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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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nicht schwimmen, also wären sie dort in Sicherheit gewesen. Aber die Strömung war zu stark und riss die beiden mit sich.
    Der Mann erklärte seinem Auftraggeber, die beiden im Fluss ertränkt zu haben, verlangte und erhielt seinen Beutel Sovereigns und machte sich aus dem Staub. Angeblich hat er in diesen Teil Englands nie wieder einen Fuß gesetzt.
    Es dauerte seine Zeit, bis der Detektiv sämtliche infrage kommende Pfarrspiele aufgesucht und nach unbekannten Toten in jener Zeit befragt hatte, aber schließlich war er erfolgreich. Seitdem habe ich mir den Kopf zermartert, wer einen so unbändigen Hass gegen uns empfunden haben könnte, dass er uns das antat.
    Mein geliebter Sohn, Billingsworth hat mir berichtet, dass Du in Australien ein angesehener Mann bist. Ich bin unsäglich stolz auf Dich. Mein größter Wunsch ist es, Dich und Deine Familie in meine Arme schließen zu dürfen. Wirst Du einem alten Mann diesen Wunsch erfüllen? Es würde mich unendlich glücklich machen.
    Dein Vater«
    Dorothea blinzelte. » Er klingt sehr nett«, sagte sie mit belegter Stimme. » Meinst du, du kannst es möglich machen?«
    » Eine Reise nach England?« Ian wirkte unschlüssig. » Ich weiß nicht. Ich müsste jemanden finden, der sich in unserer Abwesenheit um alles kümmert. John ist ein guter Mann, aber ich bezweifle, dass er schon so weit ist.«
    » Und Percy? Er hat dich so oft begleitet, da muss er doch etwas aufgeschnappt haben.«
    Ian sah sie an, als sei sie nicht ganz bei Verstand. » Percy?« Die Verachtung war unüberhörbar. » Da würde ich ja noch eher Parnko bitten!– Schon gut, schau mich nicht so böse an. Ich werde mir etwas einfallen lassen.«
    Beim Dinner war die Stimmung ausgesprochen gedrückt. Mrs. Perkins hatte an Lady Chatwicks Platz an der Tafel eine Schleife aus schwarzem Seidentaft gelegt, und das Gebilde ließ einen keinen Augenblick vergessen, dass jemand in der Runde fehlte. Dorothea hätte die Erinnerung nicht gebraucht. Sie vermisste die alte Dame schmerzlicher, als sie es für möglich gehalten hatte.
    Selbst Catriona schien zu spüren, dass heiteres Geplauder nicht angemessen war, und schwieg meist in Gedanken verloren. Percy bemühte sich redlich, Konversation zu führen. Seine hilflosen Versuche, ein Gespräch über die Gefährdung englischer Monopole durch konkurrierende Kolonialmächte zu führen, wurden jäh unterbrochen, als Catriona sagte: » Soll ich es übernehmen, die Sachen von Lady Chatwick durchzusehen? Oder willst du alles weggeben?«
    Dorothea hätte sich fast an ihrem Wein verschluckt. Lady Arabella war noch keine vierundzwanzig Stunden tot!
    » Weißt du, ich dachte, ich könnte ja dann in ihr Zimmer umziehen«, erklärte Catriona, ohne zu bemerken, welche Reaktion ihr Vorschlag ausgelöst hatte. » Auf die Dauer ist es in dem Mädchenzimmer doch ein wenig beengt.«
    » Ob sich das noch lohnt, Cousine?«, sagte Ian, bevor Dorothea sich so weit gefasst hatte, um ihr antworten zu können. » Wisst ihr, wir planen einen Besuch bei meinem Vater. Es wäre doch nett, wenn die ganze Familie zusammen nach England reisen würde. Findet ihr nicht?«
    » Du wolltest doch nie nach England!« Catriona war blass geworden.
    » Ich habe meine Meinung geändert.« Ian schien die Situation auszukosten.
    » Wieso?«
    » Mein Vater hat mir geschrieben«, erklärte Ian. » Darin hat er mir alles erklärt und mich gebeten, ihn zu besuchen.«
    » Aber du hast doch immer gesagt, du könntest hier nicht weg?«, erinnerte Percy ihn.
    » Nun, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.«

13

    » Wie es wohl sein wird, einen richtigen Vater zu haben?« Dorothea und Ian lagen eng aneinandergeschmiegt unter der Bettdecke. Ian hatte sie ruhig, zärtlich geliebt. Mit seinem todsicheren Gespür für ihre Stimmungen hatte er gewusst, dass heiße Leidenschaft heute Nacht nicht das war, was sie brauchte. Dorothea stützte sich auf einen Ellenbogen, legte eine Hand an seine Wange und drehte sein Gesicht so zu sich, dass sie ihm in die Augen sehen konnte. Ihr Mann wirkte nachdenklich, fast besorgt. Die neue Situation schien ihn zu beunruhigen. » Und wenn ich ihn nun enttäusche? Wenn er sich einen anderen Sohn gewünscht hat?«
    Dorothea strich ihm sanft über die Wange. Die Bartstoppeln unter ihren Fingerkuppen knisterten leise.
    » Er wird von dir genauso begeistert sein, wie ich es war«, versicherte sie ihm und küsste ihn auf die Lippen. » Ein Vater könnte keinen besseren Sohn bekommen als dich. Hat er nicht

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