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Die Rote Spur Des Zorns

Die Rote Spur Des Zorns

Titel: Die Rote Spur Des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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wenn das letzte Projekt in Bills Leben unvollendet bliebe.«
    »Und falls Sie es doch aufgeben müssten – was wird dann aus BWI?«
    Opperman kratzte sich am Kinn. »Das wird schwierig. Wir sind zwar gegen jede denkbare Katastrophe versichert. Aber unser guter Ruf würde beschädigt. Das geschieht allerdings schon dadurch, dass Bill weg ist. Er war die treibende Kraft in der Firma. Seinetwegen haben Leute in unsere Vorhaben investiert.«
    »Und Peggy Landry? Was würde aus ihr, wenn Sie das Projekt einstellen müssten?«
    »Peggy? Die ist eine clevere Geschäftsfrau. Zu unseren Abkommen gehört unter anderem eine Versicherung des Hauptgesellschafters und eine so genannte Pay-or-play-Klausel.« Russ’ verständnisloser Gesichtsausdruck sagte anscheinend alles. Opperman lachte. »Mit den juristischen Einzelheiten möchte ich Sie nicht langweilen, aber unterm Strich läuft es darauf hinaus, dass sie die Begünstigte einer Ausfallversicherung ist. Wenn das Algonquin-Bad nicht zustande kommt, bezieht sie trotzdem fünf Jahre lang Pachteinnahmen. Oder bis sie einen anderen Bauherrn findet.«
    »Sie bekommt eine Versicherung ausbezahlt? Über Ingraham?«
    »Richtig.«
    »Und was ist mit Ihnen?«
    »Im Todesfall von Bill oder mir geht die Versicherungssumme direkt an die Firma. Das ist ja der Sinn und Zweck der Sache – die entstehenden Verluste abzudecken.« Er setzte sich auf den Stuhl seines verstorbenen Partners. »Unverblümt gesagt: Wenn Sie ein finanzielles Motiv suchen, weshalb Peggy oder ich einen von uns hoch geschätzten Menschen« – er sah kurz von Russ weg, dann wieder zu ihm hin – »abgeschlachtet haben könnten, dann ist Ihre Mühe umsonst. Wir waren beide von Bill abhängig.«
    Russ lehnte sich an einen langen Klapptisch, nahm Platz und versuchte, sein Bein darunter zu klemmen. Der Tisch fühlte sich zu wacklig an, und er verschränkte stattdessen die Arme vor der Brust. »Sieht aus, als würden Sie beide nicht schlecht abschneiden. Ms. Landry bekommt eine stolze Versicherungssumme und Geld für ihr Grundstück, während Sie alleinige Kontrolle über die Firma erhalten. Es ist doch eine Privatfirma, oder? Also fließen sämtliche Erträge an den Chef.«
    »Erstens kann ich Ihnen die Brutto-und Nettogewinnschätzungen für das künftige Algonquin-Bad auf die nächsten zehn Jahre zeigen. Demnach dürfte Peggy Landry erheblich besser abschneiden, wenn das Projekt durchkommt. Und was den zweiten Punkt betrifft: Ja, ich bin der einzige verbliebene Teilhaber einer Privatfirma. Aber nicht lange.« Opperman stieß sich aus Ingrahams Stuhl hoch. »Obwohl wir uns mit erstklassigen, sehr kosten-und gewinnintensiven Projekten befassen, ist und bleibt es nämlich ein Bauunternehmen. Und ich komme nicht vom Fach. Ich kann die Kosten für Ziegelsteine, die Bestimmungen unseres Vertrags mit der Maurergewerkschaft, die Amortisierungsrate der Geräte beurteilen, die hier rangeschafft werden müssen, aber ich brächte es im Leben nicht fertig, einen Stein auf den anderen zu legen. Ich bin Jurist. Und wenn ich kein Jurist im Ruhestand werden möchte, brauche ich einen neuen, tüchtigen Kompagnon, der in Bills Fußstapfen tritt.« Er beugte sich nach vorne und wandte sich dem Computer auf dem Schreibtisch zu. »Ich verstehe, warum Sie in diese Richtung ermitteln müssen.« Er gab seinen Namen und sein Passwort ein. »Ich hoffe nur, während Sie sich durch unsere Buchführung wühlen, lassen Sie das Schwein, das Bill umgebracht hat, nicht entwischen.« Er trat von dem Schreibtisch zurück. »Bitte sehr. Steht alles zu Ihrer Verfügung. Ausdrucke und Korrespondenz liegen im Aktenschrank. Einen Terminplaner gibt’s nicht. Soviel ich weiß, hat Bill das an seinem Computer und seinem Palm erledigt.«
    Russ merkte sich, Lyle MacAuley zu fragen, ob er in Ingrahams Hotelzimmer einen Palm gefunden habe. Er sah zu Opperman. »Vielen Dank. Ich kann Ihnen versichern, der Mörder von Bill Ingraham kommt nicht weit. Den Kerl schnappen wir.«
    Das war eine kühne Behauptung, denn die vorläufige Autopsie und die frühmorgendliche Durchsuchung des Tatorts hatten nichts Neues gebracht. Ingraham habe ein paar Stunden vor seinem Tod etwas gegessen und ein wenig Alkohol zu sich genommen, sich aber nicht sexuell betätigt – zumindest nicht auf eine Weise, die Spuren hinterließ. Allerdings entdeckten MacAuley und Durkee am Fluss mehrere Baumwollfäden, die vielleicht für die Staatsanwaltschaft von Nutzen wären – falls man je einen

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