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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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zurück ist«, sagte Mrs. Perkins gleichmütig. » Verbleiben wir dann bei Grießpudding zum Nachtisch, Ma’am?«
    Es war kein sehr guter Versuch, falls Catriona schon länger gelauscht hatte. Aber dann war es auch egal. Dorothea zwang sich, das Lächeln zu erwidern und heiter zu sagen: » Ja, das wäre schön.– Ich muss mich jetzt um die Sachen für Roberts Schule kümmern. Entschuldige mich, Cousine.«
    Es kostete sie all ihre Selbstbeherrschung, nicht davonzulaufen. Es war schon seltsam, wie sich quasi über Nacht alles ändern konnte. Vorgestern noch war sie mit Catriona ein Herz und eine Seele gewesen, und heute verdächtigte sie sie als Mörderin! Konnte sich ein Mensch überhaupt so verstellen? Sie sah so harmlos und freundlich aus, dass Dorothea wieder unsicher wurde. Und wenn sie ihr unrecht tat? Wenn alles ein schrecklicher Irrtum wäre? Entstanden aus der überbordenden Fantasie einer alten Frau und eines Kindes, das praktisch inmitten einer Geisterwelt aufgewachsen war? Auch die Frau im Brief sprach nur von Gerüchten.
    Dorothea fühlte sich hin- und hergerissen. Egal, wie sorgfältig sie die Argumente abwog, eine endgültige Entscheidung blieb unmöglich. Ihr Gefühl sagte ihr, dass Lady Chatwick richtig gelegen hatte. Aber was war schon Gefühl?
    Durfte sie etwas so Flatterhaftes über andere Menschen richten lassen?
    Auch ihre Freundschaft zu Catriona hatte sich echt angefühlt. Und sie hätte geschworen, dass die andere sie ebenfalls mochte. Empfand eine Mörderin wie ein normaler Mensch?
    Wie gerne hätte sie diese Fragen ihrem Vater vorgelegt. Trotz seiner Güte hatte er doch auch einen recht klaren Blick für die Schwächen und Fehler seiner Mitmenschen gehabt. Sein Urteil hätte alle ihre Zweifel ausgeräumt.
    » Ach, Papa«, seufzte sie leise, während sie die Tür zu Roberts Zimmer öffnete. » Wenn du jetzt doch hier bei mir sein könntest.«
    » Du vermisst deinen Vater auch?« Robert hockte zusammengekauert auf seinem Bett und sah erstaunt zu ihr auf.
    » Wieso bist du nicht im Schulzimmer?«
    » Onkel Percy ist nicht gekommen. Und Vicky wollte mit den Geistern reden. Alleine war es mir zu langweilig«, erklärte ihr Sohn und blickte aufmerksam in die Schachtel, die er vor sich abgestellt hatte.
    » Was hast du da?« Dorothea warf einen Blick hinein, um augenblicklich entsetzt zurückzuweichen. » Bist du von allen guten Geistern verlassen? Wenn sie dich stechen! Du könntest sterben!«
    » Ich pass schon auf«, gab er ungerührt zurück, ohne den Blick von dem Skorpionpaar zu wenden, das sich auf dem Boden der Schachtel umkreiste, den Schwanz mit dem gefährlichen Stachel hoch erhoben wie ein Schwert oder Degen. » Vicky hat sie gefangen und mir gezeigt, wie es geht. Das ist ein Spiel. Wessen Skorpion den anderen tötet, der hat gewonnen.«
    Dorothea wunderte sich über die Nachlässigkeit der Aborigines ihren Kindern gegenüber. Sie hatte immer den Eindruck gehabt, sie liebten sie. Solche lebensgefährlichen Spiele durfte man ihnen doch dann nicht erlauben!
    » Bring sie in die Küche und wirf sie ins Feuer«, befahl sie. » Diese Tiere sind viel zu gefährlich, um mit ihnen zu spielen.– Keine Widerrede!«, fügte sie streng hinzu, als ihr Sohn Anstalten machte zu widersprechen. » Dann kommst du gleich wieder. Wir müssen deine Sachen für die Schule durchsehen.«
    Robert verzog die Mundwinkel, sagte jedoch nichts, sondern verschwand mitsamt der Schachtel in Richtung Küche. Dorothea öffnete die Schranktüren und begann, die benötigten Kleidungsstücke in den von Trixie bereitgestellten Reisekorb zu packen. Das College hatte genaue Listen, was die Schüler der einzelnen Jahrgangsstufen benötigten. Später würde auch noch eine Art Talar und eine spezielle Kopfbedeckung als Schuluniform dazukommen. Die jüngsten waren davon allerdings noch ausgenommen. Dorothea war froh, dass ihre Mutter sich bereit erklärt hatte, den Jungen bei sich aufzunehmen. Zwar gab es inzwischen ein Wohnhaus für die auswärtigen Schüler, aber Robert würde sich weniger abgeschoben fühlen, wenn er von Mutter Schumann und Lischen verwöhnt würde.
    » Wie war mein Vater eigentlich?« Dorothea sah auf. Ihr Sohn stand breitbeinig, die Arme hinter dem Rücken, in der Tür und gab sich alle Mühe, abgeklärt zu wirken.
    » Wie soll ich ihn dir beschreiben?« Dorothea ließ das Leinenhemd sinken, das sie gerade inspiziert hatte. » Er war ein wundervoller Mensch, gütig und großzügig. Alle liebten ihn.«
    »

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