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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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verstehe nicht viel von solchen Dingen wie Erbfolge und Blutlinie.«
    » Da fragst du genau die Richtige! Sie kennt auch noch die letzten Verzweigungen unseres an Seitenästen reichen Stammbaums«, sagte Percy und lächelte ironisch. » Cat und mein Vater haben oft Stunden in Onkel Hughs Bibliothek verbracht, nur um irgendeinen Bastard zuordnen zu können.«
    » Ich glaube nicht, dass Dorothy sich für die gesamte Familiengeschichte interessiert«, meinte Catriona. » Du möchtest sicher nur wissen, wie wir verwandt sind. Das ist ganz einfach: Onkel Hughs Vater hatte eine Schwester, die mit einem Mr. Grenfell durchbrannte. Er soll Tanzlehrer oder so etwas gewesen sein. Jedenfalls ein Mann ohne Referenzen und mit zweifelhaftem Ruf. Nachdem er ihre Mitgift durchgebracht hatte, besaß er wenigstens den Anstand, sich von einem Straßenräuber erschießen zu lassen. Die Witwe und ihr Sohn, unser Vater, zogen wieder nach Embersleigh Manor. Unser Vater und Onkel Hugh wuchsen auf wie Brüder. Erst als Onkel Hugh heiratete, zog Vater in unser kleines Haus, das sein Teil vom Erbe war.«
    » Es kommt mir irgendwie ungerecht vor«, meinte Dorothea. » Ist das immer so?«
    » In den allermeisten Fällen«, sagte Andrew Billingsworth mit der bei Juristen bekanntermaßen verbreiteten Vorliebe für Einschränkungen. » Wenn ein großer Besitz auch groß bleiben soll, kann er nicht bei jedem Todesfall unter zig Erben aufgeteilt werden. Also muss man Regeln finden, die das vermeiden. Es gibt Gegenden in Europa, da erbt der jüngste Sohn alles, aber meist ist es aus nachvollziehbaren Gründen der älteste.«
    » Und Töchter?«
    » Mädchen heiraten. Ihr Erbe ist ihre Mitgift.«
    » Aber das hatte doch dieser Tanzlehrer durchgebracht?«
    Mr. Billingsworth hob bedauernd die Schultern. » Das ist Pech. Ein verantwortungsbewusster Vater wird einen Bewerber immer auf Herz und Nieren prüfen. Deshalb empfiehlt es sich, die Wahl eines Ehemanns ihm zu überlassen.«
    So überheblich sich das anhörte– ganz unrecht hatte er nicht, fand Dorothea. Trotzdem tat die Witwe ihr leid. Nach der Demütigung durch ihren Ehemann musste sie in totaler Abhängigkeit von ihrem Bruder ihr Leben führen. » Vorhin hat Catriona etwas gesagt von der direkten Linie. Worum geht es dabei?«
    » Um den Titel«, erklärte der Anwalt bereitwillig. » Der Titel ist ein Teil des Erbes und geht stets vom Vater auf den ältesten Sohn über.«
    » Und wenn es keinen Sohn gibt?«
    » Dann nimmt der nächste in der Rangfolge den Platz des Erben ein. In diesem Falle wäre das Mr. Percy Grenfell gewesen, weil er der nächste männliche Verwandte Lord Embersleighs ist.«
    » Nicht sein Vater?«
    » Unser Vater ist vor einem Jahr gestorben«, sagte Percy. » Er war nie so gesund wie Onkel Hugh.«
    » Oh, das tut mir leid!«
    » Schon gut, wir hatten lange genug damit gerechnet.« Percy lächelte verzerrt. » Er war übrigens der Ansicht, dass Onkel Hugh sein Geld verschwendete und dieser alte Fuchs ihn ausnähme. Wenigstens hat er nicht mehr miterlebt, dass Mr. Wheeler sein Geld wert war.«
    Percy musterte Ian mit einem seltsamen Gesichtsausdruck. » Du bist Onkel Hugh so ähnlich, dass es geradezu unheimlich ist. Du scheinst auch seine unerschütterliche Konstitution geerbt zu haben.«
    » Ich kann mich nicht erinnern, jemals ernsthaft krank gewesen zu sein«, stimmte Ian ihm zu.
    » Gab es eigentlich noch mehr Kinder? Ich meine: Hatte ich Geschwister?«
    Catriona schüttelte den Kopf. » Leider nein. Dann hätten sie deinen Verlust vielleicht besser verkraftet. Vor dir hatte deine Mutter schon mehrere Fehlgeburten gehabt. Du warst das einzige Kind, das sie zur Welt gebracht hat, und nach deinem Verschwinden wurde Tante Elizabeth schwermütig. Ich selber habe sie nicht mehr kennengelernt, doch sie soll eine sehr schöne, liebenswürdige Dame gewesen sein.«
    » Vater erzählte einmal, sie sei die Königin der Saison gewesen«, ergänzte Percy. » Sogar ein Herzog hätte um ihre Hand angehalten. Aber als sie Onkel Hugh begegnete, gab es nur noch ihn. Und obwohl ihre Eltern nicht gerade begeistert waren, weil sie große Pläne mit ihr hatten, setzte sie es durch, ihn zu heiraten.«
    » Wie romantisch!« Lady Chatwick seufzte und betupfte ihre Augenwinkel. » Sicher waren sie sehr glücklich miteinander.«
    » Er betete sie an, und sie hatte nur Augen für ihn, wie es so schön heißt«, warf Andrew Billingsworth ein. » Als kleiner Junge bin ich ihr einmal über den Weg

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