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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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Eigentlich glaubte sie nicht an solche Eingeborenengeschichten, aber hatte King George nicht auch seinen Tod vorausgeträumt? War vielleicht doch etwas daran?
    Vicky verneinte schwach. » Nicht ich. Mannara hat geträumt, wie ein Dämon die alte Frau verschlang. Aber ich habe den Dämon gesehen, wie er aus ihrem Zimmer kam. Er war ganz schwarz und formlos und verschwand dort hinten im Flur.«
    Dorothea stutzte und warf T rixie einen fragenden Blick zu. Die hob ratlos die Schultern. » Manchmal schreit sie im Schlaf. Es kann sein, dass sie einen Albtraum gehabt hat. Aber letzte Nacht kann ich mich nicht erinnern, dass etwas Besonderes gewesen wäre.«
    » Versuch, es zu vergessen«, sagte Dorothea, hockte sich auf einen der kleinen Stühle und griff nach Vickys rauen Händen. » Manchmal träumt man schreckliche Dinge, die man dann für die Wirklichkeit hält«, erklärte sie freundlich, aber entschieden. » Aber es bleibt dennoch ein Traum. Das Klügste ist, nicht mehr daran zu denken. Dann wird der Traum verblassen, und eines Tages ist er ganz weg.«
    Vicky wirkte nicht überzeugt, nickte aber höflich. Dorothea nahm sich vor, mit Mannara ein ernstes Wörtchen zu sprechen. Es ging nicht an, dass sie die Kinder mit ihren Schauergeschichten verängstigte. Vicky schien über mehr Einbildungskraft zu verfügen, als gut für sie war. Ein Dämon, der Lady Chatwick verschlang! Was mochte als Nächstes kommen?
    » Ich werde mit Mr. Grenfell sprechen, dass euer Unterricht heute ausfällt. Ich möchte, dass ihr Blumen sammelt. Ich glaube, Lady Chatwick mochte die australischen Veilchen besonders, aber wenn die noch nicht blühen, dann nehmt andere.«
    » Darf ich mitkommen, Blumen suchen?« Mary sah bittend zu ihr auf.
    » Nein, mein Kind. Du bleibst schön bei Charles und Trixie.«
    » Ich bin doch kein Baby mehr!« Mary stampfte wütend auf. » Ich will mit.«
    » Wenn du so groß bist, kannst du ja mit mir in die Küche kommen und mir ein wenig zur Hand gehen.« Dorothea unterdrückte die Versuchung, der Kleinen einfach einen Klaps zu geben. Dieser Trotz war ein Charakterfehler, der ihr dringend abgewöhnt werden musste, aber nicht jetzt. Tatsächlich wirkte die Ablenkung. Sanftmütig wie selten trippelte die Kleine neben ihr her.
    In der Küche wartete Mannara mit ängstlich aufgerissenen Augen. » Alte Frau tot?« Aus ihrem Kraushaar rieselten einige letzte Bröckchen der sonst fast gänzlich abgefallenen Lehmkappe, die sie vor King Georges Geist hatte beschützen sollen. Ob sie gleich wieder eine neue anfertigen würde?
    » Ja, Lady Chatwick ist heute Nacht verstorben«, bestätigte Dorothea. » Es dürfte dich ja nicht sehr überraschen, wenn du es bereits geträumt hast.« Sie vergewisserte sich, dass das Wasser für den Tee bald kochen würde, und griff nach dem Zuckerhut und dem Meißel, um Brocken abzuschlagen. » Ich möchte nicht, dass du in Zukunft die Kinder damit ängstigst, dass du ihnen von deinen Träumen erzählst. Hast du verstanden?«
    » Ma’am böse?« Mannara sah ängstlich zu ihr auf.
    » Nein.– Ja. Behalte deine Träume einfach für dich oder begnüge dich damit, sie Parnko und Mrs. Perkins zu erzählen.« Dorothea warf einen Blick auf Mary, die gerade die fertig vorbereitete Fressschüssel des Hofhunds an der Hintertür inspizierte. Mrs. Perkins’ Fürsorge erstreckte sich auch auf Vierbeiner. Im Gegensatz zu seinen ausgemergelten, räudigen Kollegen, die kaum je von der Kette gelassen wurden und ein trauriges Leben fristeten, genoss dieser eine Behandlung, die ihn dick und faul hatte werden lassen. Ian hatte schon öfter insgeheim geschimpft, dass er für seine eigentliche Aufgabe nutzlos geworden wäre und nur noch als Mrs. Perkins’ Schoßhund tauge– aber natürlich hatte auch er nicht gewagt, es ihr zu verbieten. » Wenigstens müssen wir keine Sorge haben, die Kinder in seine Nähe zu lassen«, hatte Ian sich getröstet.
    Tatsächlich schien das behäbige Tier nichts dagegen einzuwenden zu haben, sein Frühstück mit Mary zu teilen.
    » Was hast du eigentlich genau geträumt?« Dorothea fasste die junge Aborigine fest ins Auge. » Ich meine: Was hast du Vicky erzählt?«
    » Ma’am eben sagen, nicht darüber sprechen.« Mannara hatte ihre eigene Methode, sich zu revanchieren.
    » Ich meinte, du sollst sie nicht den Kindern erzählen. Vicky hat einen Albtraum gehabt. Ich möchte wissen, wieso.«
    » Parnko meinte, Vickys Mutter Zauberin. Vielleicht Vicky wissen, was zu tun gegen bösen

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