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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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wirklich und wahrhaftig bei Almacks ?« Catriona betrachtete zweifelnd die unförmige Gestalt in ihrem schwarzen Sack.
    » Meine liebe Mutter bestand darauf«, gab Lady Chatwick zurück und seufzte leise. » Und ich muss sagen, ich habe dort tatsächlich einige vergnügliche Abende verbracht. Aber die meisten von ihnen waren schrecklich öde.– Oh, natürlich habe ich damals nicht so ausgesehen wie heute.« Sie begegnete ruhig Catrionas Blick. » Zwar war ich nie so eine ätherische Schönheit wie Lady Hamilton– die übrigens nie die Räume des Almacks betreten durfte–, aber auch ich hatte meine Verehrer. Ich kann mich nicht erinnern, je eine Lücke auf meiner Tanzkarte gehabt zu haben.«
    Dorothea versuchte, sich eine jugendliche Lady Chatwick vorzustellen, musste aber passen. So, wie sie heutzutage schon ins Schnaufen geriet, sobald sie nur die Treppe in den ersten Stock hinaufsteigen musste, brauchte es einfach zu viel Fantasie, ihren walzenförmigen Körper den eleganten Figuren eines Reigentanzes folgen zu sehen.
    » Hin und wieder gibt es auch Bälle in Adelaide. Sie sind sicher nicht so mondän wie in London, aber man kann dort auch seinen Spaß haben«, sagte Ian. » Und zu Queen Victorias Geburtstag ist ein großes Volksfest angekündigt. Wenn das Wetter mitspielt, soll es sogar ein Feuerwerk geben.«
    » Wieso ist das Wetter dafür wichtig?«
    » Für England mag Ende Mai günstig sein. Hier beginnt dann die Regenzeit«, erwiderte Ian trocken. » Es wäre nicht die erste Feier dieser Art, die buchstäblich ins Wasser gefallen ist.«
    » Es ist so verwirrend«, beklagte Catriona sich. » Wie habt ihr euch nur daran gewöhnt, dass hier alles andersherum ist?«
    » Das geht schneller, als man denkt.« Dorothea lachte. » Ich erinnere mich, dass unsere erste Adventszeit uns noch schwer zu schaffen machte. Es kam einem so aberwitzig vor, Weihnachtslieder zu singen, mitten im Sommer.« Sie hielt inne, weil mit diesen Erinnerungen auch andere Bilder aufstiegen: Jane, die sich so schockierend ungeniert ihrer Kleidung entledigte; Miles’ lachendes Gesicht, als sie zum ersten Mal aufeinandertrafen. Inzwischen dachte sie nur noch selten an ihn. Sein Verrat, der sie damals vernichtend getroffen hatte, erschien ihr jetzt, nach so vielen Jahren, zwar immer noch schäbig. Aber dank Robert– und ja, auch dank des Skelettmannes– hatte sein feiges Verhalten ihr Leben nicht nachhaltig beeinflusst. Immer noch schämte sie sich dafür, dass sie Robert Miles’ Kind hatte unterschieben wollen. Wie naiv sie gewesen war! Was hätte sie getan, wenn das Kind wie Ian seinem leiblichen Vater wie aus dem Gesicht geschnitten gewesen wäre? Der Skelettmann hatte es sicher nicht getan, um ihr zu helfen, aber sie musste immer wieder an den Spruch ihrer Mutter denken, dass oft aus Schlechtem Gutes würde und umgekehrt.
    So hätte sie die Chance gehabt, von dieser Gewissenslast befreit, mit Robert eine gute Ehe zu führen, wenn nicht Ian aufgetaucht wäre.
    Wenn, wenn… Hatte Mr. Moorhouse nicht erzählt, dass die Menschen in Indien– oder war es China gewesen?– glaubten, alles in ihrem Leben wäre vorherbestimmt? Man konnte noch so planen, man entkam seinem Schicksal nicht. Eigentlich ziemlich unheimlich.
    » Einen Penny für deine Gedanken, Cousine!« Percys neckische Bemerkung holte sie in die Gegenwart zurück.
    » Ich fürchte, sie waren keinen Penny wert«, gab sie im gleichen Tonfall zurück. » Ich überlegte gerade, ob es so etwas wie Schicksal gibt.«
    » Und? Zu welchem Schluss bist du gekommen?« Percys uneingeschränkte Aufmerksamkeit schmeichelte ihr und war ihr gleichzeitig unangenehm.
    » Zu gar keinem. Solche philosophischen Überlegungen überlasse ich wohl besser Gelehrten und Professoren.«
    In den nächsten Tagen spielte sich so etwas wie eine Routine ein: Percy gewöhnte es sich an, Ian bei seinen Kontrollritten zu begleiten. Mr. Billingsworth war es vollkommen zufrieden, im Salon mit Lady Chatwick Whist zu spielen, eine Beschäftigung, die der alten Dame die Bemerkung entlockte: » So gut habe ich mich seit Jahren nicht amüsiert!«
    So ergab es sich praktisch von selbst, dass Dorothea und Catriona den größten Teil des Tages zusammen verbrachten. Zwangsläufig übernahm Dorothea dabei die Hilfsdienste, für die Catriona sonst Trixie hätte rufen müssen. Und die waren zahlreich: Entgeistert hatte Dorothea am ersten Morgen auf die kostbaren Stoffe geblickt, die aus der Reisekiste quollen. Eigentlich hatte

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