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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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dürfte ich auch nicht essen«, zählte er so stolz auf, als wäre das Verbot eine Art Privileg.
    » Tatsächlich?– Was für eine seltsame Zusammenstellung. Warum gerade diese Tiere?«
    » Das habe ich ihn auch gefragt. Er sagte, die Ahnengeister hätten es so bestimmt.« Robert sah sie fragend an. » Mama, wieso haben wir keine Ahnengeister?«
    Dorothea suchte nach einer passenden Antwort. » Wir haben die Bibel, in der steht, wie wir leben sollen, Robbie«, sagte sie schließlich. » Wir brauchen keine Ahnengeister.«
    » Ich hätte aber gerne welche!« Robert zog eine Grimasse der Enttäuschung. » Es muss lustig sein, wenn sie einem sagen, was man tun soll.«
    Dorothea dachte an die Initiationsriten, die Protector Moorhouse dezent mit » schmerzhaft und unanständig« umschrieben hatte. Ian, der einmal Zeuge bei einer solchen Zeremonie gewesen war, hatte sie ihr unverblümt geschildert. Die Vorgänge bei diesem wharepin gipfelten darin, dass den Novizen die Schambehaarung bis auf das letzte Haar ausgerissen wurde. Keinesfalls etwas, das für Kinderohren geeignet war!
    » Ich glaube nicht, dass es immer lustig ist«, sagte sie daher nur. » Stell dir nur vor, in der Regenzeit kein festes Dach über dem Kopf zu haben! Da würden die Ngarrindjeri sicher gerne mit dir tauschen.« Dorothea betrachtete ihren Sohn nachdenklich. » Sprichst du mit Parnko oft über seinen Stamm?«
    Der Junge nickte, sah sich um, als fürchte er, belauscht zu werden, und hielt seinen Mund dann dicht an Dorotheas Ohr. » Parnko hat manchmal Heimweh«, flüsterte er geheimnisvoll. » Dann fliegt er im Traum über das Camp seiner Leute und kann alles sehen und hören, was dort vor sich geht. Aber das dürfen die Männer nicht wissen! Sonst funktioniert der Zauber nicht mehr!« Vermutlich war es eher seine Verbindung zu der jüngsten Frau King Georges, die ihm solche Informationen zukommen ließ. Angesichts des schlechten Gesundheitszustands des alten Häuptlings war es sicher nicht falsch, sich auf dem Laufenden zu halten. Dorothea kam eine Idee. Vielleicht konnte sie den jungen Aborigine beauftragen, etwas über dieses mysteriöse Kind in Erfahrung zu bringen.
    Sie passte ihn ab, als er seinen Sack Mehl in der Küche abholte. » Gehst du jetzt über den Fluss?«, fragte sie so beiläufig wie möglich. » Kannst du mir einen Gefallen tun?«
    Parnko errötete wie ein ertappter Schuljunge. » Natürlich, Ma’am. Wenn es mir möglich ist.«
    » Erinnerst du dich daran, dass ich nach einem hellhäutigen Kind fragte? Ich möchte, dass du dich umhörst, woher es kommt und zu wem es gehört.« Dorothea bemühte sich um einen gleichmütigen Gesichtsausdruck. » Eigentlich ist es nicht wichtig, aber ich habe von ihm geträumt.« So wichtig, wie die Ngarrindjeri Träume nahmen, müsste das als Begründung für ihr Interesse ausreichen. Tatsächlich versprach Parnko, sein Bestes zu tun.
    » Es gibt kein Mitglied des Stammes mit heller Haut«, berichtete er ihr am Abend. » Es muss eines der Kinder von den Narwijerook gewesen sein.«
    Das wäre eine plausible Erklärung gewesen, wenn er nicht so heftig mit den Füßen gescharrt und beharrlich ihrem Blick ausgewichen wäre. Dorothea war überzeugt, dass er log. Sie würde einen anderen Weg finden müssen.

3

    Der Sommer des Jahres 1849/50 versprach so trocken zu werden wie sein Vorgänger. Dank der Bewässerungskanäle, die Robert Masters angelegt hatte, litten die Weiden rund um Eden House weniger unter Wassermangel. Aber die weiter entfernt liegenden nahmen schon bald die Farbe trockener Blätter an. » Wenn es so weitergeht, werden wir bald wie die Einheimischen Wasserlöcher graben müssen«, schrieb Mutter Schumann in einem ihrer monatlichen Briefe, in denen sie auch von den Geschwistern zu berichten pflegte. Karl und Koar studierten in London. Ihr Bruder an der Kunstakademie, und Koar war dank der vehementen Fürsprache Dr. Woodfordes sowie seiner guten Verbindungen zu den maßgeblichen Stellen tatsächlich an der medizinischen Fakultät angenommen worden. Sogar ein Stipendium hatte er erhalten. Zusammen mit dem, was Karl als Illustrator nebenbei verdiente, schienen sie damit gut in der fremden Großstadt zurechtzukommen.
    August hatte es in den Osten verschlagen. Kaum waren die ersten aufsehenerregenden Berichte über Goldfunde nach Adelaide gedrungen, hatte ihn nichts mehr gehalten. Nachrichten von ihm waren spärlich und selten ausführlich. Meist gipfelten sie in der Ankündigung, bald–

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