Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
Vom Netzwerk:
Zauber.«
    » Welchen bösen Zauber?«
    » Der vom Meer.«
    Dorothea biss die Zähne zusammen, um Mannara nicht ungeduldig anzufahren. Konnte sie sich nicht verständlicher ausdrücken? Und wieso musste man ihr alles einzeln aus der Nase ziehen? Sie schob der jungen Frau einen großen Brocken Zucker zu und sagte, während sie begann, die restlichen in die Schüssel zu sammeln: » Erzähl mir davon. Keine Angst. Ich werde nicht schimpfen.«
    Mannara kaute mit nachdenklicher Miene auf dem Zuckerbrocken herum. » Eine schwarze Wolke kam. Vom Meer her.« Das beeindruckte Dorothea wenig. In den meisten Fällen kam das Schlechte vom Meer her. Das war überhaupt nicht verwunderlich, denn von dort her waren immer die Überfälle der Walfänger erfolgt. Auf der Känguruinsel befanden sich ihre berüchtigten Camps, in die sie eingeborene Frauen und Kinder verschleppt und als Sklaven gehalten hatten. Der Fall einer solchen Unglücklichen, die bei einem Fluchtversuch samt ihrem Kind ertrunken war und sich vor Encounter Bay im Netz eines Fischerboots verfangen hatte, hatte zu einem Aufschrei der Empörung geführt und den Magistrat gezwungen, streng gegen die Gesetzlosen vorzugehen. Wie erfolgreich, darüber herrschte Uneinigkeit.
    Die Insel war unwegsam und bot viele Schlupflöcher. Es war kein Wunder, dass sie immer noch als der Hort des Bösen galt.
    » Ja und…?«
    » Die schwarze Wolke kam immer näher und kroch hier ins Haus. Sie war überall. Wie Rauch. Und dann kam sie in das Zimmer der alten Frau und verschlang sie. Aber sie war immer noch hungrig und suchte andere. Und ich habe Angst, weil…« Mannara strich in einer beschützenden Geste über ihren Bauch. Dorothea verstand sofort. Die Eingeborenen glaubten, wenn eine Frau schwanger war, wären ihre Träume vom Kindsgeist gesandt und damit viel wichtiger als alles, was eine Frau sonst träumte. Der Kindsgeist aus dem großen Teich der Geisterwelt hatte, bis er als hilfloser Säugling sein neues Leben beginnen würde, die Fähigkeit, der von ihm als Mutter auserwählten Frau Botschaften zu senden.
    Diese Botschaften galten als äußerst wichtig. Also hatte Mannara sich in ihrer Ratlosigkeit an die einzige Person in ihrer Umgebung gewandt, von der sie annahm, dass sie sie verstehen und ihr helfen konnte: Vicky.
    » Kam die Wolke auch in den Stall?«, fragte Dorothea versuchsweise. Es hatte nicht den geringsten Zweck, die Aborigines davon überzeugen zu wollen, dass ihre Träume Zufallsprodukte und nicht ernst zu nehmen waren. Am einfachsten war es, auf sie einzugehen und dann umzudeuten.
    Mannara dachte nach und schüttelte schließlich den Kopf.
    » Siehst du? Im Stall und in eurer Kammer bist du in Sicherheit«, versicherte Dorothea ihr. » Dir und deinem Kind wird nichts geschehen.«
    » Und hier?« Mannara sah sich zweifelnd um.
    » Glaubst du, irgendein Dämon wäre so kühn, sich in Mrs. Perkins’ Reich zu wagen?« Mannara verstand zwar die Ironie nicht ganz, war aber durchaus imstande, den Sinn des Gesagten zu erfassen, und atmete erleichtert auf. Nein, in Mrs. Perkins’ blitzsauberer Küche gab es nichts, das sich nicht scheuern oder polieren ließ.
    » Gut, und jetzt hilf mir mit den Eiern und dem Schinken. Wo ist die große Pfanne?«
    Dorothea hatte seit Ewigkeiten nicht mehr in der Küche gestanden. Jetzt war sie selbst erstaunt, wie viel Befriedigung ihr solch einfache Tätigkeiten bereiteten, wie Brot zu rösten und Porridge zu kochen. Vielleicht sollte sie in Zukunft öfter Mrs. Perkins ihre Hilfe anbieten. Es tat ihrer Zufriedenheit keinen Abbruch, dass der Porridge ein bisschen angebrannt und das Brot ein wenig zu dunkel waren.
    Catriona allerdings rümpfte die Nase, kaum dass sie mit dem Tablett das Speisezimmer betrat. » Es riecht etwas ungewohnt. Ist Mrs. Perkins krank, dass du dich selber bemühst, Cousine? Du hättest etwas sagen sollen, dann hätte ich dir selbstverständlich geholfen.«
    » Das hat schon Mary getan«, erwiderte Dorothea und lächelte der Kleinen zu, die sich mit konzentrierter Miene bemühte, ihr kleineres Tablett mit dem Brot und den Zuckerbrocken gerade zu halten. » Stell es ruhig da auf dem Tischchen ab, Liebes. Und dann kannst du wieder zu Trixie gehen– sobald du Cousine Catriona einen guten Morgen gewünscht hast.«
    Mary gehorchte so umgehend, dass Dorothea sich schon fragte, was mit ihr los war. Ihr schüchterner, kaum hörbarer Morgengruß und der Knicks zeugten von Respekt. Fast schon Angst. Dorothea erinnerte sich

Weitere Kostenlose Bücher