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Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman

Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman

Titel: Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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regnen an. Dicke Tropfen begannen, ihre Kleidung zu durchnässen. Lina war froh, unter ein Dach zu kommen, obwohl es löchrig war und das Wasser an manchen Stellen eindrang. Auch die Wände aus geflochtenen Matten waren an vielen Stellen beschädigt. Zumindest gab es eine Feuerstelle aus übereinandergeschichteten Steinen, auch wenn das Holz, das in der Maori-Hütte aufgeschichtet lag, feucht war.
    Alexander packte kleine Zweige und Stücke von den abbröckelnden Wandmatten auf einen Haufen. Aus einem mitgebrachten Kästchen holte er Stahl, Stein und ein Eckchen Feuerschwamm. Während Lina in dem herumliegenden Holz zwei Stöcke für die Fische auswählte, sah sie ihm verstohlen zu. Wieder und wieder erklang das helle Klingen von Stahl auf Feuerstein, blitzte ein kleiner Funke auf. Es dauerte, bis der Schwamm endlich genug glühte, um den Reisig zu entzünden. Als es Alexander schließlich gelungen war, ein Feuer in Gang zu bringen, rauchte es so stark, dass es die ganze Hütte einnebelte.
    Lina rückte näher an die Flammen. Jetzt am Abend wurde es rasch kühl. Mit der Linken hielt sie einen der geschenkten Fische am Schwanz fest, mit der Rechten fuhr sie mit der Rückseite eines schmalen Messers vorsichtig über die glänzende Haut. Die silbrigen Schuppen flogen in alle Richtungen. Einige der Blasen an ihren Händen waren aufgegangen und brannten höllisch, und unwillkürlich stöhnte sie auf.
    »Was ist denn los?«, wollte Alexander wissen.
    Lina legte das Messer fort und hob ihre Rechte. »Nur ein paar Blasen. Nicht so schlimm.«
    Davon ließ er sich nicht so leicht überzeugen.
    »Wir sollten das besser verbinden«, sagte er. »Sonst entzündet es sich noch.«
    Stumm ließ Lina sich von ihm verarzten. Er zerriss ein Stück von seinem Halstuch zu zwei langen Streifen, benetzte sie mit Wasser und band sie dann um ihre Handflächen.
    »Danke«, murmelte sie. War er wirklich um sie besorgt oder befürchtete er nur, dass sie morgen nicht mehr paddeln konnte?
    Jetzt tat es schon viel weniger weh. Sie schuppte die Fische fertig und nahm sie aus, dann spießte sie jeden der Länge nach auf einen der beiden Stöcke. Die Maori-Kartoffeln, die Alexander kumara nannte, legten sie direkt ins Feuer.
    Als die Fische fertig waren, holten sie die Kartoffeln mit ein paar Stöcken aus der Glut. Sie waren glühend heiß und, sobald sie abgekühlt waren, leider auch erst halb gar. Aber ihr orangefarbenes Fleisch war köstlich – süß und mehlig, ganz anders als die, die Lina von Deutschland oder von den Trebans kannte.
    Alexander hatte seine Decke auf der anderen Seite des Feuers ausgebreitet und aß schweigend. Bis auf vorhin hatte er kaum ein Wort gesagt.
    »Was Rieke und Julius wohl gerade machen?«, überlegte Lina laut und spuckte eine letzte Gräte aus. Sie hustete. Der Rauch, der die Hütte erfüllte, wurde immer dichter. Vergeblich versuchte sie, ihn fortzuwedeln.
    »Wahrscheinlich sitzen sie ebenso wie wir irgendwo im Trockenen und finden es furchtbar lustig, allein unterwegs zu sein.« Auch er hustete. »Herrgott, was ist mit diesem Feuer los? Ich werde hier gleich geräuchert.« Er zog ein noch nicht angebranntes Scheit aus dem Feuer und breitete damit die Glut aus, um die Flammen schneller niederbrennen zu lassen.
    Lina sah ihm zu, ihr Herz pochte plötzlich laut. »Wirst du es mir verraten?«
    »Was denn?«
    »Wohin sie wollen. Und wonach sie suchen.«
    Er rührte erneut mit dem Stock in der Glut herum. »Das musst du nicht wissen.«
    Lina schluckte. Deutlicher konnte man es wohl kaum sagen.
    »Du bist noch immer sauer, weil ich … weil ich deinen Vater geheiratet habe, nicht wahr?«
    Alexander gab ein verächtliches Schnauben von sich. »Wir sollten jetzt schlafen.«
    Lina legte sich neben das erlöschende Feuer und zog die Decke über sich. Sie war müde und fühlte sich wie zerschlagen von der ungewohnten Anstrengung, aber so konnte sie nicht den Tag beenden.
    »Alex, ich muss dir etwas sagen.«
    Schweigen. Sie drehte den Kopf, aber da der Rauch nur langsam abzog, konnte sie Alexander nur schemenhaft sehen. »Ich habe ihn nur aus einem Grund geheiratet.«
    Alexander schwieg weiterhin. Hoffentlich hörte er ihr wenigstens zu.
    Der Rauch biss noch immer in ihrer Kehle. Sie hustete erneut, dann begann sie stockend zu erklären.
    »Es war nur wegen Rieke. Er wollte sie hinauswerfen nach ihrem Asthmaanfall. Und … das konnte ich doch nicht zulassen. Dann hätten wir beide gehen müssen. Außerdem … hatte er mir

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