich
sicherheitshalber noch einmal um, bevor sie Spaten, Eimer, einen Sack
Sägespäne, Desinfektionsmittel und Roses rote Schuhe herausholte. Die meisten
Gartenhäuschen standen zwar leer und waren halb verfallen, trotzdem war es
besser, keine unnötige Aufmerksamkeit zu erregen. Und sie musste aufpassen,
dass es nicht zu stinken anfing.
    DeeDee schaffte die Sachen den kleinen

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