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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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Stimme in ihrem Kopf. » Wenn er sagte, er ritte zur Ostweide, hast du je daran gezweifelt? Und wenn Ian über Nacht weggeblieben war– hast du je auch nur im Traum daran gedacht, dass er sie in den Armen einer anderen Frau verbracht haben könnte? O ja, er hatte jede Gelegenheit!«
    War er deswegen immer so erschöpft gewesen, wenn er von seinen langen Ausflügen nach Eden House heimkam? Wenn sie jetzt darüber nachdachte, war er auch immer verdächtig gut gelaunt gewesen.
    » Wenn ich sie nur genauer hätte anschauen können!« Dorothea versuchte, sich die Züge des Kindes ins Gedächtnis zu rufen. Eine direkte Ähnlichkeit mit Ian war ihr nicht aufgefallen, aber das hatte nichts zu bedeuten. Ein Kind, noch dazu ein Mädchen, sah dem Vater oftmals nicht im Geringsten ähnlich. » Sollte er wirklich der Vater dieses Kindes sein, dann…« Dorotheas Hände ballten sich zu Fäusten, und ihre Augen blitzten. » Ich würde es ihm nicht raten!« Heiße Wut durchströmte sie, ließ sie vibrieren vor Eifersucht und Empörung und Schmerz darüber, dass Ian jene wunderbaren, verzauberten Momente, die nur ihnen beiden gehörten, mit einer anderen Frau geteilt haben sollte.
    » Liebes, es ist nichts als eine wilde Theorie«, sagte Lady Chatwick mit bemüht fester Stimme. » Ich denke– nein, ich bin mir sicher–, dass dein Mann dich viel zu sehr liebt, um eine andere Frau auch nur anzuschauen. Und dann auch noch eine Schwarze!« Lady Arabella rümpfte die Nase. » Ian besitzt für einen Mann ein erstaunliches Maß an Geschmack und Feingefühl.«
    Dorothea hätte ihr sagen können, dass diese Einschätzung auch auf die meisten der Männer zutraf, deren Frauen sich über die lubras erregten. Stattdessen nickte sie nur und flüchtete nach einer eiligen Entschuldigung aus dem Zimmer.
    Weder sie noch Lady Chatwick kamen je auf das Gespräch zurück. Dorothea versuchte, ihr wachsendes Unbehagen Ian gegenüber zu ignorieren. Doch es war wie verhext: hartnäckigem Unkraut gleich ließen sich die Bilder in ihrem Kopf nicht ausrotten, in denen sie Ian eine exotische Schönheit mit feuchten, dunklen Augen und samtiger Haut liebkosen sah. Kaum hatte sie sie verdrängt, tauchten sie aus heiterem Himmel wieder auf. So schrecklich real, als wäre sie dabei gewesen.
    Hatte er ihr die gleichen Koseworte ins Ohr geflüstert wie ihr? Wie sie wohl aussah? Einige der jüngeren lubras waren ausgesprochen attraktiv. Mit ihren dunklen Augen, der samtigen Haut und dem glänzenden, schwarzen Haar hätten sie– anständig gekleidet– jedem Mann den Kopf verdrehen können. Die von den Matronen in Adelaide bemängelte fehlende Schamhaftigkeit war in den Augen der Männerwelt keineswegs ein Nachteil.
    Mehrmals war sie kurz davor, Ian direkt zu fragen. Stets scheiterte dieser Vorsatz jedoch an irgendetwas. An einem Tag schien Ian zu sehr mit der Frage beschäftigt, welchen Preis er wohl für den Braunen erzielen würde. Ein andermal galt seine ausschließliche Sorge den steigenden Lohnkosten der Hirten. Seit immer mehr junge Männer ihr Glück auf den Goldfeldern im Osten suchten, wurden Arbeitskräfte knapp. Jedenfalls schien es nie der richtige Zeitpunkt zu sein. Was hätte es auch für einen Sinn? Natürlich würde er leugnen, ein Kind mit einer Ngarrindjeri zu haben.
    » Mama, wusstest du, dass ich weder Enten noch Kängurus essen dürfte, wenn ich ein Ngarrindjeri-Junge wäre?« Robert war noch in einem Alter, in dem man sich keine Gedanken darüber machte, warum seine Mutter Löcher in die Luft starrte, anstatt die Zahlenkolonnen in dem Haushaltsbuch zu kontrollieren, auf dem Mrs. Perkins aus alter Gewohnheit bestand. Dorothea hatte ihr schon oft vorgeschlagen, darauf zu verzichten. Sie empfand es als lästige Pflicht. Für Mrs. Perkins jedoch verkörperte es einen Grundpfeiler anständiger Haushaltsführung. » Kommt nicht infrage, Ma’am«, pflegte sie bei solchen Gelegenheiten empört abzulehnen. » Es geht ja nicht nur darum, dass ich damit nachweise, gut zu wirtschaften. Man kann auch sehen, welche Dinge im Lauf der Zeit teurer geworden sind oder was man letztes Jahr um diese Zeit gebraucht hat.«
    » Nein, das wusste ich nicht«, sagte sie jetzt, dankbar für die Ablenkung, und schob das ungeliebte Journal beiseite. » Was für ein Glück für dich, dass du Engländer bist– wo du gebratene Ente doch so liebst!«
    » Ja, das meinte Parnko auch. Und Reiher, Opossums, weibliche Wassermolche, Schildkröten sowie einige Vögel und Fische

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