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Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman

Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman

Titel: Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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könnte zumindest mit den Füßen hineingehen und sich etwas abkühlen.
    Sie wollte gerade damit beginnen, sich den linken Schuh aufzuschnüren, als ihr Blick auf eine Gabelung in einem kleinen Baum fiel. Dort lag etwas, das aussah wie Stoff oder Kleidung. War hier etwa jemand? Im nächsten Moment ließ sie ein leises Geräusch wie ein Plätschern zusammenzucken.
    Rasch duckte sie sich. Zum Fortlaufen war es zu spät. Und so drückte sie sich noch tiefer zwischen die Schilfhalme, machte sich so klein wie möglich und schloss die Augen.
    Ihr Herz raste. Wieso war sie nur auf die blödsinnige Idee gekommen, hier alleine herumzustreifen? Wenn das nun einer dieser Wilden war – nein, das sollte sie ja nicht sagen – also, wenn das nun einer der Maori war, der sie hier entdeckte? Die grausigen Worte von Mr Treban über das Wairau-Massaker kamen ihr wieder ins Gedächtnis, die Vorstellung, wie man sie abschlachtete wie ein Tier …
    Sie hörte, wie jemand aus dem Wasser stieg, vernahm das leise Tappen nackter Füße auf Gras und das Rascheln von Stoff.
    Es kribbelte in ihrer Nase. O nein, jetzt bloß nicht niesen! Das Kribbeln wurde stärker. Sie rümpfte die Nase, aber das machte es eher noch schlimmer. Ganz vorsichtig öffnete sie ein Auge.
    Es war kein Maori, der ihr da die Kehrseite zuwandte. Es war Alexander, nass und splitternackt, der gerade dabei war, sich die Haare mit einem Leinenhandtuch abzurubbeln. Wasser rann in kleinen Rinnsalen seinen Körper hinunter.
    Vor lauter Verlegenheit presste Lina sich noch tiefer in die Halme – und musste im nächsten Moment laut niesen.
    Alexander fuhr herum. »Wer ist da? Lina?«
    Lina hätte sich kaum eine peinlichere Situation vorstellen können. Konnte sich nicht einfach der Boden auftun und sie verschlingen?
    Aber der Boden dachte nicht daran. Sie musste sich zeigen.
    Langsam richtete sie sich im Schilf auf. Sie kam sich vor, als müsste sie jeden Moment vor Scham vergehen. »Ent… entschuldige.« Krampfhaft bemühte sie sich, nicht auf das Handtuch zu blicken, das er sich mit einer Hand vor seine Blöße hielt. »Ich … ich wollte nur … der Baum … wegen Weihnach…«
    Sie verstummte, und vor lauter Schreck vergaß sie glatt zu atmen: Auf Alexanders rechtem Oberschenkel prangte eine Tätowierung, so groß wie zwei Männerfäuste, aus verschlungenen Linien und Mustern, die ein bisschen dem Laubwerk in alten Ornamenten ähnelten. Lina hatte solche kunstvollen Tätowierungen schon einige Male gesehen. Bei den Maori. Im Gesicht, bei manchen auch auf Armen oder Beinen.
    »Das ist … du hast …« Sie brachte kein vernünftiges Wort heraus.
    »Die Maori nennen es moko .« Alexander hatte sich schneller wieder im Griff als sie, obwohl auch er sichtlich befangen war. »Und jetzt würde ich mich gern anziehen, wenn du nichts dagegen hast.«
    Lina nickte und trat fluchtartig den Rückzug an, rannte den Trampelpfad zurück, als wäre der Teufel hinter ihr her.
    Und die ganze Zeit kreisten ihre Gedanken um eine Frage: Wie um alles in der Welt war Alexander zu einer Maori-Tätowierung gekommen?

Kapitel 11
    Das Ferkel quiekte, als ginge es um sein Leben. Mit einem röhrenden Kreischen rannte es durch das umzäunte Geviert und versuchte, den vielen Händen zu entkommen, die es ergreifen wollten. Lina sah den kleinen gefleckten Körper auf sich zukommen und packte zu. Vergeblich – der geringelte, dick mit Seife eingeriebene Schwanz glitt ihr durch die Hände. Sie stolperte zurück und landete mit dem Hintern voran auf dem Boden. Zum Glück war es eine Rasenfläche; so würde ihr Kleid wenigstens keine Matschflecken aufweisen.
    Lautes Gelächter der Umstehenden ertönte. Lina schoss heiße Röte ins Gesicht. Aber so leicht würde sie nicht aufgeben!
    Jemand half ihr auf. »Danke«, murmelte sie verlegen. »Thank you.« Es war Appo Hocton, der junge Chinese, der sie am Ankunftstag an Land gebracht hatte.
    Für einen Moment fing sie Alexanders finsteren Blick auf, dann setzte sie erneut dem Ferkel nach, genau wie die anderen Teilnehmer der Schweinejagd. Sie waren zu sechst; zwei Mädchen und vier junge Männer, die das kleine Schwein jagten. Lina machte sich normalerweise nicht viel aus solchen Spielen. Aber Alexander hatte so lange auf sie eingeredet, bis sie schließlich nachgegeben hatte. Und bisher, das musste sie zugeben, machte es einen Heidenspaß. Was möglicherweise an ihrem Mitspieler lag.
    Das Ferkel hielt auf Alexander zu. Als es an ihm vorbeiwollte, stellte er sich

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