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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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einen Ersatz für Mannara zu finden.
    Dorothea war entsetzt. » Du willst es diesem Unhold tatsächlich ermöglichen, eine andere Unglückliche in seine Gewalt zu bekommen? Ian, wie konntest du! Außerdem haben wir sie doch schon King George abgekauft. Er hat überhaupt kein Recht mehr auf sie.«
    » Was hätte ich denn sonst tun sollen?«, verteidigte Ian sich. » Worammo ist nun einmal der augenblickliche Häuptling. Er muss sich nicht an das halten, was King George ausgemacht hat. Ich wollte nicht wegen irgendeiner wildfremden Aborigine hier Unfrieden riskieren. Außerdem: Ob mit oder ohne meine Waren– er bekommt sowieso, was er will. Er ist jetzt ein mächtiger Häuptling.«
    » Ausgerechnet dieser, dieser… Mistkerl!« Dorothea knirschte mit den Zähnen. » Wenn es wenigstens jemand anderes wäre.«
    » Ach, nimm es dir nicht so zu Herzen, Cousine«, versuchte Percy, sie zu trösten. » Ich fand ihn übrigens recht eindrucksvoll mit seinen Trophäen in der Nase und den Vogelfedern auf dem Kopf. In der Aufmachung könnte ich ihn mir gut als Varieténummer vorstellen. Sein Bariton war jedenfalls nicht übel.«
    Ian schmunzelte. » Ja, Worammo hat uns mit einigen Gesängen geehrt. Ich habe leider nichts verstanden. Es muss eine ihrer Geistersprachen gewesen sein. Manchmal habe ich mich schon gefragt, ob sie selber verstehen, was sie so singen.«
    Lady Chatwick und Catriona erwarteten sie schon gespannt auf der Terrasse.
    » Was war los?«, fragte Lady Chatwick, kaum dass Ian den Fuß auf die unterste Stufe gesetzt hatte. » Wir haben uns Sorgen gemacht.– Was ist mit deinem Hut?«
    » Nur ein dummer, kleiner Zwischenfall.« Ian winkte ab und wollte die beschädigte Kopfbedeckung schwungvoll auf die Hutablage werfen.
    Lady Chatwick kam ihm zuvor, fing den Zylinder auf und inspizierte ihn genau. » Das war ein Schuss«, stellte sie fest und bohrte zur Untermalung einen Zeigefinger durch das Loch. » Wer hat auf dich geschossen?«
    » Ich fürchte, ich muss mich schuldig bekennen«, sagte Percy und blickte betreten zu Boden. » Meine bekannte Ungeschicklichkeit mit Schusswaffen…«
    Lady Chatwick betrachtete ihn skeptisch. » Wie haben Sie das denn fertiggebracht?«
    » Ja, lieber Bruder. Das war nicht gerade eine Meisterleistung!«, spottete Catriona, und in ihrer Stimme schien so etwas wie leise Verachtung mitzuschwingen. » Jetzt schuldest du Ian zumindest einen neuen Hut.«
    » Hört auf, auf dem armen Mann herumzuhacken«, schaltete Ian sich ein. » Komm, Percy, lass uns nachschauen, ob das Essen noch warm ist. Ich für meinen Teil habe einen Bärenhunger.« Er schlug ihm kameradschaftlich auf die Schulter und führte ihn ins Haus.
    » Männer«, schnaubte Lady Chatwick.

11

    Der Vorfall geriet schnell in Vergessenheit. Als wolle sie Versäumtes nachholen, krönte die Regenzeit ihren Höhepunkt mit einer Reihe von wahrhaften Sintfluten, die innerhalb kürzester Zeit sämtliche Wege unpassierbar machten. Die Ufer des Murray River verwandelten sich in eine Schlammwüste. Die Aborigines, die ein paar Tage später die versprochenen Schafe holten, sahen von Weitem aus, als trügen sie kniehohe Stiefel.
    Im Haus wurde es klamm. Da halfen auch die Kohlebecken nichts, die zumindest in Kinderzimmer und Salon aufgestellt wurden.
    » Tja, ihr hättet eben vorher abreisen müssen«, stellte Ian eine Spur schadenfroh fest, als Percy fröstelnd die Hände über das Kohlebecken hielt. » Jetzt ist es zu spät. Bei dem Wetter sitzt ihr fest. Vielleicht schafft es der Postdampfer vorbeizukommen, aber verlassen kann man sich nicht darauf.«
    » Hört dieser Regen denn überhaupt nicht mehr auf? Ich fühle mich irgendwie eingesperrt.« Percy hatte seine gewohnten Ausritte aufgeben müssen, bei denen er manchmal auch für mehrere Tage weggeblieben war, um sich, wie er sagte, » in der Gegend umzusehen«. Wenn Dorothea zuweilen den leisen Verdacht hegte, dass seine Abwesenheit vielleicht etwas damit zu tun haben könnte, dass er die Gesellschaft zugänglicher Damen oder gar das eine oder andere Kartenspiel suchte, so hatte sie diese Vermutungen stets für sich behalten. Es war unnötig, Lady Chatwick neue Munition zu liefern. Sie schien sowieso immer nach etwas zu suchen, was sie an den Grenfells aussetzen konnte. Ihre unterschwellige Animosität den beiden gegenüber verlieh den Konversationen manchmal eine Explosivität, die Dorothea inzwischen ausgesprochen nervös machte.
    » Im Juli ist es am schlimmsten«, sagte Dorothea

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