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Die Rote Spur Des Zorns

Die Rote Spur Des Zorns

Titel: Die Rote Spur Des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Putzfrauen und Nachtportiers aus – zu müde bei ihrer morgendlichen Rückkehr, um ein paar herumstehende Streifenwagen zu beachten.
    Russ, Noble Entwhistle und Eric McCrea hatten Lyle und Mark abgelöst. Eric und Noble saßen in einem Zivilfahrzeug, das ein paar Türen weiter unterhalb vom Wohnheim stand, und alle Viertelstunde gab Eric durch, dass in der letzten Viertelstunde nichts passiert sei. Dieses eintönige Ritual, das Gebrumm der Schmeißfliegen, die sich am Müllcontainer tummelten, und das gelegentliche Kreischen von Kindern, die sich in altersschwachen Schaukeln zu überschlagen drohten, waren Russ’ einzige Unterhaltung.
    Um Viertel vor zehn summte sein Funkgerät. Während er nach dem Mikrofon griff, fragte er sich, warum noch niemand eine geräuschlose Klimaanlage erfunden hatte, die auch zu hören erlaubte, was außerhalb des Wagens vorging. »Ja, Eric, ich bin da.«
    »Unser Typ auch.«
    Russ schrak in seinem Sitz auf. »Beschreib mir, was du siehst!«
    »Ein weinroter Ford Taurus hat ihn eben abgeliefert. Vorne drin sitzen ein Kerl und ein Mädchen.«
    »Überprüft das Autokennzeichen und sagt Harlene, sie soll den beiden einen Streifenwagen nachschicken.«
    »Schon geschehen.«
    »Wenn ihr Jungs noch besser werdet, kann ich in Pension gehen. Was macht er gerade?«
    »Er ist jetzt zur Haustür rein. Ohne in seinen Briefkasten zu schauen.«
    »War die Post schon da?«
    »Nein. Entweder ist es ihm egal, oder er war gestern daheim, um sie abzuholen.«
    »Jemand muss ihn nachmittags angerufen und ihm gesagt haben, dass die Baustelle heute geschlossen bleibt.«
    »Okay, ich glaube, er hat genug Zeit gehabt, um in sein Zimmer zu kommen. Noble und ich gehen jetzt rein.«
    »Seid vorsichtig.« Das gefiel Russ an seiner Arbeit am wenigsten: dasitzen und warten, während seine Männer auf der »falschen« Seite der Tür standen, hinter der – was war? Ein Ganove, der sich ergab und kommentarlos mitkam? Oder ein Verrückter mit einem Waffenarsenal? Russ wartete regungslos und lauschte.
    Aus dem Inneren des Hauses ertönte Lärm: ein Tumult, ein unbestimmter Schrei. Dann wurde die Hintertür aufgerissen, und Russ erblickte zum ersten Mal Elliott McKinley, einen schmächtigen Burschen mit den starken Armen eines Mannes, der sein Geld durch harte Arbeit verdiente. Der Flüchtende sprang mit einem einzigen langen Schritt die vier Stufen der Hintertür hinab, um wie ein Wiesel auf den Zaun zuzusausen, der das Grundstück begrenzte.
    Russ stieß sich schwerfällig von seinem Sitz hoch und riss, sobald er draußen war, seine Waffe aus dem Revolvergurt. »Halt! Stehen bleiben! Polizei!« Er trat zwei Schritte vor, damit McKinley ihn deutlich sehen könnte, doch der würdigte ihn keines Blickes.
    Russ ging in Schussposition, während der andere sich über den hüfthohen Zaun schwang – eine baufällige Draht-und Lattenkonstruktion – und unter den beladenen Wäscheleinen des Nachbargrundstücks davonjagte.
    Fluchend steckte Russ die Waffe wieder ein und kletterte über den Zaun, der unter seinen Händen bedrohlich wackelte. Du bist zu alt für solchen Scheiß, dachte er sich. Er rannte zwischen den Jeans und Handtüchern hindurch, die ihm steif um die Ohren schlugen. Hinter sich konnte er hören, wie Eric und Noble das Treppchen des Wohnheims herunterstürmten. »Nehmt euch den Wagen«, schrie er. »Fahrt um die nächste Straßenecke rum!«
    Mit stampfenden Schritten gelangte er auf den Gehsteig und entdeckte McKinley zu seiner Linken; der Kerl lief wie ein olympischer Sprinter auf die Kreuzung zu. Russ verschwendete keinen Atem mit einer Warnung; er rannte ihm einfach nach, dass seine Stiefel auf dem Asphalt knallten. Turnschuhe – hätte Turnschuhe anziehen sollen, dachte er – dann: Gott, bitte mach, dass ich keinen Herzschlag krieg; und dann: Was, zum Teufel, treibt der denn da? McKinley bog unvermittelt zwischen zwei Häusern ab und verschwand von der Straße.
    Russ bewegte kraftvoll die Ellenbogen, um sein Tempo zu halten. Zwischen den beiden Häusern war ein Trampelpfad, der sich in einer dichten Reihe von Sträuchern verlor. Russ hätte gern sein Tempo verlangsamt, aber irgendwo da vorne hörte er immer noch McKinleys Schritte; also stürzte er sich mit voller Geschwindigkeit in das Gebüsch und prallte gegen einen Maschendrahtzaun.
    »Verdammt noch mal!« Taumelnd schlug er sich eine Hand vor sein brennendes Gesicht und blinzelte die Tränen weg. Dann entdeckte er den kahlen Trampelpfad zwischen Zaun

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